Mit dem Bild durch die Wand

Projektion von nebenan – Einen Wanddurchlass bauen

Wer absolute Stille in seinem Heimkino voraussetzt, aber auf einen Beamer nicht verzichten will, hat möglicherweise ein Problem: Die Kisten rauschen! Die räumlichen Gegebenheiten vorausgesetzt, kannst du den Beamer aber in den Nebenraum verfrachten. Dazu brauchst du einen Wanddurchlass, am besten mit Verglasung – ganz wie im echten Kino.

Die Rückwand eines Kinos, Sitzreihen im Vordergrund, durch die der Projektor das Bild aus dem Projektionsraum wird.

Wenn du durch die Wand projizieren willst, gibt es ein paar Kleinigkeiten zu beachten. Mit einem Loch in der Wand ist es nicht getan. Schließlich soll das ja auch noch nach etwas aussehen. Zudem gilt es Spiegelungen, Reflexionen und andere unerwünschte optische Effekte zu vermeiden.

Beamer in den Nebenraum verlagern

Besonders wenn du ein sehr großes Bild mit 3 Metern Breite oder mehr haben willst, kann der Beamer sehr laut werden. Damit das Bild noch ausreichend hell ist, kannst du den Eco-Modus mit reduzierter Lichtleistung und geringerem Lüftergeräusch nicht nutzen. Das ist auch schon der größte Vorteil, wenn man den Beamer in den Nebenraum verfrachten kann: absolute Stille!

Dieses Vorhaben lohnt sich natürlich um so mehr, wenn auch die gesamte andere Technik dort unter kommt. Ein richtiger Projektionsraum bietet meistens mehr Platz. Man muss Kabel nicht so gut verstecken und kann bequemer mal etwas umkonfigurieren. Besonders interessant ist das aber, wenn für alle Lautsprecher PA-Endstufen zum Einsatz kommen, die ihrerseits auch einen Lüfter mitbringen. Damit du trotzdem vom Projektionsraum etwas sehen kannst, hilft ein Vorschaumonitor ungemein weiter.

Nicht zu vergessen ist der Coolness-Faktor: Wenn der Beamer durch eine Scheibe an der Rückwand des Heimkinos leuchtet, wirkt das wie im echten Kino. So bist du wieder einen Schritt näher an richtiger Kino-Atmosphäre.

Zuletzt ist die Projektion durch die Wand meistens ein Gewinn an Abstand zwischen Beamer und Leinwand. So lässt sich auch in einem relativ kleinen Raum ein sehr großes Bild erzeugen.

Anforderungen an Raum und Wand

Um die Projektion durch die Wand umsetzen zu können, sind einige räumliche Gegebenheiten erforderlich. Zunächst muss natürlich die Raumaufteilung stimmen. Gegenüber der Wand, wo die Leinwand hängen soll, muss genau mittig ein Loch durch die Wand gehen, etwa 20 bis 30 cm unter der Decke. Dahinter muss sich der zukünftige Projektionsraum befinden.

Die Wand muss entsprechend gemauert sein, um einen Durchbruch schaffen zu können. Das heißt, es sollte höchstens eine Ziegelwand sein. Von tragenden Wänden aus Beton würde ich die Finger lassen: hier überhaupt einen Durchbruch zu schaffen erfordert schweres Gerät. Die Auswirkungen auf die Statik solltest du im Zweifelsfall von einem Fachmann prüfen lassen. Zwar ist der Durchbruch relativ klein, aber an einer tragenden Kellerwand solltest du nicht einfach so herumhacken. Sehr wahrscheinlich wirst du so ein Projekt in einem Kellerkino umsetzen. Vielleicht errichtest du auch eine künstliche Raumtrennung als Rigipswand – das macht die Sache natürlich deutlich einfacher.

Vergiss auch nicht, einen zusätzlichen Schacht für diverse Kabel einzuplanen. Gerade, wenn der AV-Receiver auch in den Technikraum auswandern soll, wirst du jede Menge Lautsprecherkabel nach nebenan verlegen müssen. Anderenfalls muss mindestens ein HDMI-Kabel zum Beamer führen. Nicht zu knapp planen!

Die Stärke der Wand ist ziemlich egal und beeinflusst höchsten, wie schwer es wird, den Durchbruch zu schaffen. Sie bestimmt allerdings mit, wie groß das Loch sein muss.

