Serie Die Entstehung des Code Red (Teil 1 2 3 4 5 6 7)

Die Erweiterung zum Code Red 6.2.2

Erwähnte ich schon, dass man mit einem Heimkino nie fertig ist? Ich bin da keine Ausnahme. Kaum läuft alles rund, kommen schon neue Ideen, was noch verändert werden muss. Würde da nicht immer das aufgebrauchte Budget bremsen, wäre das Heimkino wahrscheinlich eine Dauerbaustelle.

Foto: Tobias Dambacher

Auch das Code Red hat 2017 ein kleines Update erfahren. Das betraf in erster Linie die Lautsprecher, weitete sich am Ende aber auf alles rund um den Klang aus. Das Ergebnis war weniger eine Zunahme an Klangqualität (obwohl es die auch gab), sondern eher die Möglichkeit, höhere Lautstärken zu fahren. Aber der Reihe nach.

Klangoptimierung durch manuelles Einmessen

Ich habe — nach dem Alter des Code Red gerechnet — relativ spät damit begonnen, die Klangoptimierung am AV-Receiver manuell vorzunehmen. 2016 habe ich mir dafür das UMIK-1 Messmikrofon geholt und mich in REW eingearbeitet. Es ist beeindruckend, was man dadurch innerhalb kürzester Zeit über Raumakustik und Lautsprecher dazu lernt.

Messmikrofon auf einem Kamera-Stativ am Hörplatz aufgebaut
Automatische Einmessung am Hörplatz

Das automatische Einmesssystem des AV-Receivers hat mir schon vorher nicht gereicht. Ich habe immer manuell etwas korrigiert, bis es sich für mich richtig angehört hat.

Mit der richtigen Messtechnik dahinter eröffnete das aber ganz neue Welten. Die Änderungen waren dabei teilweise sogar hörbar. Moment, was schreibt er da? Teilweise sogar hörbar? Sollte das nicht deutlich hörbar sein, wenn man so einen Aufwand betreibt?

Nun, ganz ehrlich, meine Ohren sind nicht so feinfühlig wie bei so manchem HiFi-Verrückten. Einen großen Teil meiner Messungen machte ich hauptsächlich für das gute Gewissen. Es war eine interessante Bestätigung, dass meine bisherigen Einstellungen nicht völlig falsch waren. Und es zeigte hier und da interessantes Optimierungspotenzial auf.

Ein riesiger Sprung war das mit Sicherheit nicht. Aber es verschaffte mir das gute Gefühl, das Potenzial der vorhandenen Technik nicht aufgrund falscher Einstellungen ungenutzt brachliegen zu lassen.

Absorber an den Türen

Ein großes akustisches Problem war schon auf eine Fehlplanung des Raums zurückzuführen. Die Eingangstür befindet sich direkt vor dem linken Front-Lautsprecher und damit genau am Spiegelpunkt der Erstreflexion. Da die Tür ziemlich schallhart ist, reflektierte sie daher fröhlich den gesamten Hoch- und Mittelton dieses Lautsprechers.

Blick auf den Eingangsbereich des Code Red. Die Tür ist mit Unmengen kleiner Schaumstoffecken beklebt.
Absorber an der Tür

Das führte bei bestimmten Frequenzen zu einem sehr unangenehmen “Flattern” im Ohr. Besonders Sprache bei höheren Lautstärken wurde damit teilweise unerträglich. Ein Absorber für die Tür musste her.

Wer mich kennt, weiß, dass eine Lösung für mich nur akzeptabel ist, wenn sie auch gut aussieht. Und genau das kann bei Absorbern an einer Tür ziemlich schwierig werden.

Schließlich wurde ich aber auf ein passendes Produkt von Thomann aufmerksam gemacht. Der Absorber an der Tür war damit nur noch eine Fleißarbeit. Die akustische Verbesserung ist deutlich hörbar. Ich kann deutlich lauter machen, ohne dass es nervige Nebeneffekte gibt.

Plattenabsorber überarbeitet

Im gleichen Zuge habe ich meinen übrigen Plattenabsorbern an den Seitenwänden ein optisches Update verpasst. Die hingen eigentlich schon seit ungefähr 2013 dort.

Ursprünglich bestanden sie nur aus einem einfachen Holzrahmen in dunkler Farbe. Die Basotect-Platten, die ich noch übrig hatte, waren mit grauem und rotem Stoff bezogen. Der Stoff war um den Absorber gespannt und hinten mit Stecknadeln fixiert. Das ganze wurde einfach in den Holzrahmen eingelegt und hielt dort durch seine eigene Spannung. Die Innenmaße des Holzrahmens waren nur 1 mm größer gewählt als die Außenmaße der Basotect-Platte.

Das Problem an dieser Konstruktion war, dass der Stoff mit der Zeit an Spannung verlor und leichte Wellen warf. Das sah dann immer schnell weniger gut aus und ich musste ihn mindestens jedes Vierteljahr nachspannen.

