StartSteuerung & Automatisierung im Code Red
Serie Die Entstehung des Code Red (Teil 1 2 3 4 5 6 7)

Steuerung & Automatisierung im Code Red

Das größte Manko in der Anfangszeit meines Heimkinos war die Steuerung. Die alte Philips Pronto Universalfernbedienung war nicht mehr zu gebrauchen. Der Touchscreen reagierte weitaus schlechter, als ich es in Erinnerung hatte. Das Display war unheimlich langsam und kontrastarm geworden. Vielleicht war die Pronto wirklich gealtert, oder ich war zu dieser Zeit bereits zu sehr von Smartphones und Tablets verwöhnt.

Logitech Harmony Universalfernbedienung mit aktivem Display.

Jedenfalls war eine der ersten Anschaffungen nach dem Bau des Code Red eine Logitech Harmony 900. Die war schnell konfiguriert und ließ sich ganz gut an die Abläufe im Heimkino anpassen. Zwar waren die Möglichkeiten im Vergleich zur Pronto eher eingeschränkt, aber das genügte für’s erste.

Light-Manager Mini

LightManager Mini

Neben der Logitech Harmony 900 blieb so nur noch die Funkfernbedienung für Lichtsteuerung übrig. Das ging mir aber ziemlich schnell auf die Nerven. Hier musste ich zuerst ansetzen. Die Lösung war der Light-Manager Mini, mit dem ich die Lichtsteuerung mit in die Logitech Harmony integrieren konnte.

Die Schaltbefehle ließen sich wunderbar mit in die Activities einbauen und komplettierten damit mein Filmstart-Makro. Nun war wirklich nur noch ein einziger Knopfdruck nötig um den Film zu starten. Wenn der Abspann einsetzte, waren die Tasten so programmiert, dass ich das Licht wieder bequem einschalten konnte.

Der Weg zur Netzwerksteuerung

Probleme machten sich allerdings bemerkbar, wenn ich 3D-Filme einlegte. Mein Beamer synchronisiert die 3D-Brillen mit Hilfe eines Infrarotsignals, das an der Leinwand reflektiert wird. Wann immer ich auf der Fernbedienung eine Taste drückte, wurde das 3D-Signal gestört und die Brillen schalteten für einen kurzen Moment ab. Fast noch schlimmer war aber, dass die Synchronisation auch den Empfang der Geräte störte und die Bedienung während eines 3D-Films damit meine Geduld auf eine sehr harte Probe stellte.

Da die Feinjustierung der Winkel, in denen Geräte und Sender aufgestellt waren, nur mäßige Erfolge brachten, versuchte ich einen anderen Weg. Ich wollte das Signal des Harmony-Hubs, das eigentlich für die externen Infrarot-Sender gedacht war, per Kabel mit dem Remote-Anschluss des AV-Receivers koppeln, um die wichtigsten Geräte so auf direktem Weg zu steuern. Trotz anders lautender Informationen führte das aber nicht zum Erfolg.

Das war letztendlich der Auslöser, dass ich einen weitaus komplexeren aber auch vielversprechenderen Weg einschlug. So ziemlich jedes Gerät hat heute einen Netzwerkanschluss und kann darüber gesteuert werden. Die Schwierigkeit war nur, die dafür erforderlichen Befehle herauszufinden.

Aber zum Glück mache ich ja beruflich so ein bisschen was mit Programmieren. Also kratzte ich alle Dokumentationen zusammen, vernetzte die Geräte und legte los. Zu Beginn war das etwas mühsam, bis ich mal irgend eine Reaktion bekam. Aber schon bald ließ sich der Blu-ray-Player starten und stoppen und die Lautstärke am AV-Receiver verändern. Dann ging es Schlag auf Schlag. Der Beamer war noch etwas schwieriger zu steuern, weil er nur eine ziemlich unpraktische Schnittstelle anzubieten hatte. Aber schnell zeigte sich, dass er sogar mehr Funktionen zu bieten hatte, als über die Fernbedienung erreichbar waren.

So baute ich mir Stück für Stück eine eigene Universalfernbedienung als App für Smartphone und Tablet nach. Wie das bei solchen Projekten so ist, war meine Motivation kaum zu bremsen. Ich kramte alte Ideen wieder aus, von deren Umsetzung ich bisher nur träumen konnte.

