Ein Heimkino kann ganz schön viel Geld kosten. Beim Einstieg denkt man an nichts böses, und ehe man es sich versieht, ist man einen hohen vierstelligen Betrag los. Das ist ganz normal, denn wie bei jedem Hobby wachsen mit der Zeit die Ansprüche und die Spielsachen werden wertvoller. Aber wie sieht die Finanzierung so eines Hobbys überhaupt aus? Dafür will ich hier ein paar Strategien aufzeigen.
Ich denke seit langem über dieses Thema nach. Fast täglich sehe ich Leute in Foren und Gruppen, die stolz ihre neuen Errungenschaften präsentieren. Das sind nicht immer die selben, aber bei manchen jagt doch eine Neuanschaffung die andere. Wie machen die das eigentlich? Sind die alle reich? Nein, nicht wirklich. Jedenfalls jetzt nicht mehr.
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Die drei Käufertypen
Mit der Zeit haben sich drei wesentliche Käufertypen heraus kristallisiert, die ich sehr oft wiedererkenne. Sie unterscheiden sich grundlegend in der Art, wie sie Heimkino-Komponenten kaufen.
Lange sparen, lange behalten
Typ 1 ist der Sparfuchs. Er ist von der alten Schule, um nicht zu sagen altmodisch. Denn so hat er es gelernt. Man kann nur das Geld ausgeben, das man hat. Alles andere wäre leichtsinnig.
Also legt er jahrelang etwas auf die Seite, Monat für Monat. Dabei beobachtet er seine Wunschkomponente über lange Zeit, verfolgt die Preisentwicklung und schlägt genau in dem Moment zu, wenn das Ersparte größer als der Preis geworden ist.
Typisch für den Sparfuchs ist, dass er seine Errungenschaften akribisch pflegt und über Jahre behält. Er musste schließlich lange dafür sparen und weiß den Wert daher zu schätzen. Nicht selten behält er einen AV-Receiver für 10 Jahre und weniger vergängliche Technik wie Lautsprecher sogar für 20 Jahre.
Ratenkauf und Finanzierung
Typ 2 ist der Draufgänger. Er will alles sofort haben und sieht nicht ein, darauf warten zu müssen. Wozu lange sparen, wenn man all die feinen Sachen schon nutzen kann, während man das Geld dafür noch monatlich abdrückt?
Eine inzwischen allgegenwärtige Marktentwicklung kommt dem Draufgänger dabei gerade recht: Ratenkäufe und Finanzierungsangebote. Sie sind fast überall zu finden, längst nicht mehr nur bei Waschmaschinen. Selbst kleine Anschaffungen werden finanziert, und sei es nur für 4 Monate.
Neigt sich ein Finanzierungszeitraum dem Ende entgegen, liebäugelt der Draufgänger schon längst mit der nächsten Veränderung. Kein Wunder, denn er hat seinen Besitz nicht so richtig zu schätzen gelernt. Es war viel zu einfach, ihn zu bekommen. Jetzt ist es langweilig geworden und es muss schnell etwas neues her.
Frühzeitig neu kaufen
Typ 3 ist der Zocker. Er fängt klein an und investiert einen ersparten Grundbetrag in ein solides Basissystem. Anstatt dann lange auf die nächste Verbesserung zu sparen, kauft er schon nach 1–2 Jahren eine etwas höherwertige Komponente oder Weiterentwicklung. Dabei steuert er nur wenig Geld bei, sondern finanziert sich den Kauf zu einem guten Teil durch den Weiterverkauf der alten Technik.
Auch später behält der Zocker seinen Beamer, TV, AV-Receiver oder seine Lautsprecher kaum länger als 2 Jahre. Er geht jede technische Entwicklung möglichst sofort mit. Dabei weiß er meist sehr genau, was er will und was aktuell angesagt ist.
Der Zocker kann sowohl Stratege als auch Spontankäufer sein. Seine Neuanschaffung tun ihm selten im Geldbeutel weh, weil er ein kleines finanzielles Polster hat, um in Vorleistung zu gehen, bis er seine alte Technik gebraucht verkauft.
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Vor und Nachteile der Kaufstrategien
Hast du dich in einem dieser Typen wiedererkannt? Diese Vorgehensweisen erstrecken sich bei jedem Käufertyp oft auch auf andere Hobbies, wenn nicht sogar auf ganz andere Bereiche des Lebens. Dabei hat jede Strategie ihre Vor- und Nachteile.
Der Sparfuchs: ökonomisch
Mit der Strategie des Sparfuchses bist du auf der sicheren Seite. Verschulden wirst du dich so ganz sicher nicht. Wenn du kein finanzielles Risiko eingehen willst und die Mittel ohnehin begrenzt sind, ist das eine gute Wahl.
Allerdings ist Geduld eine Tugend – und die wird hier auf eine harte Probe gestellt. Oft musst du Jahre warten, bevor du einem Trend folgen kannst. Ständig bekommst du vor Augen geführt, was es tolles gibt, kannst es dir aber einfach nicht leisten. Das hat aber wiederum den Vorteil, dass du nichts zu den teuren Preisen bei Markteinführung kaufen musst.
