Stoffe zum Verkleiden von Wänden und Absorbern

Auch wenn man es zunächst nicht erwarten würde, sind Stoffe einer der wichtigsten Werkstoffe für den Heimkinobau. Hinter Verkleidungen aus Stoff lassen sich jede Menge Dinge verstecken, die niemand sehen will, die aber akustisch noch vorhanden sein sollen: Lautsprecher und Maßnahmen zur Verbesserung der Raumakustik sind die wichtigsten. Hier zeige ich dir, worauf du bei der Auswahl eines Stoffs achten musst.

Schwarze Stoffe wie dieser sind Standard in den meisten Heimkinos
Foto: tookapic auf Pixabay

Stoffe wirken sich akustisch relativ gering aus. Je nach Typ sind sie irgendwo zwischen “fast gar nicht” und “nur im Hochton” absorbierend einzuordnen. Gleichzeitig bieten sie vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten und sind leicht zu verarbeiten. Du musst dafür nicht einmal nähen können. Diese Eigenschaften kannst du dir im Heimkino zunutze machen.


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Gründe für die Verkleidung mit Stoff

Schon bei der Planung des Heimkinos stellt sich die Frage, wie akustische Maßnahmen versteckt oder ganze Wände verkleidet werden sollen. Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass Teppich in zu großen Mengen schädlich für die Akustik ist, weil er den Hochton überdämpft. Diese aus alten Kinos bekannte Lösung ist also nicht zielführend. Optisch ähnlich aber akustisch unbedenklich ist hingegen Baumwollputz als Wandverkleidung.

Schwarze Stoffe sind sehr beliebt als Wandverkleidung im Heimkino
Wandverkleidung mit Stoffrahmen
Foto: Nils Hitschke

Stoffe kommen dann ins Spiel, wenn einzelne Akustikelemente wie Absorber, Resonatoren oder Diffusoren verkleidet werden sollen. Aber auch für einen komplexeren, modularen Wandaufbau oder eine abgehängte Decke kommt eine Verkleidung mit Stoff in Frage. Hierbei solltest du den Stoff allerdings nicht direkt auf die Unterkonstruktion tackern, sondern Rahmen damit bespannen und diese zum Beispiel mittels Magneten oder Klettverschlüssen darauf anbringen.

In jedem Fall geht es darum, etwas hinter dem Stoff zu verstecken. Ihn einfach nur vor eine harte Wand zu spannen bringt herzlich wenig. Darin liegen die größten Vorteile von Stoffen gegenüber anderen Wandverkleidungen:

  • Stoffe können relativ günstig sein. Der Quadratmeterpreis beginnt bei ungefähr 4 € für einfache Stoffe. Nur Stoffe mit speziellen Eigenschaften werden oft deutlich teurer.
  • Es gibt sie in allen Farben. Muster sind ebenso möglich wie individuelle Motivdrucke.
  • Die Auswahl an Händlern und passenden Produkten ist riesig.
  • Verkleidungen aus Stoff sind reparabel und jederzeit mit vertretbarem Aufwand austauschbar.
  • Für jede optische und akustische Anforderung gibt es eine Lösung.

Dem gegenüber steht, dass man sich in der Welt der Stoffe schnell verirren kann. Das Angebot ist so groß, dass man leicht den Überblick verliert und am Ende gar nicht mehr weiß, was man kaufen soll. Die folgenden Abschnitte sollen dir bei diesem Problem Abhilfe verschaffen.

Schalldurchlässig oder nicht?

Von allen Anforderungen an passende Stoffe für dein Heimkino ist eine Eigenschaft besonders wichtig. Es geht darum, ob der Stoff akustisch transparent sein muss oder nicht.

Akustisch transparent bedeutet: Der Stoff absorbiert nahezu keinen Schall. Er stellt kein Hindernis für Schallwellen dar. Das steht im Gegensatz zu normalen Stoffen, die immer einen gewissen Anteil des Schalls schlucken bzw. nicht durchlassen.