Rückwand eines Heimkinos mit Projektor hinter einem kleinen Fensterausschnitt.
Projektion aus dem Technikraum im Skyline Four

Größe des Durchbruchs ermitteln

Ich könnte jetzt wieder mit Mathematik um die Ecke kommen, aber manche Dinge probiert man einfach lieber aus. Als wichtigster Teil der Arbeit gilt es zu ermitteln, wie groß der Wanddurchlass sein muss. Die folgenden wesentlichen Faktoren sind hier ausschlaggebend:

  1. Wie nah befindet sich der Beamer auf Seite des Technikraums am Wanddurchlass? Je weiter weg, desto größer muss das Loch sein.
  2. Das Bild wird mit wachsender Entfernung zum Beamer größer. Ausschlaggebend ist also die Größe des Lochs auf Seite des Kinoraums.
  3. Wie weit ist der Beamer von der Leinwand entfernt? Je näher die Leinwand, desto weniger spitz ist der Lichtkegel – das Loch muss größer sein.

Um hier keine böse Überraschung zu erleben, machst du am besten einen Testaufbau mit dem Beamer in entsprechender Entfernung zu einer weißen Wand. Den Wanddurchlass simulierst du mit einem Karton, dessen Deckel und Boden geöffnet ist. Alle Entfernungen misst du genau aus.

Der Beamer muss durch den Karton projizieren, ohne Gefahr zu laufen, dass der Karton einen Schatten wirft. Damit du in der Aufstellung flexibel bleibst, gibst du zur ermittelten Größe ausreichend Puffer hinzu. Bedenke auch, was passieren könnte, wenn du evtl. einen anderen Beamer anschaffen solltest.

Den Wanddurchlass verkleiden

Niemand will ein hässliches Loch in der Wand sehen, deshalb wird der Wanddurchlass verkleidet. Das funktioniert im Grunde wie mit einem Türrahmen. Außerdem muss noch irgendwie eine Scheibe da rein, um die Geräusche des Beamers wirklich komplett abzuschotten.

Die Glasscheibe

Für die Glasscheibe solltest du dich bei einem örtlichen Glaser nach Museumsglas mit einer Lichtdurchlässigkeit von 99% umsehen. Das ist besonders reflexionsarm und farbneutral. Das ist wichtig, damit die Scheibe das Bild nicht beeinflusst.

Ein Rahmen für einen Wanddurchlass, Ansicht von vorn
Beispiel für den Rahmen in einem Wanddurchlass. Man sieht deutlich die schräge Kante, an der die Scheibe anliegt.
Foto: GTNubi

Du kannst dir Glas in nahezu jeder beliebigen Größe zuschneiden lassen. Natürlich wäre es dafür praktischer, zuerst den Rahmen fertig zu haben, um ihn genau vermessen zu können.

Die Glasscheibe darf nicht einfach senkrecht in den Rahmen eingebaut werden. Das würde dazu führen, dass ein Teil des Lichts daran reflektiert und in die Beamerlinse zurück gestrahlt wird. Auch das hätte Auswirkungen auf die Bildqualität, die du lieber vermeiden willst.

Deshalb muss die Scheibe schräg eingebaut werden: oben in Richtung Kino geneigt bzw. unten in Richtung Technikraum. Dadurch wird der geringe Anteil reflektierten Lichts nicht zurück zum Beamer geworfen, sondern im Technikraum gegen die Decke. Den genauen Winkel ermittelst du am besten anhand einer Zeichnung (Seitenansicht) des Rahmens. Er dürfte so bei ungefähr 20° liegen. Das ist abhängig davon, wie viel Abstand der Beamer zur Scheibe hat.

Der Rahmen

Wie du den Rahmen baust, bleibt deinem handwerklichen Geschick überlassen – sofern vorhanden. Du kannst aber genauso einen örtlichen Schreiner beauftragen. Oft lässt sich sowas als Azubi-Projekt deklarieren und wird dadurch gar nicht mal so teuer.

Ein Rahmen für einen Wanddurchlass, Ansicht von hinten
Foto: GTNubi

Auf den Bildern siehst du, wie sowas aussehen könnte. Zunächst muss der reine Wanddurchbruch verkleidet sein. Auf Seite des Kinos sollte es außerdem einen breiten Rand geben, der einen sauberen Abschluss schafft.

