Die Fußball-WM sollte auf einem Beamer laufen – das war der Anstoß zu einem Heimkino: dem „Time-Out Cinema“ unseres Lesers Roman. In seinem Keller hat sich der 47-jährige Werkstattleiter diesen Traum erfüllt. Heute werfen wir einen Blick hinter die Kulissen dieses gemütlichen Heimkinos.
Das „Time-Out Cinema“ sollte die Optik und den Charme eines großen Kinos einfangen. Das ist es, was für Roman ein Kino ausmacht. In der klassischen Farbkombination Rot/Schwarz ist das bestens gelungen – alles in Eigenleistung, versteht sich.
Die WM 2014 als Motivation
„Mit der Familie und Freunden in meiner kleinen Garage auf einem großen Bild die WM 2014 genießen war mein Ziel. Diese Überlegung kam mir knapp sechs Monate vor dem Event in den Sinn,“ erzählt Roman über die Anfänge seines Heimkinos. Aber Erfahrung mit Projektoren hatte er bis dahin nicht. Einige YouTube-Anleitungen später war der Entschluss gefasst, es durchzuziehen.
Hohe Lichtleistung, wie sie für Projektion bei Tageslicht benötigt wird, kann ganz schön teuer werden. Das Live-Event mit 23 Gästen sollte in der Garage stattfinden. Die Idee war daher, einen gebrauchten Beamer auf ein Xenon- oder LED-Leuchtmittel umzubauen.
„Schnell war ein günstiger defekter Beamer mit Lampenschaden erstanden, welcher bei Ankunft sofort inspiziert und zerlegt wurde,“ erinnert sich Roman, und stattete das Gerät mit einer Kfz-Xenon-Lampe aus. „Nach etwa zwei Wochen Fummelarbeit konnte der erste Probelauf starten. Oft hört man, dass Schrauben beim Zusammenbau übrig sind. Bei mir war das Gegenteil der Fall. Eine kleine Schraube fehlte mir nun, was mich aber nur kurz störte. Das sollte sich nach dem Einschalten aber bald ändern. Eine Minute dauerte meine Freude über die Lichtstärke des Beamers, die sich dann noch kurz erhöhte bevor ein lauter Knall in Verbindung mit einer Nebelwand die Show beendete.“ Die fehlende Schraube hatte sich auf einer Platine verklemmt und so zum Totalschaden des Projektors geführt.
Ersatzweise wurde ein HD 98 eines chinesischen Herstellers und ein zusätzlicher DVB-T-Receiver angeschafft, dazu eine Leinwand und eine kleine Musikanlage.
„Der Testlauf war Erfolgreich und meine Garage füllte sich rasch mit meinen gut gelaunten Nachbarn und Familienangehörigen. Die Deutsche Nationalmannschaft lief ein – und mein Bild war weg.“ Mit steigendem Blutdruck, aber mit beruhigenden Worten der Nachbarn, brachte das Justieren der DVB-T Antenne zumindest einen Teilerfolg. „An den nachfolgenden Spielen waren alle wieder da, außer der DVB-T-Receiver.“
Aus solchen Vorfällen lernt man. Deshalb war es Roman bei der Umsetzung seines Heimkinos wichtig, zuverlässige Technik zu verwenden. Bei Live-Übertragungen im voll besetzten Kino ist das einfach unerlässlich.
Eine wiederentdeckte Nintendo-Konsole in Kombination mit dem günstigen Beamer gab einige Wochen später schließlich den Anstoß, das Projekt Heimkino endlich anzugehen.
Der Bau des Time-Out Cinema
Der geplante Starttermin im August musste zuerst noch anderen Projekten im Garten weichen. Aber an einem regnerischen Tag verzog sich Roman in den Keller und entkernte den zukünftigen Kinoraum. Dieser hatte zuvor als Büro gedient und war rundum mit Holz beschlagen. „Der Schritt war gemacht und meine Frau hatte Ihren Spaß bei der Auswahl und dem Kauf der Stoffe und Tapete,“ erinnert sich Roman. Nachdem die ersten tausend Euro verbraucht waren, kam der Spaß aber auch schon an seine Grenzen. Es stand fest, dass Roman das Geld irgendwie dazu verdienen musste. Dazu kaufte er defekte Beamer auf, setzte sie wieder instand und verkaufte sie mit Gewinn weiter.
