Mord und Totschlag, und trotzdem ab 12

FSK – Wie sinnvoll ist die Alterseinstufung?

Es ist ja so eine Sache mit der FSK. Die Freiwillige Selbstkontrolle ist eine deutsche Organisation, die die Einstufung von Filmen und Computerspielen in eine Altersgruppe vornimmt. Über Sinn oder Unsinn dieser FSK-Einstufungen lässt sich streiten. Ein paar Gedanken dazu.

Junge und Mädchen mit Popcorn auf einem Sofa, sichtlich erschrocken über das Filmgeschehen.

So richtig freiwillig ist die „Freiwillige Selbstkontrolle“ ja nicht, da die Einstufung für öffentliche Aufführungen bindend ist. Kinos müssen darauf achten, dass der Einlass nur für Kinder und Jugendliche der entsprechenden Alterstufe erfolgt. Das selbe gilt für den Verkauf und den Verleih. Nicht umsonst muss seit der Einführung der Blu-ray auf jedem Film das FSK-Logo gut sichtbar sein. Im privaten Rahmen macht man sich aber nicht direkt strafbar, wenn man seinem Vierjährigen einen Film ab sechs zeigt – jedenfalls so lange das nicht an seelische Grausamkeit grenzt.

Freiwillige Selbstkontrolle: die FSK

FSK ab 16 freigegeben

Wenn Filme öffentlich aufgeführt werden sollen, müssen Sie zwingend über eine FSK-Einstufung verfügen. In der Regel klappt das auch. Je mehr Gewalt, Blut, Sex und Drogen, desto höher fällt eben die Altersbeschränkung aus. Nur wenn es völlig überhand nimmt, bekommt ein Film nicht mal die Freigabe ab 18. Man spricht dann davon, dass er indiziert wurde. Vorführung und Verkauf sind dann in Deutschland verboten. Man kann den Film bestenfalls als Import aus dem weniger einschränkenden Ausland beziehen.

Was viele nicht wissen, ist die folgende kleine Sonderregelung: Filme, die ab 12 freigegeben sind, dürfen im Kino bereits von Kindern ab 6 Jahren besucht werden — in Begleitung eines Erwachsenen (vorzugsweise eines Erziehungsberechtigten). Sicher eine gute Sache, damit es kein Geheul gibt, weil der 12. Geburtstag nur noch ein paar Wochen hin ist. Aber ob man das völlig ausreizen will, muss sicher jeder selbst entscheiden.

Verkauf und Verleih

FSK ab 18

Besondere Regeln gibt es beim Verkauf von Filmen und Spielen ab 18 Jahren. Während ein Laden noch halbwegs prüfen kann, ob der Käufer das erforderliche Alter hat (was nicht immer so genau genommen wird), tut sich der Versandhandel schwerer. Beispielsweise verschickt Amazon Medien ab 18 ausschließlich unter der Bedingung, dass die Ware vom Empfänger persönlich entgegen genommen wird. Man muss selbst anwesend sein und seinen Ausweis vorlegen — nicht mal eine Vollmacht für den Partner mit ebenfalls ausreichendem Alter wird dabei akzeptiert.

Um bereits vor dem Kauf zu beweisen, dass man das nötige Alter hat, gibt es verschiedene Verfahren. Da es eher unsicher ist, eine Ausweiskopie in der Gegend herum zu schicken, erfreut sich das Postident-Verfahren dabei großer Beliebtheit. Dabei füllt man pro Händler einmalig bei der nächsten Poststelle ein Formular aus. Die Post prüft anhand des Ausweises das korrekte Alter und bestätigt dem Händler dann gegen eine Gebühr von 5 € diese Angabe. Inzwischen wurde aber auch dieses Verfahren digitalisiert und läuft über eine App ab, in der man Fotos von seinem Ausweis sowie ein kurzes Video von sich selbst über eine gesicherte Verbindung hochlädt. Das wird zum Beispiel im Falle der Postversand-Videothek Videobuster so gemacht.

