StartPlanungSchimmelprävention im Kellerkino
Vorsicht ist besser als Nachsicht

Schimmelprävention im Kellerkino

Heimkinos werden oft in Kellern gebaut oder in Räumen mit Außenwänden. Wer dabei die Schimmelgefahr ignoriert, kann später ein Desaster erleben. Du wärest nicht der Erste, der sein Heimkino nach einem Feuchtigkeitsschaden komplett abreißen müsste, um danach von vorne anzufangen. Wie du Schimmel im Heimkino vorbeugen kannst erklärt dieser Artikel.

Schimmel an einer feuchten Wand.
Foto: PublicDomainPictures / Pixabay

Eine zentrale Rolle spielt dabei Feuchtigkeit. Ist diese zu hoch, kann Schimmel entstehen. Ab einem bestimmten Grad ist das nur eine Frage der Zeit. Wichtig ist es daher, Feuchtigkeitszusammenhänge im künftigen Kinoraum zu verstehen.

Ursachen von Schimmel

Schimmel kann viele Gründe haben. Die Wichtigsten sind:

  • unzureichende Belüftung
  • falsche Belüftung
  • falsche Wandabdeckung
  • Mauerfeuchtigkeit und Überschwemmung

Warum Luftfeuchtigkeit relativ ist

Warme Luft kann, absolut gesehen, mehr Wasser aufnehmen als kalte. Dies berücksichtigt die Angabe der relativen Luftfeuchtigkeit. Bei 100% relativer Luftfeuchtigkeit ist die Luft maximal gesättigt. Luft mit 35°C ist erst mit 40 g Wasser pro Kubikmeter zu 100% gesättigt, während Luft mit 10°C bereits mit 10 g Wasser zu 100% gesättigt ist.

Dies hat zur Folge, dass beispielsweise angenehm mittelfeuchte, sommerliche 35°C warme Luft durch Lüften im 20°C kalten Keller auf einmal eine extrem hohe relative Luftfeuchte von über 80% aufweist. Aus dem Grund sollte Kellerlüften im Sommer nur in den kühlen Abend- oder Morgenstunden erfolgen.

Die Erhöhung der Raumtemperatur, z. B. durch Heizen, erhöht die Wassermenge, die die Luft aufnehmen kann, senkt also die relative Luftfeuchtigkeit. Im Winter entsteht so die typische, trockene Heizungsluft. Umgekehrt erklärt dies, warum kalte Keller trotz Luftverbindung zum trockenen Obergeschoss oft „klamm“ sind. Die absolute Feuchtigkeit ist im Keller zwar gleich, die relative aber aufgrund der niedrigeren Temperatur höher.

Ein Fall für Profis

Dein zukünftiger Heimkinoraum ist bereits im leeren Zustand ein modriges, schimmliges Feuchtbiotop? Dann solltest du dies zuerst mit Hilfe von Fachleuten analysieren und gegebenenfalls ändern. Dabei kann auch eine eventuelle schimmelbedingte Gesundheitsgefahr beurteilt werden.

Nachträgliche Kellerabdichtung

Ein schlechter Start ins Heimkino: Hier sollte nicht nur drüber gepinselt oder abgedeckt, sondern fachkundige Hilfe geholt werden.

Halbe Sachen sind nicht dein Ding? Der gelegentlich feuchte Keller soll 100% dicht werden, du willst die ultimative Lösung? Das geht, kostet aber.

Angefangen vom Auftragen einer günstigen Dichtschlämme aus dem Baumarkt, über Kieselsäure-Verfahren, Boden-Verstärkung, bis hin zum äußeren Freilegen des Kellers zur „Positivabdichtung“ und Dämmung ist vieles denkbar. Bereits eine relativ einfache „Negativabdichtung“, die nachträglich von innen erfolgen kann, wird schnell teurer als das restliche Heimkino.

Dichtheits-Garantien gibt es für eine Abdichtung nicht oder nur sehr eingeschränkt. Nachträgliches Abdichten ist nur in sehr beschränktem Umfang von einem Laien machbar und setzt eine fachkundige Ursachenanalyse voraus.