Stoff kann grundsätzlich nur den Hochtonanteil des Schalls absorbieren. Die längeren Schallwellen tieferer Töne gehen ungehindert hindurch. Stoff bietet keinen ausreichenden Widerstand für tiefere Töne. Aus diesem Grund klingt es zunehmend dumpf, wenn jemand hinter einem Vorhang spricht.

Akustisch transparenten Stoff benötigst du für genau zwei Anwendungsfälle:

  1. Wenn sich hinter dem Stoff Lautsprecher befinden sollen, die das volle Frequenzspektrum wiedergeben (somit sind Subwoofer davon ausgenommen). Das beste Beispiel hierfür sind die Stoffabdeckungen, die viele Lautsprecher ab Werk mitbringen.
  2. Wenn der Stoff eine Verkleidung für Diffusoren darstellt. Diffusoren sind in der Regel dafür gedacht, das volle Frequenzspektrum inklusive Hochton zu streuen. Normaler Stoff vor dem Diffusor würde den Hochton absorbieren, so dass der Diffusor nur noch ab dem oberen Mittelton abwärts wirken würde. Das kann beabsichtigt sein, ist es in der Regel aber nicht.

Sobald du aber Absorber verkleidest, ist kein akustisch transparenter Stoff notwendig, wohl aber möglich. Da praktisch alle Absorber im Hochton wirken, ist es egal, ob bereits der Stoff den Schall absorbiert, oder erst der Absorber dahinter.

Wenn du an einigen Stellen im Heimkino akustisch transparenten Stoff einsetzen musst, weil du Lautsprecher verstecken willst, dann kannst du diesen Stoff auch an allen anderen Stellen verwenden, um ein einheitliches Erscheinungsbild zu bekommen. Es schadet nicht, macht die Sache aber teurer, weil akustisch transparenter Stoff in der Regel ein ganzes Stück hochpreisiger ist.

Stoffe in verschiedenen Grautönen

Stoffe nach Anforderungen

In vielen Fällen lässt sich die gigantische Produktauswahl schon extrem reduzieren, wenn du einfach die Entscheidung für oder gegen einen akustisch transparenten Stoff getroffen hast. Die Qual der Wahl hast du nur bei normalen Stoffen.

Foto: Karolina Grabowska auf Pixabay

➀ Normale Stoffe

Bei normalen Stoffen zum Verkleiden von Absorbern hast du die freie Auswahl und kannst dich voll und ganz auf das Aussehen bzw. die optische Wirkung konzentrieren. Trotzdem gibt es zwei wesentliche Kriterien, auf die du achten solltest:

Elastizität des Stoffs

Die Elastizität betrifft vor allem spezielle Stretch-Stoffe. Man sollte meinen, wenn man damit etwas bespannen möchte, wäre das eine gute Eigenschaft, weil man den Stoff dann einfach etwas überspannen kann und er sich selbst glatt zieht. Dem ist aber leider nicht so. Die Wahrscheinlichkeit ist relativ hoch, dass genau diese Spannung mit der Zeit nachlässt und der Stoff dann vom Rahmen herunterhängt oder Wellen wirft. Ein weniger elastischer Stoff ist daher in den meisten Fällen besser geeignet.

Reflektierende Eigenschaften

Schallreflexionen können im Hochton auftreten, wenn der Stoff sehr glatt und dicht ist. Ein weiteres Erkennungsmerkmal ist, wenn er sich störrisch und dick anfühlt. Der Mittelton und Bass wird weiterhin nahezu ungehindert hindurch gehen. Aber der Hochton kann dann schon wieder vom Stoff reflektiert werden, so wie es bei einer Folie der Fall wäre. Der Absorber dahinter würde dann im hohen Frequenzbereich entsprechend weniger oder keine Wirkung mehr zeigen.

