Wechselndes Bildformat mitten im Film

Ist dir auch schon mal aufgefallen, dass manche Filme ein wechselndes Bildformat haben?Das Seitenverhältnis ändert sich immer wieder zwischen 16:9 und 21:9 hin und her. Der Effekt tritt mehrmals im Film auf und betrifft immer einzelne Szenen oder Kameraeinstellungen.

Ganz kurz zur Auffrischung:

  • 4:3 war das Format alter Röhrenfernseher, was inzwischen zum Glück so gut wie ausgestorben ist.
  • 16:9 ist das moderne Format, wie es beinahe jeder Fernseher und Projektor heute hat. Auch Filme auf Blu-ray sind in 16:9 codiert, wenngleich sie auch nicht immer das volle Format nutzen (schwarze Balken).
  • 21:9 ist ungefähr das im Kino am weitesten verbreitete Cinemascope-Format.
    • 2,33:1 ist die exaktere Entsprechung dieses Seitenverhältnisses.
    • 2,39:1 und 2,4:1 sind Formate, in denen Cinemascope-Kinofilme tatsächlich vorliegen, also minimal breiter als 21:9.

Was hat aber nun ein wechselndes Bildformat damit zu tun? Warum gibt es in manchen Filmen Szenen mit schwarzen Balken und andere im Vollbild?

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Gründe für ein wechselndes Bildformat mitten im Film

Es gibt verschiedene Gründe für einen Formatwechsel. Grundsätzlich handelt es sich hierbei nicht um einen Fehler der Blu-ray oder dergleichen. Die Formatänderungen werden stets bewusst herbeigeführt. Nur wie konsequent das vollzogen wird, scheint manchmal etwas willkürlich zu sein.

Im Folgenden zeige ich kurz die verschiedenen Hintergründe für Formatwechsel auf und nenne einige Beispiele dazu.

Formatwechsel als Laune des Regisseurs

Eine mögliche Ursache ist ganz einfach: Weil es der Regisseur so wollte. Manchmal entscheidet sich der Regisseur, bestimmte Szenen hervorzuheben, sozusagen sie “beeindruckender zu präsentieren”. Ein Beispiel aus jüngerer Zeit, bei dem das sehr gut funktioniert:

Hier ist der gesamte Film in 21:9 gehalten. Erst als Neil Armstrong gegen Ende des Films die Mondoberfläche betritt, öffnet sich das Format langsam zu 16:9. So wird ein atemberaubender Anblick erzeugt, der sich erst nach einigen Minuten bei Verlassen des Mondes wieder auf Normalmaß reduziert.

Eine weitere Unterform ist es, spezielle im IMAX-Format gedrehte Szenen auf die Blu-ray zu übertragen. Das IMAX-Format entspricht eigentlich eher dem alten 4:3-TV-Format, ist also noch wesentlich höher. Für die Blu-ray wird es aber dem Medium entsprechend auf 16:9 angepasst. Auch hier ist es die Intention des Regisseurs, bestimmte Szenen beeindruckender darzustellen.

Wie du an der Liste siehst, scheint besonders Regisseur Christopher Nolan sehr angetan von dieser Möglichkeit zu sein.

Der Formatwechsel mitten im Film dient also hauptsächlich dazu, Panorama-Ansichten größer und beeindruckender wirken zu lassen. Dass das funktioniert, merkt man vor allem daran, dass einem der plötzliche Wechsel oft erstmal gar nicht auffällt. Erst irgendwann mitten im Film fragt man sich, ob das die ganze Zeit schon 16:9 war, oder ob man sich die schwarzen Balken vor ein paar Minuten nur eingebildet hat.

Bildformate im Vergleich zu IMAX: 21:9 als klassisches Breitbildformat, 4:3 als altes TV-Format und ursprüngliches IMAX-Format, 16:9 als der aktuelle Standard. Ein wechselndes Bildformat ändert sich meistens zwischen 21:9 und 16:9.

