Serie Heimkino-Finanzierung (Teil 1 2 3 4 5)

Heimkino auf Pump: Wie dir Ratenkauf und Finanzierung den Hals brechen kann

Neben klassischem Sparen oder eher taktischen Vorgehensweisen ist der Ratenkauf bzw. die Finanzierung eine Möglichkeit, Heimkino-Technik zu kaufen. Darauf will ich hier nochmal näher eingehen, weil Finanzierung zugleich das größte Gefahrenpotenzial beinhaltet und ich gar nicht oft genug davor warnen kann.

Geldbeutel im Schraubstock – Symbolfoto für Ratenkauf und Finanzierung
Foto: Steve Buissinne auf Pixabay

Angebote für Ratenzahlung bekommen wir ja heute reihenweise um die Ohren gehauen. Nie war es leichter, teure Anschaffungen zu tätigen, bevor man auch nur einen Cent davon verdient hatte. Dank 0%-Finanzierung kostet das noch nicht mal Zinsen. Diese Einfachheit, einen Kredit zu bekommen, ist schon so manchem zum Verhängnis geworden.

Wissen, wann Schluss ist

Wenn du einmal damit begonnen hast, Heimkino-Technik auf Raten zu kaufen, wirst du wahrscheinlich nicht mehr so schnell davon los kommen.

Du zahlst 50 € pro Monat für deinen TV ab? Kein Problem, da gehen auch noch 30 € für den AV-Receiver. Und noch 45 € für das Lautsprecher-Set, das war gerade günstig. Sind dann ja zusammen nur 125 € pro Monat. Und die 3 Jahre sind doch schnell um! Ach, eine PlayStation 4 wäre auch was, sind auch nur nochmal 20 € extra jeden Monat. Irgendwie taugt die als Blu-ray-Player nicht, und UHD sollte es ja auch sein, also schnell noch einen Player finanzieren.

Nun sind zwar monatliche Raten gut zu überblicken – wenn du dir denn die Mühe machst – aber sie bringen ein anderes Problem mit sich: sie verhindern, dass du größere Geldbeträge ansparen kannst. Wenn also plötzlich ein neues Auto fällig wird und eine größere Anzahlung zu leisten ist, siehst du eventuell alt aus.

Diese und ähnliche Fälle bedenkt man meist nicht, während man sich von einem guten Finanzierungsangebot blenden lässt. Und genau da liegt das Problem.

Defekt, aber noch nicht abgezahlt

Es müssen ja nicht immer ernsthafte finanzielle Rückschläge sein, von denen du getroffen wirst. Oft reicht es schon, wenn eine kleine Reparatur ansteht.

Besonders ungünstig ist es, wenn ein Stück Heimkino-Technik zur falschen Zeit den Geist aufgibt. Während den ersten 2 Jahren hast du meistens Garantie auf alle Geräte. Ein Defekt ist in dieser Zeit zwar ärgerlich, weil du es einschicken musst und so lange nicht nutzen kannst, aber zumindest entstehen keine nennenswerten Kosten.

Nach 3 bis 4 Jahren ist ein Ratenkauf in der Regel abgeschlossen. Aber was ist, wenn ein Defekt auftritt, wenn die Garantiezeit abgelaufen ist, die Raten aber noch laufen? Dann zahlst du im ungünstigsten Fall ein nicht nutzbares Gerät ab und hast noch nicht mal das Geld es reparieren zu lassen.

So unwahrscheinlich, wie das klingt, ist diese Situation gar nicht. Manche Hersteller scheinen es ja heute geradezu darauf anzulegen, dass ihre Produkte kurz nach der Garantiezeit kaputt gehen, könnte man meinen. Das betrifft insbesondere Fernseher: Dinge, auf die die Leute nicht verzichten wollen, und sie deshalb garantiert ohne große Überlegungen neu kaufen.

Einmal Ratenkauf, immer Ratenkauf

Früher oder später kommt der Zeitpunkt, wo du etwas nicht mehr auf Raten kaufen kannst. Etwa wenn du dein Heimkino nicht mehr durch neue Technik verbessern kannst, sondern eine optische Überarbeitung ansteht oder du die Raumakustik endlich in Angriff nehmen willst.

Versuche mal, im Baumarkt Schrauben und Holzleisten, Kabelkanäle oder Steinverblender auf Raten zu kaufen. Die fahren dich persönlich mit dem Gabelstapler zur Tür raus. Sicher, es gibt auch im Baumarkt Angebote in diese Richtung – aber nicht für Baumaterial und anderen Kleinkram, sondern nur für größere Fertigprodukte wie Werkbänke und Gartenhäuser.