Falsche Einstufungen durch die FSK

Ein großes Problem der FSK sind Fehleinstufungen. Diesen Vorwurf muss sich die Organisation immer wieder gefallen lassen. Große Filmproduktionen würden zugunsten eines breiteren Publikums zu niedrig eingestuft. Im Gegensatz erhielten weniger medienwirksame Filme völlig überzogen Einstufungen ab 16 oder 18 Jahren, so der Vorwurf. Inwiefern es tatsächlich eine Bevorzugung oder Benachteiligung gibt, lässt sich natürlich nur schwer nachweisen. Kaum von der Hand zu weisen ist aber, dass Filme wie Jurassic Park oder Harry Potter und die Kammer des Schreckens deutlich zu niedrig eingestuft wurden.

FSK ab 12 freigegeben

Manche Filme werden extra in zwei Versionen veröffentlicht: Eine verharmloste mit weniger kritischen Szenen für die Vorführung mit niedrigerem Mindestalter, und eine ungeschnittene (Uncut) mit höherer Altersfreigabe. Letztere wird meist nur später im Handel veröffentlicht. Diese Vorgehensweise ist gar nicht mal so schlecht, wenn man bedenkt, dass Filmproduzenten ein berechtigtes Interesse daran haben, den Film einem breiten Publikum vorzuführen. Lieber so, als dass immer nur eine geschnittene Fassung zu sehen ist.

Bei einigen Filmen geht man sogar so weit, extra übertriebene Szenen zu drehen, die nur als Futter für die Zensur dienen – damit es etwas zum herausschneiden gibt, und dafür Szenen im Film bleiben können, die dieser ansonsten als erstes zum Opfer gefallen wären. Ein Beispiel dafür ist Team America: World Police, wo eine Szene mit etwas „Fäkal-Humor“ (im wahrsten Sinne) nur für die Schere gedreht wurde.

Was an der FSK wirklich stört

Aus meiner Sicht ist das Hauptproblem der FSK, dass es zu wenige Zwischenstufen gibt. Gerade im Alter von 6 bis 12 Jahren machen Kinder eine so rasante Entwicklung durch, dass Sie einige Inhalte ab 12 schon früher verkraften. Filme ab 6 sind dagegen oft etwas zu optimistisch eingestuft – insbesondere die heute so beliebten Animationsfilme. Auch zwischen 12 und 16 Jahren wäre locker noch eine Stufe drin. Deshalb sollte jeder selbst entscheiden, ab welchem Alter er seine Kindern einen Film ansehen lassen will. Deshalb ja auch der Begriff freiwillige Selbstkontrolle.

FSK ab 6 freigegeben

Wünschenswert wäre außerdem, dass die mit der Blu-ray eingeführte Kennzeichnungspflicht – das FSK-Siegel unten links auf dem Cover – auch gleich mit einer weiteren Auflage einher ginge: dem Wendecover. Einige, aber viel zu wenige Filme bieten die Möglichkeit, das Cover von innen nach außen zu drehen. Man sieht darauf genau das Selbe, aber ohne das hässliche FSK-Siegel. So lange der Film im Laden steht, ist das ja eine sehr sinnvolle Sache. Aber einmal zuhause im heiligen Film-Schrein untergebracht, interessiert sich der durchschnittliche Heim-Cineast wohl kaum noch für die Altersfreigabe. Hier können viele Herstellers noch nachbessern.

7 Gedanken zu „FSK – Wie sinnvoll ist die Alterseinstufung?

  1. Tja das mit den Wendecovern ist halt immer eine Geldfrage. Klar die Centbeträge was dieses Cover ausmachen würde spielen eigentlich keine Rolle, nur für uns nicht aber für die Firmenbosse die an allem sparen wollen.