Im Allgemeinen kannst du dich an Stoffen auf Basis von Baumwolle orientieren. Ein hoher Baumwollanteil bietet fast automatisch die richtigen Eigenschaften. Polyester-Stoffe sehen dagegen nochmal etwas besser (glatter) aus, dehnen sich aber stärker.

Bei einfarbigen Stoffen hast du in der Regel keine Problem; Vorsicht ist dagegen bei Stoffen mit Mustern geboten – und seien es auch nur Streifen. Muster werden heute meistens auf den fertig gewebten Stoff gedruckt. Dazu gleich mehr.

Wenn es für den Einstieg ein sehr preiswerter Stoff sein soll, mit dem du günstig große Flächen bearbeiten kannst, wird gerne Ditte von IKEA empfohlen. Der ist zwar nicht richtig tiefschwarz, aber vielleicht ist das für dich ja nicht relevant. Mehr zu verschiedenen Schwärzegraden ebenfalls weiter unten.

➁ Akustisch transparente Stoffe

Wenn es ein akustisch transparenter Stoff sein muss, ist die Auswahl deutlich eingeschränkter. Diese Art ist meist nur in einer kleinen, speziellen Kategorie zu finden, bietet wenig Auswahl hinsichtlich Farben und ist etwas teurer als andere Stoffe.

Früher oder später wirst du über sogenannten “Akustikstoff” stolpern. Dieser Begriff ist leider sehr irreführend. Je nach Anbieter kann Akustikstoff beides bedeuten:

  • Entweder ist ein akustisch transparenter Stoff gemeint, zum Beispiel für den Lautsprecherbau – also ein Stoff, der “akustisch neutral” ist.
  • Oder es ist ein stark absorbierender Stoff gemeint, der Schall stärker schluckt als gewöhnliche Stoffe, und so der Akustik nachhilft, indem er die Nachhallzeit reduziert. Also das genaue Gegenteil von dem, was du suchst.

Deshalb ist Vorsicht geboten. Lies die Produktbeschreibung sehr genau durch, um herauszufinden, was genau die Wirkung des Stoffs hinsichtlich der Akustik sein soll.

➂ Bedruckte Stoffe

Eine der häufigsten Anforderungen und zugleich Ursache für die größten Fragezeichen sind mit Bildern bedruckte Stoffe. Akustikbilder, wie sie gemeinhin genannt werden, sind besonders in Wohnräumen wünschenswert, weil sie nicht wie abstrakte Kunst wirken, was bei einem einfarbig bespannten Absorber schon mal passieren kann.

4 Absorber der Größe 60×110 cm mit Stoffen bespannt, die mit einem durchgehenden Motiv bedruckt wurden
Absorber mit durchgehendem Fotodruck
Motiv: Adobe Stock

Aber auch Sternenhimmel oder ähnliche beeindruckende Panoramen lassen sich sehr gut auf Stoff drucken und als riesiger Absorber zum Beispiel an die Decke hängen.

Tipp: Finger weg von fertigen Akustikbildern, wie es sie hier und da zu kaufen gibt. In den meisten Fällen sind sie das viele Geld nicht wert. Die darin verbauten Absorber haben meist eine Stärke von höchstens 2 oder 3 cm, wodurch sie nur im Hochton wirken. Zudem musst du für einen wahrnehmbaren Effekt je nach Raumgröße mindestens 2–6 m² damit verhängen, was sowohl finanziell als auch optisch eine Herausforderung sein dürfte.

Fahnenstoff mit Fotodruck gegen das Licht gehalten. Die offenen Poren des Stoffs sind deutlich zu erkennen.
Fahnenstoff mit Fotodruck

Fertige Stoffe mit Mustern oder Bildern werden nicht im Hinblick auf akustische Anforderungen hergestellt. Um kräftige Farben zu erzielen sind sie oft relativ dick bedruckt, was dazu führt, dass die Farbe die Poren des Stoffs verschließt und so eine glatte, geschlossene Oberfläche erzeugt. Daraus ergibt sich der weiter oben beschriebene Effekt, den du nicht haben willst: Der Stoff reflektiert den Hochton.