Immer gefährlich: Außenwände

Jeder kennt den Effekt, wenn ein kaltes Getränk in einen warmen Raum gestellt wird. Das Glas beschlägt, es wird nass. Die warme, wasserreiche Luft kondensiert am kalten Glas. Der gleiche Effekt tritt an der Innenseite von kalten Außenwänden auf – nur stark abgemildert, normalerweise ohne sichtbare Folgen. Zirkulierende Raumluft kann durch Verdunstung die Kondensation ausgleichen.

Hängt man nun einen Absorber oder Teppich direkt an die Wand, so ist die Schimmelgefahr sehr groß. Schuld ist die sogenannte Taupunktverschiebung. Die Oberflächenfeuchte schlägt sich nun nicht an der Vorderseite des Absorbers nieder, wo sie verdunsten könnte, sondern zwischen Wand und Absorber. Dort ist keine Verdunstung möglich und es schimmelt.

Auch schwache Mauerfeuchte könnte durch Raumluft hinreichend getrocknet werden, was durch direkt aufliegende Verkleidungen ebenfalls verhindert würde.

Die smarte Lösung: Vorsichtiger Heimkinobau

In vielen Lernprozessen sind eigene Erfahrungen Bereicherungen, die lange nachwirken. Beim Thema „Schimmel im Heimkino“ werden wohl die meisten trotzdem gerne darauf verzichten und lieber gleich Schillers Rat folgen:

Der kluge Mann baut vor.

Friedrich Schiller

Wenn du einen normalen Wohn- oder Kelleraum nutzen willst, also einen Raum, der nicht vorab schon von Schimmel befallen ist, kannst du ihn so ausbauen, dass Schimmel keine Chance hat. Dazu musst du folgende Regeln berücksichtigen:

  • kein Baumaterial direkt an die Wand, mit Abstandhaltern arbeiten
  • Belüftungslücken lassen
  • nicht von Boden bis Decke verkleiden
  • Wandfarbe etc. auf Eignung prüfen
  • reversibel arbeiten, d.h. mit abnehmbaren Elementen
  • Teppich auf dem Boden vermeiden oder abnehmbar/aufrollbar
  • geeignetes Lüftungskonzept vorsehen
  • Hygrometer griffbereit
  • Entfeuchter griffbereit

Wandbeschichtung

Die richtige Wandbeschichtung ist nicht organisch, d.h. ohne „gammelbares“ Material, z.B. keine Rauhfasertapete aus Papier und Holzspänen. Besser ist ein durchlässiger mineralischer Putz oder eine diffussionsoffene Wandfarbe.

Wandaufbau, nach unten und oben offen: Außenwand / Hinterlattung mit Nalonschnüren / Steinwolle in Unkrautfvlies eingewickelt (=Absorber) / Bespannter Rahmen mit Klett befestigt

Wer unsicher ist sollte hier einen Profi kontaktieren, schließlich sind Wände unterschiedlich und erfordern unterschiedliche Lösungen. Das Bekleben oder Verdecken der Wände ist auf jeden Fall kritisch. Vorsicht also bei Teppich, Verblendern, Absorbern usw. Diese bei Außenwänden nur mit Abstand zur Wand und hinterlüftet verbauen.

Die Struktur von Baumwollputz als Nahaufnahme
Eine mögliche Oberflächenstruktur von dunklem Baumwollputz

Einige Materialien beugen Schimmel hingegen vor. Der weitgehend unbekannte Baumwollputz kann zum Beispiel eine relativ große Menge Feuchtigkeit aufnehmen, zwischenspeichern und nach einiger Zeit wieder abgeben. So kann der Raum „Feuchtigkeitsspitzen“ abfangen und dir so mehr Zeit verschaffen, um eine Entfeuchtung vorzunehmen.