Weil der 6 x 3,55 x 2,20 m große Kellerraum weitestgehend unbehandelt war, wurden Wände und Decken mit Rigipsplatten und darunter Styroportafeln zur Dämmung ausgestattet. Als ansehnliche Verkleidung wurden diese zum Schluss mit einer Fleece-Tapete überzogen. Als Bodenbelag kamen Teppichfliesen zum Einsatz, um hier mit zwei verschiedenen Farben arbeiten zu können.
Gegen die Erstreflexionen an den Seitenwänden hat Roman sechs selbstgebaute Absorber mit Hilfe der Spiegelmethode aufgehängt. Als absorbierendes Material fiel die Entscheidung auf Steinwolle, die mit nicht sichtbaren 7 cm Wandabstand möglichst breitbandig wirken soll. Die Kinobestuhlung und verbauten Vorhänge wirken weiterhin im Hochton. Für den Tiefbass setzt Roman ein AntiMode zur automatischen Regulierung ein.
Die selbstgebaute Leinwand in der Größe 2,58 x 1,50 m sollte zu einem kleinen Problem werden. „Die wollte nach der Fertigstellung in der Garage, nicht den Weg ins Kino finden,“ erzählt Roman. „Klar, sie war zu groß und die einzige Person, die das schon beim Bau der Leinwand festgestellt hatte, war meine Frau.“ Also wurde sie nochmal demontiert und in Einzelteilen heruntergetragen.
Für frische Luft im „Time-Out“ ist auch gesorgt. Das Kellerfenster fiel einer Hush-Box zum Opfer, die mit einem PC-Lüfter und einem Kfz-Pollenfilter für die nötige Belüftung sorgen soll. Selbst ist der Mann! Für die nötige Wärme in den Wintermonaten sorgt eine Elektroheizung.
„Es ging voran, wobei ich nie einen richtigen Plan auf Papier hatte,“ gesteht Roman. Abgesehen von den Näharbeiten an den Vorhängen ging alles durch seine Hände. „Fast vier Monate hatte der Umbau mit samt dem Einkauf des Inventars angedauert.“ Die anfängliche Technik, darunter ein Canon-Beamer und ein Teufel 5.1-System, sollte für ein Jahr im Einsatz bleiben, bevor auch hier nachgerüstet wurde.
Mit fünf Sitzplätzen kam das „Time-Out“ Cinema zum ersten Einsatz. „Als Fan von Borussia Mönchengladbach und zahlreichen Freunden, die dem Verein auch huldigen, waren meine fünf geplanten Sitzmöglichkeiten auf Dauer zu wenig. Daher musste auf insgesamt neun Kinositzen aufgerüstet werden,“ begründet Roman die Auswahl der Kinosessel. Bei einem Spiel gegen den FC Bayer München muss er dennoch zusätzliche Sitzmöglichkeiten schaffen.
Die Technik
Jetzt sorgen zwei Canton LE 101 für den Sound im „Time-Out“, unterstützt durch den Canton GLE 455.2 Center. Die Surround-Lautsprecher sind von LAB. Angetrieben wird die Anlage von einem Marantz SR-5006 AV-Receiver.
Der Subwoofer, ein Canton AS 85.2 SC, wird durch ein Anti-Mode 8033 reguliert, um den nicht gänzlich glatten Tiefbass unter Kontrolle zu halten und das Dröhnen zu minimieren.
Ein Optoma HD 300 X Full-HD-Beamer wirft das Bild auf die selbstgebaute Leinwand. Als Zuspieler verwendet Roman neben dem Sky-Receiver für Fußballspiele noch die PlayStation 3.
„Ein Projektor mit einer Leinwand und einer 5.1-Soundanlage sollte mindestens zum Einsatz kommen, damit sich die Kombination auch Heimkino nennen darf,“ definiert Roman seine Vorstellung von einem Heimkino. Dieses Ziel hat er bereits überschritten.