Wenn es Stoff mit Bildern sein soll, empfiehlt es sich daher diesen individuell mit eigenen Motiven bedrucken zu lassen. Achte dabei auf zwei wesentliche Schlüsselbegriffe:

  • Fahnenstoff
  • Sublimationsdruck

Fahnenstoff ist, wie der Name schon sagt, für Fahnen gedacht. Die müssen sehr leicht sein, um im Wind zu wehen. Weniger Gewicht deutet darauf hin, dass der Stoff schalldurchlässiger ist.

Sublimationsdruck ist ein Verfahren, bei dem die Farbe in den Stoff eingedampft wird. Dadurch bleibt keine Farbe in den Poren zurück und der Stoff bleibt so schalldurchlässig bzw. nicht-reflektierend wie möglich.

Auch wenn ich sehr gute Erfahrungen mit Fahnenstoff hinsichtlich möglichst geringer akustischer Auswirkungen gemacht habe, würde ich nicht so weit gehen, ihn akustisch transparent zu nennen. Die Kombination Lautsprecher hinter Fotostoff ist also sehr kritisch zu sehen und sei hiermit ganz klar nicht empfohlen. Diffusoren von mir aus gerne und Absorber sowieso.

Stoffdruck leicht gemacht

Als Mitglied im Heimkino Praxis Club gebe ich dir an dieser Stelle weiterführende Informationen mit, darunter eine Empfehlung für einen Anbieter für qualitativ hochwertige und akustisch unbedenkliche Stoffdrucke. In unserer Community bekommst du außerdem Unterstützung bei der Aufbereitung der Druckdaten.

Schwarzer Stoff

Stoffe nach Anwendungsfällen

Ergänzend zu den drei häufigsten Anforderungen ➀ normale, ➁ akustisch transparente und ➂ bedruckte Stoffe, gehe ich nun auf weitere Sonderfälle ein, mit denen du dich vielleicht konfrontiert siehst.

Foto: Pixabay

Schwarze Stoffe

Besonders gefragt sind im Heimkinobau natürlich schwarze Stoffe. Wer einen separaten Heimkinoraum bauen kann, tut gut daran, Wände, Decke und Boden möglichst dunkel zu gestalten. Dadurch entsteht weniger Streulicht im Raum, das auf die Leinwand zurück fällt. Kontrast und Schwarzwert im Bild werden so erheblich gesteigert, was maßgeblich für die Bildqualität verantwortlich ist.

Schwarz ist dafür die klassische Farbe – wenn man es eine Farbe nennen kann, denn das ist Schwarz laut Farbenlehre genau genommen nicht. Schwarz ist eine Helligkeit, oder besser: Schwarz ist das Fehlen von Licht.

Wie auch immer, Schwarz sowie dunkle bis mittlere Grautöne sind eine gute, neutrale Ausgangslage für die Heimkinogestaltung. Dazu kann sich eine kräftige Akzentfarbe gesellen, die dezent eingesetzt wird.

Egal wie man es dreht: Schwarze Stoffe sind für den Heimkinobau beliebt und gefragt. Damit das Streulicht auch wirklich bis zum Anschlag heruntergefahren wird, kann es gar nicht schwarz genug sein. Die folgende Tabelle listet einige schwarze Stoffe auf, die gerne und häufig verwendet werden. Einen interessanten Vergleich einiger Farben findest du bei projectiondream.com.

