Akustik-Maßnahmen finden in Wohnräumen oft keine Akzeptanz — weiße Wände und sperrige Möbel stören hingegen den Kinogenuss. Das sind typische Gründe dafür, das Heimkino in den Keller zu verlegen. Genau darin lag auch die Motivation für das „Caverna Nigra“, ein komplett in Schwarz gehaltenes Kellerkino mit optimierter Akustik und bombastischem Sound.
Anfang 2017 hat sich unser Leser Gerald über den Bau des „Caverna Nigra“ hergemacht. Sämtliche Details hat der 52-jährige SAP-Spezialist in Eigenregie umgesetzt und so einen Rückzugsort für Musik- und Filmgenuss geschaffen, der sich sehen lassen kann. Damit hat er zugleich das erreicht, was für ihn ein Heimkino ausmacht: dunkle Farben für die perfekte Kino-Atmosphäre und ein optimiertes Bild.
Schon seit den 80er Jahren ist Gerald mit dem Heimkino-Virus infiziert. Angefangen hat alles mit einem Grundig Videorekorder für 2.000 DM und einem Paar Technics SB10 Lautsprechern. Vier Projektoren hat Gerald seit der Jahrtausendwende betrieben. In seiner Liste ehemaliger Geräte tauchen Onkyo und Pioneer ebenso auf wie die Infinity Kappa 9.2 und die Nautilus-Serie von B&W. Wie viel Heimkino-Begeisterte ist auch Gerald mit der Technik in das Hobby hinein gewachsen.
Das Caverna Nigra – Technik vom Feinsten
Durch einen kleinen Vorraum, der zur Aufbewahrung der Filme dient, betritt man das „Caverna Nigra“ von der Seite. Mit einer Größe von 4,3×4,0 Metern ist es relativ kompakt, bietet aber reichlich Platz für die 3 Meter breite Leinwand im 21:9-Format und einen gemütlichen 3er-Sessel mit mittigem Referenzplatz.
Das vorrangige Ziel des Heimkinos war eine optimale Raumakustik. Zudem sollte der Raum besonders zum Hören von Musik geeignet sein. Das zeigt sich gleich, wenn man die auffälligen Front-Lautsprecher sieht. „Gäste gibt es eher selten,“ erklärt Gerald, „das Kino ist ohnehin mehr oder weniger nur auf den Referenzplatz ausgelegt.“ Mehrmals pro Woche nutzt er sein Heimkino, unter Umständen auch mal für 5 bis 6 Stunden. Meist stehen Filme oder Konzerte auf dem Programm, aber zu gut einem Drittel der Zeit wird Musik gehört.
Die Technik im Caverna Nigra
Der überwältigende Teil der Kosten für das „Caverna Nigra“ kam durch die Technik zustande. „Letztendlich liegt dies aber an der hochwertigen Stereokette,“ erzählt Gerald. Das Setup ist tatsächlich sehr ungewöhnlich für ein Heimkino.
An der Front stehen zwei B&M Line 25 MKII Aktivlautsprecher mit jeweils 1000 Watt. Diese werden von einem B&M ICE 802 Vorverstärker gespeist. Als Zuspieler dient ein Cocktail Audio X50. Allerfeinste Technik also. „In Puncto Stereo gehe ich keine Kompromisse ein,“ weiß Gerald zu überzeugen. „Die Lautsprecher erzeugen für’s Kino einen genialen Phantom-Center und übernehmen die Subwooferanteile.“ Das ist bei dieser Leistung locker drin.
Diese vollständig digitale Stereokette wird zu einem 6.0.4-Setup für den Kinobetrieb ergänzt. Die Aufstellung von 2 Front-Lautsprechern und 4 im Surround-Bereich — aber ohne Center — ist eher ungewöhnlich, aber hier durchaus begründet. Ein Center könnte das Klangbild der hochwertigen Front nur verschlechtern. Üblicherweise sind die seitlichen Sitzplätze dann etwas im Nachteil, das macht sich im „Caverne Nigra“ aber zumindest bei Filmen kaum bemerkbar.
Vier Canton 9K Reference spielen als Surround-Lautsprecher um den Hörplatz herum. An der Decke sorgen vier Canton Inceiling 489 für die Dolby-Atmos-Klänge. Eine Vor-/Endstufen-Kombination von Yamaha versorgt die Satelliten-Lautsprecher mit dem passenden Signal. Als Zuspieler für Filme dient ein Oppo 105D.
An der Front hängt die 3 Meter breite Rahmenleinwand im 21:9-Format. Hier hat sich Gerald für den Hersteller Visivo entschieden. Bei 3 Metern Sitzabstand ist das Bild angenehm groß. Als Projektor dient ein Sony HW65.
Ausbau des rohen Kellerraums
Die Ausgangssituation des Raums war eine bunte Mischung aus viel Beton, Ziegeln und Trockenbau mit Knauf-Diamantplatten. Zunächst musste der Raum im Rohbau noch etwas vorbereitet werden. Unter anderem waren ein Türdurchbruch und diverse Trockenbau-Maßnahmen notwendig, wofür Gerald eine ortsansässige Firma eingespannt hat.