  2. Nabend! Lese dein Blog sehr gern, deshalb mal ein Kommentar: Meines Wissens nach gibt es noch eine Abstufung zwischen „FSK 18“ und indiziert. Hierbei sollte es sich im die Einstufung „Keine schwere Jugendgefährdung“ handeln. Ich beziehe mich hierbei z.B. auf meine Planet Terror lim. Edition DVD die diesen „Flatschen“ trägt. Ab 18, bzw. keine Jugendfreigabe, scheint hier „zu wenig“ aber nicht ausreichend für eine Indizierung gewesen zu sein. Des Weiteren bezieht sich das „freiwillig“ bei der FSK doch auf die Freiwilligkeit der Publisher der jeweiligen Filme sich prüfen zu lassen, oder?!
    ps: Mach weiter so. 😉

    1. Vielen Dank für den Hinweis – und für das Lob! 🙂

      Die zusätzliche Zwischenstufe war mir noch nicht bekannt. Scheint mir aber so eine Art „Soft-Indizierung“ zu sein. Soll heißen, man kann es vielleicht nicht beim Händler um die Ecke kaufen, aber gänzlich unverkäuflich ist es in Deutschland auch nicht. Reine Spekulation. Keine Ahnung wie relevant das wirklich ist, denn die meisten Filme bekommen ja irgend eine Freigabe. Mit solchen Sachen muss man sich wohl nur als Fan von etwas exotischerer Software rumschlagen. 😉

  3. Ein schöner Artikel. Ich bin zwar noch ein „Kind“, aber finde, mit 15 Jahren ist man mehr als in der Lage, zu entscheiden, ob man einen bestimmten Film verkraftet. Als der Film „Logan“ (FSK 16) im Kino lief, dürfte ich selbst mit Begleitung meiner Eltern den Film nicht schauen. Andererseits dürfen, wie du oben erwähnt hast, Kinder ab 6 jahren mit Begleitung eines Erwachsenen einen FSK 12 Film angucken. Deshalb finde ich zum Teil die FSK Regelung in manchen Fällen mehr als sinnlos.

    1. Logan ist win schönes Beispiel. Der hätte stellenweise auch ab 18 sein müssen. Für FSK 16 gibt es die Regelung „schon ab 12 wenn Eltern dabei“ nicht – was vielleicht auch gut so ist. Ändert aber wohl nichts dran, dass die Einstufungen teilweise daneben sind.

  4. Ich bin selbst noch 13 und ich hab schon so viele Filme ab 16 angesehen, dass es mir gar nichts mehr ausmacht… Ich habe weder Albträume, noch werde ich bei Actionfilmen aggressiv oder so… Ich würde so einen Scheiß wie Drogen auch nie nachmachen… Was man heute so in den Nachrichten hört, da ist so ein Film ja eh noch harmlos! Ich hab Jurassic Park mit 12 und Harry Potter 2 mit 10 gesehen und ich fands überhaupt nicht schlimm und die Handlung habe ich auch locker verstanden… Dass ein 9-jähriges Kind nicht Fifty Shades of Grey sehen sollte, ist ja wohl klar. Aber dennoch finde ich FSK mega unnötig… Ich persönlich finde auch, dass die „alten“ James Bond Filme, der Weiße Hai oder einige Fast & Furious Teile locker ab 12 rausgegeben werden hätten können… Bzw., dass man es jetzt noch ändert, da die Filme echt nicht schlimm sind… Außerdem kenne ich Leute aus vielen Altersgruppen, die meine Meinung mit mir teilen.

    1. Je älter ein Film ist, desto übertriebener ist die Alterseinstufung für gewöhnlich. Das liegt einfach daran, dass wir mit der Zeit abgestumpft sind. Fürchterliche Horrorfilme aus den 80ern sind heute bestenfalls witzig.

      Dennoch behaupte ich — ohne Dir zu nahe treten zu wollen — dass Du mit 13 noch nicht in vollem Umfang beurteilen kannst, ob ein Film in irgend einer Weise schlecht für Dich ist. Sowas muss sich nicht durch direkte Reaktionen wie Alpträume zeigen. Allerdings bin ich auch kein Psychologe. Ich gebe es nur mal so als Denkanstoß mit. Ich dachte in Deinem Alter genauso. Man findet aber zum Glück irgendwann heraus, dass die eigene Meinung von heute vor 5 Jahren nicht immer ganz richtig war.

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