Hersteller / HändlerProduktatGewichtBreiteca. Preis / mca. Preis / m²Bezugsquelle
Adamantium AudioDark 2.0146 cm18–23 €12–16 €Zum Shop
Adamantium AudioInvisible170 cm20 €12 €Zum Shop
ButinetteUniversalgewebe Classic160 g/m²150 cm4–5 €3 €Zum Shop
ButinetteSchwer entflammbares Universalgewebe170 g/m²150 cm8 €6 €Zum Shop
FM-AudioATB1300 g/m²150 cm23 €15 €Zum Shop
IKEADitte140 cm4 €3 €Zum Shop
Lautsprecherteile.deLT.ONE200 g/m²150 cm15 €10 €Zum Shop
Molton-MarktDekomolton160 g/m²300 cm12 €4 €Zum Shop
Molton-MarktSatinmolton B1320 g/m²300 cm19 €7 €Zum Shop
Molton-MarktBühnenmolton320 g/m²300 cm16 €6 €Zum Shop
SY FabricsTriple Black Velvet200 g/m²111 cm12 €11 €Zum Shop
Sena Designs LtdMVEL22200 g/m²110 cm12 €11 €Zum Shop
WBL FabricsDevore114 cm21–29 €19–26 €Zum Shop

Meine persönliche Empfehlung lautet hier:

  • ATB1, wenn es ein akustisch transparenter Stoff sein soll – die Schalldurchlässigkeit ist sensationell (-1 dB im Hochton). Trotzdem ist der Stoff sehr schwarz und lässt sich besonders gut spannen.
  • Adamantium, wenn es extrem schwarz sein muss – damit verschwinden Wände und Decke völlig aus dem Sichtfeld. Dies jedoch nicht in der akustisch transparenten Variante.

Diese Stoffe sind im deutschsprachigen Raum problemlos zu beschaffen – im Gegensatz zu einigen anderen in der Liste. Manche bekommst du nur über den Import aus USA oder von anderswo, mit allen damit verbundenen Nachteilen: Zollgebühren, lange Lieferzeiten, Kreditkartenzahlung, eingeschränkte Gewährleistung, hohes Risiko usw. Wenn der Hersteller nicht direkt versenden kann, gibt es oft Angebote bei eBay (de oder co.uk).

Dennoch: für entsprechende Mengen lohnt sich das unter Umständen. Das Zauberwort lautet hier: Sammelbestellungen!

Der Klassiker: Molton

Molton ist der Stoff schlechthin, wenn es um Bühnenbau und -vorhänge geht. Dieser günstige Stoff auf Baumwollbasis ist sehr robust und dick, weshalb er den Hochton sehr gut absorbiert. Die Oberfläche ist eher filzartig und weich. Molton eignet sich sehr gut zum Bespannen von allen möglichen Sachen.

Roter Vorhang aus Dekomolton-Stoff
Vorhang aus Dekomolton

Molton ist in verschiedenen Farben erhältlich und hat meist eine Stärken um 160 g/m², sogenannter Dekomolton, oder um 320 g/m², was dann als Bühnenmolton bezeichnet wird. Für die Anwendung zuhause genügt die leichtere Variante vollkommen!

Allerdings finde ich Molton auch nicht besonders “edel”. Wenn der Stoff irgendwo schleift, kann es leicht passieren, dass sich raue Stellen bilden oder er aus anderen Gründen nicht mehr schön aussieht. Farben kommen zudem meist nicht besonders kräftig rüber. Besser ist hingegen Satinmolton mit seiner einseitig glatten Oberfläche.

Schallschluckende Stoffe

Gelegentlich findet man Angebote für besonders stark schallabsorbierende Stoffe, die die Raumakustik verbessern sollen, indem sie den Nachhall senken. Beim Kauf von Vorhängen ist das zum Beispiel keine Seltenheit, denn schließlich ist hier jeder sofort überzeugt, der schon mal gehört hat, wie ein Raum klingt, wenn die Vorhänge in der Wäsche sind.

Ich will nicht behaupten, dass diese Stoffe nicht tatsächlich mehr bringen als gewöhnliche. Man muss aber genauer betrachten, was die Anforderungen beider Seiten sind.