Wechselndes Bildformat als Stilmittel

Manchmal kommt ein Formatwechsel nur als Stilmittel zum Einsatz. Beispiele dafür gibt es nicht gerade viele:

Insbesondere The Grand Budapest Hotel nutzt die Möglichkeit ausgiebig, um verschiedene Erzählstränge bzw. Zeitabschnitte besser voneinander zu trennen. Dabei kommen teilweise grandiose Mischungen zustande. Hier darf man durchaus von künstlerischer Freiheit sprechen.

Formatwechsel als 3D-Effekt

Einige Filme setzen den Formatwechsel bewusst ein, um 3D-Effekte zu verstärken. Der dezente Einsatz fällt wesentlich weniger auf. Oft wird noch nicht mal wirklich das 21:9-Format verlassen. Der erzielte Effekt ist hingegen so überzeugend, dass man diese Besonderheit gerne verzeiht.

Bei Life of Pi werden schwarze Balken in der Szene mit den fliegenden Fischen sichtbar. Dabei fliegen die Fische – und nur diese – aber in die Balken hinein und somit über die künstlich erzeugte Bildgrenze hinaus. In Kombination mit dem 3D-Effekt sieht das tatsächlich so aus, als würden die Fische aus dem Bild heraus und dem Zuschauer ins Gesicht fliegen.

Den selben Trick nutzt Guardians of the Galaxy, als in der Casino-Szene die Weltraum-Ratte in Richtung Kamera in die Luft geschleudert wird. Sie fliegt dabei über die schwarzen Balken, die ansonsten das Bild eingrenzen, und tritt somit aus dem Bild hervor. Auch an anderen Stellen bedienen sich beide bisher erschienenen Teile diesem handwerklichen Kniff.

In der Neuauflage von Ghostbusters schließlich schießen die Strahlenkanonen der Geisterjäger über die 21:9-Bildgrenze hinaus in die schwarzen Balken hinein. Dadurch scheinen sie in 3D tatsächlich das Bild zu verlassen.

Probleme des Formatwechsels

Oft gibt es aber keinen erkennbaren Grund für den Wechsel des Bildformats mitten im Film. So hat es sich zum Beispiel bei vielen Marvel-Superhelden-Filmen eingebürgert, dass diese relativ willkürlich zwischen 16:9 und 21:9 springen. Häufig ist davon aber nur die 3D-Version des Films betroffen (jedoch ohne spezielle Effekte), in 2D läuft der Film in einem Format konstant durch. Keiner der oben genannten Gründe trifft also so richtig zu.

Etwas nervig kann der Formatwechsel werden, wenn du eine Leinwand mit Maskierung dein Eigen nennst. Maskiert man das Bild, laufen die IMAX-Szenen in die Maskierung hinein. Lässt man die Maskierung weg, hat man zwar schöne große IMAX-Szenen, ansonsten aber nicht ganz schwarze Balken oben und unten.

Ebenfalls nicht ganz schön ist das für Besitzer einer Leinwand im 21:9-Format. Hier müsste das Bild eigentlich jedes Mal auf 16:9 herunter gezoomt werden. Das ist aber alles andere als praktikabel. So bleibt am Ende nur, auf das gelegentlich größere Bild zu verzichten und den Beamer künstlich auf 21:9 maskieren zu lassen.

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Ein wechselndes Bildformat hat also nicht nur künstlerische Aspekte, über deren Nutzen man aufgrund der nicht unerheblichen Nachteile in manchen Heimkinos durchaus streiten kann. In Kombination mit 3D entsteht daraus ein wirklich überzeugender Effekt, der seinesgleichen sucht.

15 Gedanken zu „Wechselndes Bildformat mitten im Film

  1. Für mich als Besitzer einer Cinemascopeleinwand ist das natürlich ein ganz schlechtes Stilmittel das da eingesetzt wird, zumal die Filme mit dem Formatwechsel auch noch zu meinen absoluten Favoriten zählen 🙁
    Ich hoffe doch sehr das sich dieser Trend nicht durchsetzt in Zukunft

    Gruß Markus

  2. Hallo Bert, zu welchem Leinwandformat würdest du raten, wenn man (wie ich) 50% Bluray-Filme, 30% Fernsehen (Serien, Sport) und 20% PlayStation projezieren möchte? (Heimkino ist in Bau)