Neue Ideen mit der eigenen App

Bezüglich der Steuerung war ich schon immer etwas fanatisch, weil es einfach unheimlich viel zur Kino-Atmosphäre beiträgt, wenn der Raum nicht nur wie ein Kino aussieht, sondern sich alles darin auch wie ein Kino verhält.

Screenshot der App mit aktiviertem Tab für die Projektor-Steuerung.
Eine frühe Version des Layouts der App.

Aus dem Filmstart-Makro war alsbald ein komplexer Programmcode geworden, der alle Eventualitäten berücksichtigt — so zum Beispiel den Bildschirmschoner mancher Blu-rays. Damit gab ich mich aber nicht zufrieden. Es stand immer noch die Idee einer komplett automatisierten Filmvorführung im Raum.

Irgendwann war die App und der dazugehörige Server so weit entwickelt, dass ich mich darüber her machte. Alles, was ich brauchte, war die aktuelle sowie die Gesamtspielzeit des eingelegten Films. Beim ersten Durchlauf eines Films merkte ich mir die genauen Zeiten, wann das Licht wieder an gehen sollte. Ab der zweiten Vorstellung konnte diese Information genutzt werden, um die Aktion automatisch auszuführen.

Screenshot der App mit aktiver Steuerung eines AV-Receivers.
Das neue Material Design für die App.

Und schon war die komplette Heimkino-Automatisierung fertig. In der Realität ist das natürlich etwas komplexer, als es sich hier liest. Die Funktionalität ist tatsächlich auch etwas umfangreicher als beschrieben. Die Logitech Harmony 900 wurde jedenfalls von der App komplett ersetzt.

Die Möglichkeiten sind nun nahezu grenzenlos. Ich hatte schon die Idee, einen Ventilator an bestimmten Stellen im Film auf verschieden starke Stufen zu stellen. Das könnte bei Filmen wie Twister einen netten Vorgeschmack auf 4D-Kino liefern.

Light-Manager Air

Nicht zuletzt hielt noch ein Light-Manager Air Einzug und vereinfachte einige der bestehenden Funktionalitäten erheblich. So kann der Light-Manager jetzt vor allem wieder im Heimkino stehen, weil er keine USB-Verbindung zum PC mehr benötigt.

Dadurch lässt sich auch der Infrarotsender wieder nutzen und ich kann über die App auch Geräte steuern, die nicht über die erforderliche Netzwerk-Schnittstelle verfügen. Einige ältere Komponenten freuen sich, dass sie wieder zum Einsatz kommen.

CinemaVision für ein komplettes Vorprogramm

Der Fanatismus ließ sich nun nur noch auf die Spitze treiben, indem ich wirklich ein komplettes Kino-Vorprogramm ablaufen ließ. Das konnte ich mit Hilfe des Kodi-Addons CinemaVision ziemlich gut realisieren.

Bei Bedarf — das heißt, wenn ich entsprechend verrückte Gäste habe — kann ich so eine echte Kinovorstellung komplett automatisch abspielen. Ein paar lustige Werbespots, aktuelle Filmtrailer und ein Audio Bumper gehören einfach dazu. Nicht zu vergessen ist die alte Langnese-Eiswerbung und ein Kinogong — wenn mal eine klassische Vorstellung gefragt ist. Dann am besten mit einem Film aus den 90ern.


Die Steuerung des Code Red ist damit beinahe schon zu einem separaten Hobby geworden. In der App steckt mittlerweile deutlich mehr Zeitaufwand als im Kino selbst. Eine bei Bedarf perfekte Filmvorführung gehört für mich einfach zum Heimkino-Erlebnis dazu.

Irgendwann ereilt einen aber auch das Heimkino-Burnout. Und dem begegnet man am besten indem man etwas verändert. Darum geht es dann im nächsten Teil dieser Serie.

3 Kommentare zu „Steuerung & Automatisierung im Code Red“

  1. Moin Bert!

    Schon sehr interessant, die Entwicklung zu verfolgen 🙂 Und auch zu sehen, mit welcher Akribie Du zu Werke gehst.

    Es gibt halt immer was zu tun – los geht’s 😀

    Viele Grüße,
    Marco

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