Fakt ist zunächst, dass es keine speziellen “Wunderstoffe” gibt, die die Physik überlisten können. Besagte Produkte bestehen meist aus mehreren miteinander vernähten Lagen Stoff, die somit insgesamt dicker sind und dadurch selbstverständlich mehr Schall schlucken. Dennoch kann Stoff physikalisch bedingt nur Hochton absorbieren. Wenn du zu viel davon in deinem Raum unterbringst, erst recht wenn es solche speziellen schallabsorbierenden Stoffe sind, kannst du dir sehr leicht den Hochton überdämpfen, was den Klang deines Heimkinos dumpf und muffig werden lässt.

Für HiFi und Heimkino will man möglichst das gesamte Frequenzspektrum gleichmäßig absorbieren, nicht nur den Hochton. Das geht nur mit wirksamen Absorbern von 5 oder besser 10 cm Stärke und noch tiefer mit Bassfallen bis 50 cm Stärke bzw. Kantenlänge. Den Tiefbass nehmen wir an dieser Stelle mal aus, da versagen auch dickere Absorber kläglich.

Spezielle schallabsorbierende Stoffe sind also toll, um Unterhaltungen mit dem Besuch angenehmer zu machen oder das Klappern der Teller in der Küche zu mindern. Für dein Heimkino sind sie unbrauchbar und in großen Mengen sogar schädlich. In jedem Fall gibt es keinen Grund, extra viel Geld dafür zu bezahlen.

Stoffe für Vorhänge

Besonders Vorhänge gehören neben Teppich zu den Hausmitteln zur Reduzierung des Nachhalls. Du kannst zum Beispiel Vorhänge in den Raumecken nutzen, um Bassfallen zu verstecken. Ich erinnere: Es ist egal, ob schon der Stoff eine Frequenz absorbiert, oder erst der Absorber dahinter. Vorhänge ohne weitere breitbandig absorbierende Maßnahmen sind jedoch in großen Mengen schädlich!

Aber manchmal geht es eben nicht anders und Vorhänge sind ja zugegebenermaßen auch besser als nichts. Außerdem: Vorhänge müssen oft weitere Anforderungen erfüllen, die nichts mit Akustik zu tun haben:

  • den Raum verdunkeln, also Tageslicht so gut es geht abschotten, weil dadurch der Kontrast auf der Leinwand extrem gesteigert wird
  • die Sonne reflektieren, also den Raum im Sommer möglichst kühl halten

Diese Anforderungen beißen sich nicht mit dem Wunsch, dass Vorhänge Schall absorbieren und so Reflexionen an einer seitlichen Fensterfront zumindest im Hochton entgegen wirken. Stoffe sind nicht weniger schallschluckend, nur weil sie blickdicht oder komplett lichtundurchlässig sind. Auch reflektierende Beschichtungen befinden sich nur zur Außenseite hin, während die Innenseite aus gewöhnlichem Stoff besteht.

Du bist also bei der Auswahl eines Vorhangstoffs nicht eingeschränkt – entscheide dich für den, der dir gefällt!

Tipp: Wähle als Breite eines Vorhangs ungefähr das 1,5-fache der tatsächlich abzuhängenden Strecke. Dadurch hängt der Vorhang auch im geschlossenen Zustand noch leicht gerafft. Sollte der Stoff wider Erwarten doch ein wenig vom Hochton reflektieren, so reflektiert er wenigstens diffus in alle Richtungen.

Stoffe in Überbreite

Wenn es darum geht, großflächige Absorber zu verstecken, etwa in einem Deckensegel, stößt du leicht an eine typische Grenze von Stoffen: die Bahnbreite. Stoffe werden in Bahnen von ca. 140–160 cm Breite gewebt. Das kommt daher, dass die bezahlbaren Maschinen dafür nur diese Breite ermöglichen. Stoffe mit 200 cm Breite und mehr benötigen erheblich teurere Maschinen.

Deshalb ist das Angebot an Stoffen mit Überbreite auch nicht besonders groß und der Preis meist höher. Viele Shops haben eine eigene Kategorie extra für Überbreiten.