Der Rahmen wird am Ende von der Seite des Kinos in die Öffnung eingeschoben. Wer es ganz genau machen will, kann für die Seite des Technikraums auch noch einen Rand bauen.

Ein Rahmen für einen Wanddurchlass, Ansicht von innen
Foto: GTNubi

Für die Glasscheibe ist ein Ausschnitt im Rahmen praktisch, der sie gleich in den richtigen Winkel bringt. Wer Zugang zu einer CNC-Maschine hat (und den dafür nötigen Maschinenbediener kennt), kann diesen Rand aus dem Holz heraus fräsen. Einfacher ist es aber, zwei zusätzliche Seitenwände mit schrägen Kanten innen in den Rahmen einzufügen. Die müssen nur vorab bei der Berechnung aller Größen mit berücksichtigt werden. Eine Kante oben und unten ist nicht notwendig.

Ein Rahmen für einen Wanddurchlass, Detailansicht einer Seitenwand von innen
Foto: GTNubi

Die Scheibe wird ganz zum Schluss von Seite des Technikraums in den Rahmen eingeschoben, wo sie durch die Kante im richtigen Winkel stehen bleibt. Befestigt wird sie durch diese kleinen Haltestifte für Regalböden, meist zu finden unter dem Begriff Regalbodenträger oder Fachbodenträger. Dazu sind vorab 4 präzise Bohrungen in die Seitenwände notwendig. Ideal sind Regalbodenträger mit einer einseitigen Gummibeschichtung oder -hülle oder einer Auflagefläche aus transparentem Kunststoff. Alternativ kannst du eine Seite auch mit einem kurzen Stück Schrumpfschlauch beziehen.

Farbe drauf und fertig

Zuletzt kannst du den Rahmen natürlich passend zum Kino lackieren – entweder mit Sprühlack aus dem Baumarkt oder bei einem professionellen Lackierer. Letzteres wird erfahrungsgemäß deutlich besser. Alternativ kannst du ihn auch einfach streichen. Gerade bei dunklen Farben wird das kaum auffallen.

Die zu lackierende Fläche hält sich ja stark in Grenzen. Der sichtbare Rahmen und der gesamte Innenbereich müssen möglichst dunkel werden. Alle anderen Flächen sind optional. Zu empfehlen ist generell eine matte Oberfläche, damit es nur wenige Spiegelungen durch das nahe Beamer-Objektiv gibt.

Einbau

Den Wanddurchlass kannst du auf verschiedene Arten in die Wand einbauen:

  • Klassisch, den Raum zwischen Holz und Mauerwerk mit Bauschaum ausspritzen. Das hält bombenfest, ist aber auch ziemlich endgültig. Du wirst den Rahmen kaum ohne Beschädigung wieder heraus bekommen.
  • Mit kleinen Holzkeilen, die von Seite des Technikraums in den Spalt geschlagen werden. Die lassen sich notfalls wieder heraus ziehen.

Ganz allgemein ist es aber wohl am besten, den Rahmen in der exakten Größe mit nur wenig Spiel zu bauen. So ist vielleicht gar keine allzu komplizierte Befestigung notwendig.


Die Details der Umsetzung hängen natürlich sehr stark von den individuellen Gegebenheiten deines Raums ab; außerdem von deinem handwerklichen Geschick und der Fülle deines Geldbeutels. Diese kleine Anleitung dürfte dir aber den Weg zu einem Wanddurchlass für den Beamer gezeigt haben.

Da man sich heute in fast jedem Baumarkt Holz auf den Millimeter genau zurecht sägen lassen kann, geht man fast schon mit einem Bausatz nach Hause. Wenn du vorher alles gut geplant hast, musst du kaum selbst Hand an das Holz legen, sondern kannst dich auf das Verschrauben und Verkleben der Teile konzentrieren.

Und wenn dir all das doch zu umständlich ist und du die Sache mit dem Wanddurchbruch in den Technikraum lieber vermeiden würdest, ist eine Hushbox eine gute Alternative, um das Lüftergeräusch abzuschotten.