Wenn du zu viel auf Raten kaufst, reduzieren sich deine monatlichen Ersparnisse erheblich oder gehen sogar gegen Null. Damit rückt jede Anschaffung, die du nicht finanzieren kannst, doppelt so weit weg. Zwischen einem finanzierten Fernseher und einem nicht finanzierten liegt der Zeitraum des Abstotterns und der Zeitraum des Ansparens.

Nur wichtige Dinge finanzieren

Wer vernünftig plant, kauft nur wichtige Dinge auf Raten. Dinge, die garantiert nicht aus der Portokasse zu bezahlen sind, die du mit Sicherheit viele Jahre langfristig geplant abstotterst: ein Haus zum Beispiel, eine Eigentumswohnung oder ein Auto. Oder von mir aus noch eine Waschmaschine.

Das lässt mich zu einem Fazit kommen, das eigentlich jedem längst bekannt sein müsste: Kaufe nichts auf Raten! Lass dich nicht von den ach so tollen Angeboten mit der praktischen 0%-Finanzierung täuschen. Du bezahlst dadurch in der Summe zwar nicht mehr – aber du bezahlst früher oder später auf eine andere Art dafür. Indem du den finanziellen Spielraum deines Zukunfts-Ichs einschränkst, zum Beispiel.

Unterhaltungselektronik hingegen gehört definitiv nicht zu den Dingen, die man unbedingt braucht. Und deshalb solltest du dafür auch keinen Ratenkauf in Erwägung ziehen.

5 Gedanken zu „Heimkino auf Pump: Wie dir Ratenkauf und Finanzierung den Hals brechen kann

  1. Nicht zu vergessen- oft wird in den Märkten versucht einem gleich eine Versicherung mit an zu drehen oder gar unter zu jubeln…
    5€ mehr für eine Garantieverlängerung, noch 5€ mehr falls sie Arbeitslos werden und die Raten nicht mehr bedient werden können… Dann gibs noch die sog. Kreditkosten und Schwupps zahlt man schnell 300-400€ mehr als die Geräte eigentlich zum Anschaffungstag wert sind.

  2. Da kann ich Dir nur zustimmen Bert, schnell ist man in einer Falle und hat danach Probleme. Ich habe es sogar oft so gemacht, das ich mir selbst einen Kredit gegeben habe um mich zu disziplinieren. Hört sich auf den ersten Blick zwar sonderbar an, funktioniert aber und man zahlt das Geld immer in die eigene Tasche zurück. Sicher braucht man erst einmal Kapital mit dem das geht. Ht man keines ist immer erst sparen dann kaufen der Grundsatz, auch wenn es gefährlich niedrige Zinsen oder gar Nullzinsen sind. Das mache ich bei einigen Anschaffungen heute noch so. Aber für ein Hobby oder Kino einen Kredit aufzunehmen, der Gedanke ist mir noch nie gekommen.
    Schöner Berichr, der dem einen oder dem anderen die Augen öffnen kann.

  3. Sehr wahr der Artikel. Ich kenne diese Falle leider aus eigener Erfahrung. Hört sich ja auch alles so schön einfach an. Aber es ist genau das, was Du beschreibst. Wenn man nicht aufpasst, kann das sehr unübersichtlich werden und das kann dann tatsächlich zum Problem werden.

    Aber ich bin geheilt – und das ist auch gut so 🙂

  4. Vielleicht darf ich meine 2 Cent zu dem Thema Finanzierung beitragen.

    Auch ein 0% Ratenkauf kostet – und zwar Bonität bei der Schufa. Jeder Konsumentenkredit, jede Bankverbindung wird da registriert. Und – wer ein paar Kilo als Ratenkredit an der Backe hat, wird beim nächsten Kauf auf Pump vielleicht nicht mehr die werbewirksamen Niedrigzinsen bekommen.

    Ich kann nur jedem raten, sich einmal im Jahr (kostenlos) seine Schufa-Auskunft zu besorgen. Das geht nach Artikel 15 der DS-GVO (Datenschutz-Grundverordnung). Online anfordern und man bekommt nach ein paar Wochen einen A4-Umschlag mit erstaunlich viel persönliche Daten, die gespeichert sind. http://www.meineschufa.de

    Getilgte Kredite und gekündigte Bankverbindungen müssen gelöscht werden, aber das passiert nicht immer automatisch. Also, alleine deshalb lohnt sich, seine Rechte aus der DS-GVO einzufordern. Und man merkt, was ein kleiner 400,- Ratenkredit, jeder Handyvertrag mit der persönlichen Bonität (Basisscore) so macht. Und von Negativeinträgen bei geplatzten Zahlungen mal gar nicht zu sprechen. Es werden übrigens nur Konsumentenkredite, also Blankokredite betrachtet. Besicherte Darlehen für Immobilien oder sonstige besicherungsfähige Investitionen sind nicht betroffen.

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