Deckensegel mit Stoffbespannung in Übergröße
Herausforderung angenommen: Deckensegel mit Stoffbezug in Übergröße

Beim Bau von Abdeckrahmen oder Absorbern solltest du daher immer darauf achten, eine Seitenlänge nicht größer als 140 cm werden zu lassen. Etwas Platz muss links und rechts noch bleiben, um den Stoff umschlagen bzw. tackern zu können. Anderenfalls schränkst du dich in der Stoffauswahl erheblich ein.

Um trotzdem ein Deckensegel mit einem 200×200 cm großen Absorber bauen zu können, kannst du die Verkleidung über mehrere getrennte Rahmen realisieren. Dabei kannst du auch gleich verschiedene Stofffarben verwenden, wenn gewünscht. So eine bewusste Unterbrechung in der Verkleidung sieht besser aus, als zwei zusammengenähte Bahnen.

Rückgaberecht beim Kauf von Stoffen im Internet

Eine Besonderheit gibt es weiterhin zu beachten, wenn du Stoffe in Online-Shops kaufst. Weil Stoffe meistens als Meterware angeboten werden (ist ja auch praktisch), sie den Händlern aber auf großen Ballen vorliegen, wird dir deiner Bestellung entsprechend ein Stück in der passenden Länge abgeschnitten. Das ist zunächst mal gut, weil du so die Chance hast, dass der Händler etwas großzügiger abschneidet und du so mehr für dein Geld bekommst. (Ob dir das etwas nützt, steht auf einem anderen Blatt geschrieben.)

Das bedeutet aber auch, dass Stoff als Meterware ein individuell auf den Kunden angepasstes Produkt ist. Das führt dazu, dass du als Verbraucher streng genommen kein Widerrufsrecht nach § 312g Abs. 2 BGB hast. Zurückschicken geht also nicht. Wie das im einzelnen gehandhabt wird, hängt natürlich vom Händler ab – viele nehmen den Stoff dann doch auf Kulanz zurück. Überlege dir deshalb immer genau, was du bestellst, und lies ggf. genau die Produktbeschreibung und AGB des Händlers.

Viele Shops bieten auch Stoffmuster bzw. Musterkoffer an, damit du dir vorab ein Bild von Farben, Mustern, Haptik und Qualität machen kannst. Auch diese Muster kosten oft einen kleinen Betrag, was sich aber auszahlen kann.

Schneller zum Ziel, besseres Ergebnis, keine Fehlkäufe – das ist unser Ziel für dich mit unseren Beratungsangeboten.

Damit weißt du nun so ziemlich alles, was es über Stoffe für den Heimkinobau zu wissen gibt. Eigentlich ist das gar nicht so schwer, denn wirklich aufpassen musst du nur bei ganz bestimmten Dingen:

  • Ist ein akustisch transparenter Stoff notwendig?
  • Soll der Stoff bedruckt werden?
  • Muss der Stoff eine andere wichtige Funktion erfüllen und steht diese den Interessen eines Heimkinos im Weg?

Wenn du das alles mit “nein” beantworten kannst, hast du die freie Auswahl und kannst dich voll und ganz auf Farben, Elastizität und Haptik konzentrieren. Wenn du hingegen eine dieser Fragen mit “ja” beantworten musst, kannst du dich darüber freuen, dass dir die Qual der Wahl nahezu erspart bleibt.

8 Gedanken zu „Stoffe zum Verkleiden von Wänden und Absorbern

  1. Hallo Bert

    Vielen Dank für den gelungenen Beitrag. Hier noch ein interessanter Stoff, welcher speziell für die Schallabsorption entwickelt wurde. Optisch ist er von einem “normalen” durchsichtigen Vorhang nicht zu unterscheiden. Somit ist er perfekt für Wohnzimmer geeignet, in welchen die Optik eine wichtige Rolle spielt.
    Ich habe in meinem Wohnzimmerkino folgende Akustikvorhänge montiert: https://www.douglas-textiles.ch/acoustic/acoustic-fabric-streamer-pro/
    Der Hochtonanteil konnte ich somit auf einen sehr angenehmes Level reduzieren. Das allgemeine Wohnzimmerfeeling hat sich dadurch deutlich verbessert.