Das war mir zu nervig und ich entfernte den Stoff. Blanke, hellgraue Basotect-Platten konnte man sich in den Rahmen auch ansehen und es war besser als welliger Stoff. Damit die Platten mangels Spannung nicht heraus fielen, bohrte ich auf jeder Seite drei kleine Löcher in den Rahmen und steckte dort hindurch lange Nägel in die Basotect-Platte.

Aber es war eben nicht mehr Code Red, ich wollte den Stoff zurück haben. Daher habe ich erneut in die Holzkiste gegriffen und jeweils einen weiteren Holzrahmen zusammen geschraubt, der außen um den vorhandenen Rahmen herum passte. Dann besorgte ich mir einen vernünftigen Akku-Tacker und tackerte den noch vorhandenen Stoff um die Rahmen herum. Das brauchte ein paar Anläufe, bis der Stoff richtig gespannt war. Aber mit der Zeit hatte ich den Dreh raus.

Zuletzt wurde der große Rahmen nur noch über den kleinen Rahmen gelegt und mit ein paar kleinen Winkeln, die ich noch im Metallbaukasten meines Vergangenheits-Ichs gefunden hatte, festgeschraubt. Jetzt ist der Stoff dauerhaft richtig gespannt. Die Absorber sehen aus wie Stoffplatten die vor der Wand schweben.

Neue Lautsprecher

Der am meisten störende Faktor im Code Red 6.1 waren meine Front-Lautsprecher. Nicht vom Klang her! Nein, was das angeht haben die Nubert-Boxen immer tolle Arbeit geleistet. Obwohl die NuBox die kleinste Serie ist und die Lautsprecher schon an die 15 Jahre zählten, hatten sie immer noch unglaublich viel zu bieten. Qualitativ sind sie für eine weit größere Lebensdauer ausgelegt.

Ansicht des Code Red aus der hinteren rechten Ecke nach vorn.
Die neue Front mit den XTZ Spirit
Foto: Tobias Dambacher

Das Problem war viel mehr das Design im Buche-Furnier. Was damals bei der Anschaffung noch perfekt zu meinen Möbeln gepasst hat, ist inzwischen ein bisschen aus der Mode gekommen. Der unpassende Farbton im schwarz-roten Kino hat mich eigentlich gar nicht so sehr gestört — viel mehr empfand ich es als ungewöhnlichen Akzent. Leider verursachte die relativ helle Oberfläche aber auch Spiegelungen von der Leinwand. Gut, es gibt schlimmeres, aber da das Kino schon komplett dunkel und reflexionsarm war, lag es nahe, dieses Detail zu verbessern. Und abgesehen davon konnte ich mir schon lange ein paar ordentliche Standboxen an der Front vorstellen, soweit der kleine Raum das eben zuließ.

Da ich schon dabei war, eine Veränderung herbeizuführen, überlegte ich mir, ob nicht auch eine komplette Neuorientierung denkbar wäre. Zwar hatte ich keinen Grund, von Nubert weg zu gehen, aber nach über 20 Jahren will man dann vielleicht auch mal wieder neue Eindrücke sammeln. So blieb ich letztendlich beim schwedischen Hersteller XTZ hängen, der genau wie Nubert auf eine möglichst neutrale Abstimmung seiner Lautsprecher achtet.

Wenn schon eine Umstellung anstand, so wollte ich das gleich komplett durchziehen und alle Lautsprecher austauschen, nicht nur die Front. Mein Blick fiel sofort auf die Spirit-Serie, weil das schlichte Design und die matten Oberflächen perfekt zum Code Red passen würden. Zudem entsprachen die Spirit auch meinen Preisvorstellungen.

Zwei Subwoofer

Eine weitere Veränderung wollte ich beim Subwoofer erreichen. Der Nubert AW-880 war echt ein Tier, keine Frage. Aber ich konnte diesem Tier nie den nötigen Auslauf bieten. Die Lautstärke war nie höher als auf ca. 9 Uhr eingestellt. Er hätte so viel mehr gekonnt, aber Raum und Mitbewohner ließen einfach nicht mehr zu.

Ich wollte den Bass etwas sauberer und gleichmäßiger haben, das Potenzial besser ausschöpfen und mich zur Verbesserung der Optik in der Größe reduzieren. Es sollten 2 kleinere Subwoofer her, die — voraussichtlich beide an der Front — für eine gleichmäßigere Welle durch den Raum sorgen sollten.

Da ich mir grundsätzlich um die Leistung keine Sorgen machte (ich würde auch einen anderen Subwoofer nicht vollständig ausreizen können), legte ich das Hauptaugenmerk auf die untere Grenzfrequenz. Hier wollte ich die 20 Hz schon noch einigermaßen gut erreichen.

Meine Wahl fiel auf zwei XTZ Sub 10.17 — die genau das erfüllten. Sie waren die perfekte Mischung aus Größe und Tiefgang. Zudem passen sie optisch perfekt zur Spirit-Serie.

Vorbereitung auf Dolby Atmos

Darüber hinaus wollte ich als Vorbereitung auf Dolby Atmos gleich noch zwei Deckenlautsprecher installieren. Vier Stück wären in meinem kleinen Raum nicht sinnvoll gewesen, zumal die Surround-Lautsprecher schon relativ hoch hängen.