11 Gedanken zu „Projektion von nebenan – Einen Wanddurchlass bauen

  1. Hallo,
    kann man auf Ihrer Seite den Bildkegel bei einem Abstand auf 15cm berechnen, wenn die Leinwandbreite 2.10 und die Distanz 5.5 ist bei einenm Zoom von 2.2 (Epson 7400)
    Besten Dank für Ihre Unterstützung
    Marcel Geist

  2. Hallo!
    Ich habe eine neue Leinwand gekauft und möchte einen neuen unteren Endpunkt einstellen.In der Anleitung steht das mann die Leinwand bis zum Endpunkt fahren soll und das die Leinwand dann automatisch stoppt,um den aktuellen Endpunkt zu entfernen.Wie kann ich den Endpunkt entfernen wenn meine Leinwand aber auf ein Möbelstück endet und die Leinwand nicht bis zum aktuellen Endpunkt kommt.Vielen Dank

  3. Hallo!
    Muss man ein Steuerkabel vom AV-Receiver zum Projektor verlegen wenn man beides mit einen Tastendruck auf der Fernbedienung starten und beenden möchte,und was für ein Kabel muss das sein.Vielen Dank

  4. Servus, ich hätte eine Frage zur Winkelbestimmung der Glasscheibe. Ich hab den Rahmen fertig, aber ich bin mir jetzt nicht sicher, bei welchem Abstand, von Beamerlinse zur Glasscheibe, man mit dem 20 Grad Winkel arbeiten kann. Ich hab zwar eine Zeichnung gemacht, aber ich weiß nicht, wie man den Winkel anhand des Abstandes zur Beamerlinse genau bestimmt. Würde mich sehr über eine Antwort freuen. Danke!

    1. Hi Martin,

      du brauchst eine Seitenansicht deines + Technikraum, um den Lichtkegel vom Beamer zur Leinwand abhängig von deren Höhe richtig bestimmen zu können. Dann kannst du die Scheibe einzeichnen und den Winkel bestimmen.

  5. Vielen Dank für die ausführliche Beschreibung Bert. Ich denke auch darüber nach, einen Druchbruch zu machen und solche eine “Lichtdurchreiche” zu bauen. Was ich nicht ganz verstehe: Ich habe irgendwo gelesen, dass das Objektiv des Beamers so nahe wie möglich an der Glasplatte sitzen sollte, damit der Lichtverlust so gering wie möglich ist. Bei deinem Rahmen fällt ja aber auf, dass die Glasplatte nicht direkt am Anfang des Rahmens ansetzt, sondern ein paar cm dahinter, also notgedrungen ein Abstand zwischen Platte und Linse besteht, da der Beamer ja nicht in den Rahmen passt. Ist dieser Abstand auf irgendeine Art kalkuliert, so dass er in deinem Fall genau richtig ist? Meine Frage wäre ob der Abstand (Glas/Linse) generell wichtig ist und ob es irgendwie abhängig vom Einbauwinkel der Glasplatte ist.

    Dann wäre meine zweite Frage, ob die Größe des Rahmens irgendeinen Unterschied macht? (außer natürlich dem Mehraufwand beim Bau)

    Ich danke dir vielmals!
    Viele Grüße
    Pierre

    1. Hallo Pierre,

      der Abstand in Verbindung mit einer schräg gestellten Scheibe ergibt sich in erster Linie daraus, dass so versucht wird, keine Reflexionen in die Beamer-Linse zurückfallen zu lassen. Bei schräger Scheibe brauchst du also einen gewissen Mindestabstand, damit das überhaupt einen Sinn ergibt. Wieviel genau, lässt sich nicht pauschal sagen. Dazu machst du dir am besten eine maßstabsgetreue Seitenansicht dieses Aufbaus und zeichnest den Lichtkegel und dessen Reflexionen ein.

      Grundsätzlich stimmt es, dass bei größerem Abstand zur Scheibe das Bild bereits größer geworden ist, wenn es die Scheibe durchdringen muss. Dadurch ergibt sich mehr Fläche und somit “mehr Hindernis”. Da du aber sowieso kein 08/15-Glas verwenden solltest, sondern Museumsglas mit möglichst geringem Verlust, ist das absolut zu vernachlässigen. Hier zählen viel mehr praktische Aspekte.

      Der Rahmen macht keinen Unterschied, der muss einfach so groß sein, wie er eben sein muss, um eine ausreichend große Scheibe zu tragen.

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