    Gruss
    Reymar

    1. Interessantes Produkt! Aber ich bezweifle stark, dass der Stoff bis 500 Hz runter volle 80% des eintreffenden Schalls absorbiert, wie es uns das Diagramm dort weismachen will. Man weiß halt nie sicher, wie das gemessen wurde. Dennoch sicher eine gute Lösung, wenn nichts anderes in Frage kommt.

  2. Hallo Bert, auch hier ein hervorragender Beitrag.

    Ich hatte mir für mein Erstes Projekt (Bassabsorber) Bühnen-Molton 300gr/qm bestellt, da ich dachte, dass der Stoff auch eine wichtige Rolle spielt.

    Jetzt ist es sehr interessant zu lesen, dass man auch bedruckten Stoff nehmen kann, dann wirkt im Musikzimmer nicht alles stumpf schwarz und man kann z.B. Absorber mit seiner Lieblings-Band bzw. Lieblings-LP bedrucken.

    Wie groß müsste der Stoff sein das das Bild gut zur Geltung kommt und es sich fest verspannen lässt, wenn man eine Sonorock WLG040 Platte (62,5cm x 100cm) in der Stärke 80mm oder 100mm nimmt. Holz-Lattenstärke wäre 24mm.

    Vielen dank für deine Informative Seite und den Tipp mit dem Fahnenstoff.

    Lieben Gruß, Kai-Uwe

    1. Hallo Kai-Uwe,

      das hängt einfach nur von deiner Absorber-Konstruktion ab. Innenmaß des Rahmens ist normalerweise genau die Absorbergröße. Daher also:

      Innenmaß + [(2 × Rahmenbreite + Rahmenstärke) × 2] = Stoffmaß mit Zugabe

  3. Hallo Bert,

    erst einmal großes Lob, der Artikel ist sehr informativ und die Bilder sehen richtig Klasse aus.

    Da ich nun selbst solche Bilder bauen möchte, habe ich mich gefragt, wie genau du diese schöne Aufhängung realisiert hast. Sehe ich das richtig, dass du einen dünnen Rahmen für das eigentliche Bild verwendet und diesen dann auf einem kleineren “füllbaren” Rahmen befestigt hast?

    Konkret möchte ich Basotec mit 7cm Stärke hinter einem Bild verstecken, möglicherweise dann noch mit 3cm Abstand zur Wand aufhängen, um die Wirkung zu verbessern. Idealerweise könnte ich mit deiner Methode dann ja, wenn ich richtig liege, für das Basotec einfach einen Rahmen aus Spahnplatten bauen und auf diesen dann das eigentliche Bild montieren.

    Vielen Dank im Voraus für deine Rückmeldung und herzliche Grüße
    Kai

    1. Hallo Kai,

      klingt nach nem Plan – also grundsätzlich kannst du das so machen.

      Ein bisschen Optimierungspotenzial ist da bestimmt noch drin. Schau dir mal unser neues Videotraining: Raumakustik an. Da wirst du wahrscheinlich noch einiges lernen, insbesondere wie du das noch günstiger hinkriegst als mit Basotect.

  4. Guten Tag!

    Erst einmal vielen Dank für die vielen guten Informationen! Ich habe mich für Absorber in einen Stoff mit 230g/m2 verliebt. Meine Frage wäre ob dieser noch für Breitbandabsorber geeignet oder schon zu dick für diesen Anwendungsbreich ist?

    1. Prinzipiell ist es egal, ob bereits der Stoff viel absorbiert, oder erst das Absorbermaterial dahinter. Von daher wäre eher zu prüfen, ob der Stoff irgendwie glatt, glänzend oder bedruckt ist und dadurch schon wieder anfängt, Hochton zu reflektieren.

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