Denn als weiteres Highlight sorgen drei Körperschallwandler vom Typ Sinuslive BassPump III für zusätzliche Basseinlagen auf den Kinosesseln der ersten Sitzreihe. Die Bass Shaker werden von einem Reckhorn A-408 angetrieben. Das sorgt gleich noch für einen zusätzlichen Emotionsschub bei Explosionen und Schüssen.
Vorraum gleich mit eingerichtet
Etwa drei Monate nach Fertigstellung des eigentlichen Heimkinos machte sich Roman gleich an die Umsetzung des Vorraums. „Hier habe ich auf Reste vom Sperrmüll zurückgegriffen, um die Kosten zu minimieren.“ Auch dabei gab es einige Hürden zu nehmen, wie etwa das Verlegen des Teppichs auf der Wendeltreppe.
Zur Grundausstattung gehört natürlich eine Popcorn-Maschine, die auch häufig genutzt wird. Diverse Dekoration und Utensilien für den Vorraum hat sich Roman in den darauffolgenden Jahren zu Geburtstagen und Weihnachten schenken lassen. Das alles sorgt schon vor dem Betreten des „Time-Out“ für die passende Kino-Atmosphäre.
Bereits angedacht ist ein Vorschau-Monitor, der dem Filmvorführer die Arbeit erleichtern soll. Im Vorraum montiert lassen sich so auch ein Begrüßungstext oder die neuesten Filmtrailer zeigen.
Anpfiff im Time-Out Cinema
Wie es sich für einen Fußballfan gehört nutzt Roman das „Time-Out Cinema“ regelmäßig für Live-Übertragungen. Zwei Spiele pro Woche sind da eigentlich immer drin. Ein Film muss aber auch jede Woche sein. Das ist insgesamt moderat, aber so läuft niemand Gefahr, dass aus dem „Time-Out“ ein Burn-Out wird.
Wenn er sein Heimkino nochmal bauen würde, „dann sicher mit einem Plan!“ versichert Roman. Ziemlich schnell musste er erkennen, dass ein Bauplan die Sache erheblich einfacher macht. Sein Tipp für angehende Heimkino-Bauer: „Denkt an ausreichend Kabel-Leerrohre und an die Zukunft! Mehr ist immer besser.“
Für die nahe Zukunft ist bereits eine elektrische Leinwand-Maskierung im Eigenbau angedacht. Außerdem soll der Projektor gegen einen Sony oder Epson getauscht werden. Bis dahin besinnt sich Roman lieber auf gute Filme, die auch gar nicht mal unbedingt immer typischer Hollywood-Mainstream sein müssen. Seine Empfehlungen Einer flog über das Kuckucksnest und Geschenkt ist noch zu teuer zeigen das sehr deutlich.
Mit rund 6.000 € Gesamtkosten für Raum und Technik liegt das „Time-Out Cinema“ sehr gut im Einsteigerbereich der Kellerkinos, „wobei High-End nie ein Thema für mich war,“ wie Roman anmerkt. Hier sieht man sehr schön, dass das auch gar nicht nötig ist. Besonders die viele Eigenleistung hat es möglich gemacht, die Kosten niedrig zu halten. Etwa die Hälfte der Kosten wanderte in die Technik, der Rest in die Raumeinrichtung und ein kleiner Teil in die Akustik.
Auch können manchmal gewisse „Side-Kicks“ abfallen: „Abgesehen von meinem Kellerkino konnte ich die nachfolgende EM und WM unserer Kicker als Public Viewing in meinem Garten mit viel Aufwand verwirklichen. Hier habe ich mir das Thema Rückprojektion vorgenommen und erfolgreich umgesetzt,“ erzählt Roman. Im Sommer haben Fußballspiele im Freien eben doch einen gewissen Reiz, der nicht zu ersetzen ist.
Guten Morgen!
Die Idee mit dem Bauplan kann ich nur unterstützen 😀
Sehr schönes Kino, farblich toll abgestimmt!
Viele Grüße,
Marco