    Gruß, Thomas

  3. Zuerst einmal viiiielen Dank Bert für Deine Ausführung!
    Ich habe seit einem Jahr im Keller ein Heimkino und projiziere überwiegend Blockbuster an eine 21:9 Leinwand mit 4,20m Diagonale. Ich stellte den von Dir beschriebenen Formatwechsel während des Filmes fest. Aber wo ich auch nachfragte, hatte niemand davon schonmal gehört und ich solle meine Abspielgeräte richtig einstellen!!! Nun endlich habe ich Gewissheit. Danke!
    Aber wie Markus Greilinger bin ich nicht gerade erfreut darüber. Die Originalfilme im Kino wechseln das Format ja auch nicht!!! Zudem ist das Wechselformat auch nicht auf der Hülle des Films vermerkt!!!
    Schade!! Die volle Diagonale meiner Leinwand werde ich dann leider nicht immer ausnutzen können.

  4. Danke, ich habe schon an mir bzw. meiner neuen Technik (Acer M550 an XBOX ONE S) gezweifelt. Mich hatte es bei “Dunkirk” (4K) erwischt. Ich hätte mal gleich googlen sollen. Aber “so etwas” (Formatwechsel) habe ich nicht für möglich gehalten. Das hätte ich nur einem Amateurfilmer, wie mir, zugetraut.

  5. Formatwechsel im Film ist fürs Kino sehr schlecht. Wir spielen die Scope-Fassung auf der Breitwand in 2.39:1. In anderen Sälen auf 1.85:1 mit projezierten Balken. Hat für mich mit Breitwand nicht mehr viel zu tun. Filme im großen Saal haben auf der Scopewand die seitliche Kaschierung bei 1.85:1 oder geringer.

  6. Als Besitzer einer 21:9 Leinwand kann ich diesen Formatwechseln nichts abgewinnen. Für mich wird das Bild bei 16:9 nicht größer und beeindruckender sondern schrumpft nur auf TV-Format. Mein Panasonic-Projektor erkennt zwar das Format und zoomt automatisch auf die entsprechende Größe, aber trotzdem werde ich kein Liebhaber dieses Stilmittels 😉

    1. Der Beamer hat Lens Memory bzw. Motor-Zoom und stellt das automatisch um? Also mit einem fließenden Übergang?

      Oder stellt er schlagartig um, wobei evtl. das Bild kurz weg ist?

      Welches Modell ist das genau?

      Das wäre nur interessant zu wissen. Unabhängig von der Antwort ist das aber für den Formatwechsel im Film tatsächlich nicht zu gebrauchen. Nur für längerfristige Änderungen.

      1. Es handelt sich um den Panasonic PT-AT6000E. Der Wechsel erfolgt fließend ohne schlagartigen Bildwechsel. Immer wieder schön wenn am Beginn des Films das Bild auf Cinemascope aufzoomt 🙂

  7. Hallo… erst einmal Dank für die super Erklärung. Mir ist oft aufgefallen, dass Formate sich ändern und ich finde es super. Gerade bei Panorama Aufnahmen sieht es fantastisch aus. Habe eine Leinwand von ca. 4,92m +/- Diagonale , Breite ca. 4,18m x 2,38m. Da ich einen Laserbeamer besitze und dieser komplett bei Schwarz abschaltet, ich eine graue Leinwand habe, fällt es vielen noch nicht einmal auf. Aber, so unterschiedlich sind die Geschmäcker 😉
    Vielen Dank nochmal für die tollen Infos.

  8. “Mandalorian 2×01 Kapitel 9: Der Marshal” machte auch diesen Quatsch. Denkt eigentlich einer mit, dass “ein atemberaubender Anblick” in 16:9 dazu führt, dass man das Bild entweder genervt kleiner ziehen muss für die “atemberaubende” Szene, oder gleich den ganzen Film mit Balken rundrum in klein gucken muss? Es scheint mir als hätte keiner der verantwortlichen dahinter jemals seinen Film im Kino oder auf Leinwand gesehen.

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