Viel wichtiger finde ich aber, dass diese Strategie mit Abstand die beste Öko-Bilanz hat. Denn seien wir mal ehrlich: Es ist schon Wahnsinn, was tagtäglich an Elektrogeräten über den virtuellen oder realen Ladentisch geht. Eigentlich sollten wir alle unsere Errungenschaften viel länger nutzen.
Eines ist klar: der Sparfuchs kennt den Wert seiner Geräte und weiß sie als einziger richtig zu schätzen. Denn jedes einzelne Stück ist hart erkämpft. Diese Form der Wertschätzung kommt bei vielen von uns schon lange zu kurz.
Der Draufgänger: riskant
Mit der Strategie des Draufgängers befriedigt du deinen Wunsch nach etwas neuem am schnellsten. Du musst nicht lange warten, bis der schicke 65″-Fernseher endlich auch in deinem Heimkino hängt.
Mehr noch: du musst nicht über Jahre hinweg diverse Entwicklungsstufen deines Heimkino abwarten. Im Grunde kannst du gleich ziemlich weit oben einsteigen. Aber ist es das wirklich wert? Was nützt es dir, die tollste Technik zu besitzen, wenn du nie gelernt hast, damit umzugehen? Viele Funktionen werden dir nichts bedeuten, weil du nie gezwungen warst, ohne sie auszukommen.
Wertschätzung wird hier eher klein geschrieben – und möglicherweise ist dir das noch nicht mal bewusst. Macht aber nichts, denn du hast ja eine Menge Spaß damit.
Dennoch ist der Ratenkauf auch eine Form des Sparens. Du zwingst dich damit, im Nachhinein zu sparen, kannst den Wert aber die ganze Zeit über schon nutzen. Ob es dadurch leichter fällt, ist fraglich.
Der Zocker: berechnend
Immer auf dem neuesten Stand zu sein ist auch der größte Vorteil der Kaufstrategie des Zockers. Nur passiert das nicht über die Anhäufung eines kleinen Schuldenbergs, sondern hauptsächlich durch Eigenkapital.
Anstatt Geräte über Jahre zu nutzen und sie dabei im Wert verfallen zu lassen, verkaufst du sie schon nach kurzer Zeit wieder, so lange der Wiederverkaufswert noch relativ hoch ist. Deine Zuzahlung aus den Ersparnisse beschränkt sich dabei auf
- die Differenz zum Neupreis (seitheriger Wertverfall) und
- die Differenz zur nächsthöheren Preisklasse.
Letztere gibt es nur, wenn du den Wechsel auch dazu nutzt, generell eine Stufe aufzusteigen – zum Beispiel wenn du bisher immer nur 7.2-AV-Receiver hattest und jetzt zu 9.2 oder 11.2 übergehen willst.
Diese Strategie ist nicht so günstig wie es sich zunächst anhört, denn oft bekommst du für den Gebrauchten nicht so viel wie erhofft. Am Ende ist das trotzdem alles Eigenkapital, das du erstmal haben musst.
Interessant ist die Vorgehensweise aber, weil du deine Ausgaben so auf kleinere Geldbeträge in kürzeren Abständen umstellen kannst. Dadurch entsteht ein gut kontrollierbar Ausgaben-Strom. Die Strategie lässt sich vorzüglich mit einer festen monatlichen Sparrate kombinieren.
Ganz nebenbei hat der häufigere Austausch der Heimkino-Komponenten den Vorteil, dass du fast ständig mit einer aufgefrischten Garantiezeit unterwegs bist. Obgleich du sie vielleicht gar nicht brauchst: Defekte treten oft erst nach 3–4 Jahren auf, wenn du das Gerät längst weiterverkauft hast.
Dieser Punkt ist nicht zuletzt auch ein Nachteil: Heimkino-Technik gebraucht zu einem guten Preis zu verkaufen kann langwierig sein.
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Eine generelle Empfehlung möchte ich an dieser Stelle nicht aussprechen. Klar, Sparen ist immer noch die aufrichtigste Strategie, während der Ratenkauf ganz schnell nach hinten losgehen kann. Die interessanteste Vorgehensweise ist mit Sicherheit die kühle Berechnung der häufigen Neuanschaffungen.
Sehr wahrscheinlich hilft dir aber schon alleine das Bewusstsein für diese Strategien etwas weiter, dein eigenes Kaufverhalten und das anderer Heimkino-Besitzer besser zu verstehen. Welche Strategie verfolgt du und was sind deine Erfahrungen dabei? Ab in die Kommentare damit.
Hi Bert,
Interessanter Artikel, der mich gerade wieder etwas geerdet hat. Die Sachen zu schätzen ist in der heutigen Zeit leider kein wirkliches Thema mehr. Alles neu und am besten gleich, nur weil man es kann (oder auch nicht).
Ich hab mir zur Zeit auch wieder überlegt einen neuen Subwoofer zu kaufen. Weil der neue vielleicht einen Tick mehr Tiefgang und Präzision(?) an den Tag legt als meine jetzigen. Als ich dann gestern wieder einen Film schaute mit einer sehr guten abgemischten Tonspur, dachte ich in den fetten tiefbassmomenten… WOZU? Es klingt doch alles so dermassen zufriedenstellend.
Meine Gedanken dazu.
Gruß Jonas