Jedes Heimkino hat seine Grenze, wie viele Sitzplätze sinnvoll hinein passen. Wenn sich mehr Gäste ankündigen, musst du erfinderisch werden. Zusätzliche Stühle sind meistens nicht schön. Ich zeige dir hier, wie du mit einem IKEA-Hack einen Poäng Schwingsessel in einen Liegesitz umbaust – für eine extra-niedrige „Reihe 0“ im Heimkino.
Auch den Effekt, vor sich eine Sitzreihe zu haben, finde ich phänomenal. Das ist es, was ein Wohnzimmerkino von einem richtigen Heimkino unterscheidet und erinnert sofort an echtes Kino. Ein weiterer Schritt zu perfekter Kino-Atmosphäre.
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Problem: niedriges Kellerkino
Damit alle Zuschauer die ganze Leinwand sehen können müssen die Sitzreihen natürlich wie im Kino nach hinten ansteigend sein. Und zwar nicht gerade wenig. Je nach Aufbau des Kinos sind schnell mehr als 30 cm Podesthöhe nötig. Wer wie ich ein sehr niedriges Kellerkino hat, bekommt also schnell Probleme mit der Raumhöhe.
In meiner zweiten Sitzreihe kann man zwar nicht mehr vollständig stehen, ernsthaft störend ist das aber nicht, da man bei sich beim Podest besteigen schon instinktiv direkt hinsetzt. Der Referenzplatz ist bei mir in Reihe 1, Mitte. Demgegenüber sitzt man zwar in Reihe 2 etwas entfernter, allerdings mit Blick auf die Sitzreihe davor wesentlich „kinomäßiger“.
In meinem Fall war aber auch schnell klar, dass weitere echte Kinosessel, wie ich sie in Reihe 1 und 2 einsetze, auch maximal gekürzt als Reihe 0 noch zu hoch wären. Ich brauchte also eine andere Lösung.
Alternative zu einem Podest
Auch wenn du kein Podest im Heimkino möchtest oder einfach nicht den Platz hast, wären superniedrige Sitze eine Alternative, um trotzdem eine zusätzliche Reihe zu ermöglichen, vollkommen reversibel und „wegräumbar“.
Für mich stellte sich die Frage ob vor der Referenzreihe noch eine weitere Sitzreihe möglich wäre. Da meine Kinositze in Reihe 1 schon etwas gekürzt sind, muss die zusätzliche „Reihe 0“ extrem niedrig sein, um nicht ins Bild zu ragen. Schon aufrechtes Sitzen auf dem Boden kann je nach Personen zu hoch sein. Es werden richtige „Liegesitze“ benötigt.
Für Kinosessel gibt es reichlich Lösungen. Nicht selten schlummert in einem Haushalt irgendwo ein Schwingsessel „Poäng“ von IKEA, so auch bei mir. Alleine von den hier vorgestellten Heimkinos ist das Code Red komplett „poängifiziert“, noch mehr dessen „großer Bruder“, das 8 Blickwinkel. Keine schlechte Wahl und sogar mit Getränkehaltern und Bass Shakern nachrüstbar.
Ich testete also zunächst mit dem teilzerlegten Poäng, ob die gewünschte Sitzhaltung möglich war, ohne ins Bild zu ragen.
Achtung: Wenn du das nachmachst, beachte bitte, dass der Sessel ohne Armlehne instabiler ist. Wenn du dich mit Schwung darauf legst, könnte er auseinanderbrechen.
Eine sinnvolle Positionierung des Sesselteils war möglich, und zwar in einer sehr angenehmen halben Liegeposition. Damit war für mich die Entscheidung zur Umsetzung gefallen und die Kappsäge auch schon angeworfen.
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Umbau des IKEA Poäng zum Liegesitz
1. Die Armlehnenteile / Kufen ca. 9,5 cm über dem Boden absägen (je nach gewünschtem Winkel), idealerweise leicht angeschrägt (10°), damit die Sägekante flächig auf dem Boden stehen kann.
2. Die hintere Querstrebe der Kufen so weit kürzen, dass sie zwischen Vorderbeine und Kufen passt.
3. Seitlich Dübellöcher an der Strebe neu bohren und neue Dübel einsetzen. Die alten Dübel sind leider verklebt oder zumindest zu fest drin, um sie wieder zu verwenden.
4. Seitlich in das hochgebogene Ende der Kufen jeweils zwei Löcher passend zu der Querstrebe bohren.
5. Auf der gegenüberliegenden Seite Dübellöcher zur Verbindung mit den neuen Vorderfüßen bohren.
6. Entsprechende Löcher auch an den Vorderfüßen bohren.
7. Schnittkanten schleifen und schwarz lackieren.
8. Alles wieder zusammen setzen.
9. Kufen von unten gegen Verrutschen an den Sessel schrauben.
Das tolle an dieser Lösung ist, dass (außer Kleinteilen) gar kein zusätzliches Material gebraucht wird. Damit geht es topmodern als astreiner „Ikea-Hack“ durch. Obwohl die Kufen recht kurz aussehen kann man damit bei normaler Nutzung nicht nach hinten kippen, auch nicht aus Versehen. Statt den gebogenen, kurzen Kufen kannst du natürlich auch neue, gerade, längere Bretter verwenden, das sieht vielleicht ausgewogener aus. Funktional ist das aber nicht nötig.
Durch die nun stärkere Liegeposition müsste sich die zulässige Höchstbelastung etwas verringert haben, sollte aber immer noch ähnlich dem „unverwüstlichen“ Originalzustand sein.
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Das Resultat ist sehr bequem, stabil, leicht, also schnell weggeräumt und mit wenig Aufwand gebaut. Wem das zu einfach ist, der könnte zum Beispiel noch Bass Shaker darunter bauen.
Wie macht Ihr es, wenn die Poängs mal vorrübergehend weggeräumt werden müssen? Die lassen sich ja nicht stapeln, oder doch?
Wie kann man die Stühle platzsparend unterbringen?
Für sowas ist der Poäng nicht der richtige Stuhl. Wenn du diese Anforderung hast, empfehle ich eher einen Klappstuhl. Von der Art her z.B. so ein typischer Regie-Stuhl. Passt optisch immer rein und nimmt nicht viel Platz weg.