Der Projektor sollte in einem 60×30 cm großen Mauerdurchbruch in der Mitte der Rückwand untergebracht werden, um ausreichend Abstand zur Leinwand zu bekommen, ihn aus dem Blickfeld zu rücken und die Lüftergeräusche zu dämpfen. Die Firma, die den Durchbruch realisierte, musste diverse Vorkehrungen für die Statik treffen, weil es sich um eine tragende Kellerwand handelte. „Das war denke ich das aufwendigste und teuerste Loch aller Zeiten,“ erzählt Gerald, „ein Riesenaufwand, Absicherung mit Stahlträgern und und und. Ich dachte die reißen mir mein ganzes Haus ein.“
Die Wände wurden schließlich grundiert und mit einer matten Farbe schwarz gestrichen. Viel sieht man davon aber nicht mehr, da die umfangreichen akustischen Maßnahmen die meisten Flächen bedecken. Als Bodenbelag liegt ein gewöhnlicher schwarz-grauer Teppich aus.
Akustische Maßnahmen par excellence
Für akustische Maßnahmen hat Gerald besonders die Decke genutzt. Diese wurde mit einer Akustikdecke von OWA um 30 cm abgehängt. Dieses System findet man auch in vielen großen Kinos. Der komplette äußere Ring unter der Verkleidung ist ca. 1 Meter breit mit Steinwolle gefüllt. Das ist mal ein richtiger Kantenabsorber! So kommt schon reichlich absorbierendes Material an einigen Stellen im Raum zusammen, wo Nachhall effizient bekämpft werden kann.
„Im Rückraum sind Bassabsorber, links und rechts jeweils 2,10 Meter hoch, ca. 60 cm breit und tief,“ erklärt Gerald weiter. „Zwischen den beiden Absorbern am Boden dann nochmal knapp 3 Meter lang und ebenfalls ca. 60 cm hoch und tief. Die Absorber sind ebenfalls mit Steinwolle gefüllt.“ Auch links und rechts neben der Leinwand sind bis zur Decke Basotect-Kantenabsorber verbaut. Alles in allem sind damit an die 10 m³ absorbierendes Material im gesamten Raum verteilt.
Damit der Raum für die Wiedergabe von Musik noch ausreichend lebendig wirkt, hat Gerald die Rückwand mittig mit zwei Diffusoren von Hofa bestückt. An den Seitenwänden sind weiterhin rund 7 m² Absorber von Clearsonic verbaut, die sich um die Erstreflexionen kümmern.
Stillstand ist Rückschritt
Veränderungen gibt es natürlich immer, egal wie fertig ein Heimkino zu sein scheint. Im „Caverna Nigra“ steht irgendwann ein Update auf 4k an: neuer Projektor, neuer Player. Hier waltet die Vernunft: zuerst müssen die Preise dafür noch deutlich fallen. „Der Sony macht ein wirklich gutes Bild, so dass mir gegenwärtig nicht allzu viel fehlt,“ sagt Gerald.
Könnte er heute nochmal von vorne beginnen, würde Gerald nicht allzu viel anders machen. Einzig die Heizung — ein gewöhnlicher Heizkörper — gefällt ihm nicht. Ein flacher Heizkörper oder einige kleinere, die nicht so auffallen, wären ein optischer Zugewinn für den Raum.
Das „Caverna Nigra“ spiegelt sehr schön Geralds Philosophie in Sachen Heimkino wider. „Nicht zu viele Kompromisse eingehen und von Anfang an vernünftige Technik einsetzen,“ gibt er uns als Tipp mit auf den Weg, „lieber etwas sparen und nicht voreilig einkaufen.“ Wer Bässe mit der Gewalt eines Erdbebens sucht, findet die nicht mal eben für 500 €, sondern sollte für bessere Lösungen tiefer in die Tasche greifen. Darüber hinaus empfiehlt Gerald, auf gute Sprachverständlichkeit zu achten. Das setzt entweder einen guten Center voraus, oder — wie man an diesem Beispiel sieht — einen hochwertigeren Ansatz, der ohne den mittleren Lautsprecher auskommt.
Sein Setup weiß Gerald auf jeden Fall zu schätzen — nicht nur bei Blockbustern mit satten Effekten. „Ich bin da eher der Mainstreamtyp,“ sagt er über sich, kann uns aber auch Filme wie Ray, Walk the Line oder The Danish Girl empfehlen. Egal ob seichte Kost oder anspruchsvolle Unterhaltung — im „Caverna Nigra“ kann man Filme mit Sicherheit genießen.
Hi , sehr schönes Kino und danke für so tolle Fotos ! hier kann man wieder mal sehen was alles so möglich ist ! einfach Grandios , obwohl ich dieses Kino ja nicht kenne. Danke für diesen schönen Bericht 🙂
ich hoffe das ich auch mal so langsam mit meinem Heimkino Bau anfangen kann habe im Moment noch alles im Wohnzimmer integriert :-/
Grüße
Da bin ich schon sehr gespannt drauf. 🙂
Cooles Design, sehr schöne Ausführung und feine Technik – viel Spaß damit 🙂
Hallo
Ich bin auch drauf und dran mir ein Dolby Atmos Setup aufzubaue das Problem ist nur dass es keinen FullHD Blu-ray Player gibt der Dolby Atmos unterstützt.Oder könnte ich auch einen 4K Player an einen FullHD Beamer anschließen?
Ich glaube, Du siehst ein Problem, wo keines ist. 🙂 So ziemlich jeder Blu-ray-Player kann Atmos und andere Formate ausgeben. Da läuft ja nur ein digitaler Datenstrom raus. Es liegt an Deinem AV-Receiver, diesen zu verstehen. Der Player ist automatisch kompatibel, sobald er HD-Formate wiedergeben kann (zum Beispiel Dolby TrueHD).