Das war der schwierigste Teil überhaupt. Nach langen Überlegungen entschied ich mich für die XTZ Cinema S2. Die außergewöhnliche Form des Gehäuses wäre mehr ein Hingucker, als ein störender Faktor an der Decke. Durch die Schräglage der Chassis konnte ich es mir mit gutem Gewissen sparen, sie anzuwinkeln, was ebenfalls ein großer optischer Vorteil ist. Das Code Red ist nur 2,20 m hoch, weshalb man Deckenlautsprecher relativ gut aus der Nähe sieht. Letztendlich passte auch hier die Optik perfekt zur Spirit-Serie.

Ansicht des Code Red von vorne nach hinten.
Der hintere Bereich mit den XTZ Spirit 6
Foto: Tobias Dambacher

Da mein AV-Receiver noch nicht für Atmos ausgelegt war, schloss ich die Deckenlautsprecher zunächst mal als Front-Precense an, die Yamaha-eigenen Effektkanäle. Von der Position her waren sie auf Atmos ausgerichtet, obwohl ich sie etwas weiter vorne als die empfohlenen 80° über dem Hörplatz aufhängte, um den leeren Raum zwischen Front und Surround besser aufzufüllen. Front-Precense würden eigentlich weiter nach vorne gehören, aber da ich die Dialog-Lift-Funktion nicht nutze, ist so alles in bester Ordnung.

Der Gewinn an Räumlichkeiten ist im Falle des Code Red zunächst minimal (weshalb ich vorerst trotzdem lieber eine 6.1 Abmischung bevorzuge). Das liegt sehr wahrscheinlich daran, dass die Decke noch komplett unbedämpft ist und daher schon die Reflexionen der Frontlautsprecher von oben kommen. Dem haben die Deckenlautsprecher nicht mehr allzu viel hinzuzufügen.

Aber die Höhenkanäle sind wie gesagt vorbereitend für Atmos-Höheneffekte eingeplant. Vorerst nutze ich sie also nur zum Spaß oder für Experimente.

Bass-Korrektur mit minidsp

Zuletzt habe ich meinen Subwoofern noch ein minidsp 2×4 HD gegönnt. Mit diesem kleinen Kasten lässt sich unter anderem der Frequenzganz eines Audiosignals beeinflussen und nach Bedarf gerade biegen.

Mein Raum ist ja aufgrund der knappen Abmessungen schon immer etwas kritisch was den Tiefbass angeht. Zwei Raummoden schlagen bei mir richtig zu, eine als Überhöhung bei 38 Hz, die andere als Auslöschung im Kickbassbereich um die 60 Hz herum. Zwar ist ein DSP immer nur die zweite Wahl, aber die Maßnahmen, die eigentlich notwendig wären erfordern einen größeren Umbau. Vorerst muss es also auf dem elektronischen Weg gehen.

An der Auslöschung kann ich natürlich nicht allzu viel ändern und die Subwoofer anders aufzustellen kommt aus verschiedenen Gründen erstmal nicht in Frage. Aber die Überhöhung und das damit verbundene unangenehme Dröhnen habe ich ziemlich gut in den Griff bekommen.

Viel mehr ist das minidsp aber ein tolles Spielzeug, um Experimente mit den Subwoofern durchzuführen. Verschiedene Positionen und verschiedene Delays kombiniert mit dem äußerst flexiblen Equalizer bieten jede Menge Möglichkeiten, den bestmöglichen Bass herauszukitzeln.


Zum Abschluss der Veränderungen gönnte ich meinen Sitzen ein paar schicke Kopfstützen-Schoner mit dem Code Red Logo. Ich kann nur empfehlen, etwas über die Kopfstützen zu legen. Mit der Zeit sehen die sonst nicht mehr besonders schick aus. Das ist eines dieser Verschleißteile im Heimkino.

Damit war das Code Red in der Version 6.2.2 ein weiteres Mal vorläufig fertig. Wie man sieht, habe ich damit begonnen, wesentliche Änderungen mit einer Versionsnummer zu bezeichnen, die dem Lautsprecher-Setup entsprechen. Mal sehen, wohin das führt.

Was ich in all der Zeit voller Planung, Bau und Veränderungen gelernt und an Erfahrungen gewonnen habe, darüber berichte ich dann im vorerst letzten Teil dieser Serie.

2 Gedanken zu „Die Erweiterung zum Code Red 6.2.2

  1. Guten Abend Bert!

    Wieder ein sehr schöner Artikel über die Geschichte und die technische Entwicklung des Code Red. Du bist ein bisschen mein Versuchskaninchen muss ich sagen, denn viele Dinge, die Du auf dem Weg erlebt hast, haben mir bei meinem Heimkino schon einiges erspart 😀 Danke dafür 😉

    Gespannt bin ich gerade deswegen auch auf den Artikel zum miniDSP, das steht bei mir nämlich auch noch auf der Liste der möglichen Verbesserungen 🙂

    Aber man ist ja nie fertig. In diesem Sinne, bis zum nächsten Mal!

    Viele Grüße,
    Marco

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