Eine alleinige Lösung ist aber auch das nicht, sondern bestenfalls eine Ergänzung. Dringt Nässe von außen durch die Wand ein, zählt auch Baumwollputz ganz schnell zu den „gammelbaren Materialien“.

Belüftung

Ein unbelüftetes Heimkino sorgt für sauerstoffarme, sprichwörtlich „dicke Luft“. Bei mehreren Personen im Raum geht das schnell und ist nicht empfehlenswert. Als Erstes leidet die Konzentrationsfähigkeit, es folgen Müdigkeit, Kopfweh und ein schummriges Unwohlsein.

Lüften kann man auf vielerlei Art und Weise. Minimalanforderung für ein Heimkino ist, dass es dunkel bleibt. Das offene Fenster in der Mittagssonne fällt also raus. Nur vor dem Filmbetrieb Durchlüften reicht sauerstoffmäßig eher nicht für einen Filmgenuss mit mehreren Personen.

Tageslicht im Kino? In „Saal 3“ wurden die Fenster zugemauert (weiße Ytong-Steine) und mit dezentraler Belüftung versehen. Die beiden Lüfter mit Wärmerückgewinnung sind gekoppelt.
Verdeckte Lüftungsöffnung im fertigen Heimkino. Vor die schwarze Wandbemalung wurden Heizkörper montiert.

Ein Kellerkino lässt sich nachträglich mit dezentraler Belüftung mit Wärmerückgewinnung versehen. Entweder durch nur einen Lüfter, der im Wechsel be- und entlüftet, oder mit mehreren gekoppelten Lüftern. In diesem Fall sorgt ein Lüfter für Zuluft, der andere für Abluft, was wesentlich effizienter ist und dadurch praktisch unhörbar im Filmbetrieb im niedrigen Lüftungs-Modus verwendet werden kann. Dass ich Nebengeräusche im Heimkino sehr kritisch sehe kannst du auch anhand meiner Hushbox nachvollziehen.

In eine Kernlochbohrung, für die du dir den Bohrer im Baumarkt ausleihen kannst, wird das Lüftungssystem eingebaut. Der verbleibende Hohlraum wird mit Bauschaum ausgeschäumt und abschließend verputzt.

Kleine Helfer

Um auf Feuchtigkeitsschwankungen reagieren zu können, sind kleine Helfer nützlich, besonders wenn es keine großen Fenster zum Durchlüften gibt. Abgesehen davon ist großangelegtes Kellerlüften wie beschrieben oft kontraproduktiv. Neben dem Lüften weitere Möglichkeiten zum Entfeuchten zu haben schadet jedenfalls nicht.

Der Luftentfeuchter begrenzt die Feuchtigkeit in „Saal 3″auf 60%. Eine Smarthome-Steckdose deaktiviert ihn im Kinobetrieb automatisch.

Ein Hygrometer hilft die relative Luftfeuchtigkeit zu beurteilen. Je nach Temperatur können 23–95% als angenehm empfunden werden. Für normale Heimkinotemperaturen von gut 20°C sind 40–60% relative Luftfeuchte in Ordnung. Mit einem Hygrometer wirst du schnell lernen, welche Luftfeuchtigkeit sich wie anfühlt. Über 70% ist merklich klamm, unter 40% bei 20°C schon unangenehm trocken.

Steigt die Luftfeuchtigkeit regelmäßig über 60%, dann ist es gut, entgegenwirken zu können. Ab 70% spricht man von Schimmelgefahr, ab 80% von akuter Schimmelgefahr. Für normale Heimkinogrößen erzielt ein Raumluftentfeuchter gute Ergebnisse. Natürlich ist dort ein Hygrometer eingebaut, also ein separates Anzeigegerät nicht mehr unbedingt nötig.


Schimmelprävention im Heimkino zahlt sich aus, sorgt für angenehme Raumluft und muss nicht teuer sein. Ganz sicher ist es billiger als nachträgliche Schadensregulierung.

14 Kommentare zu „Schimmelprävention im Kellerkino“

  1. Hallo Herr Schäfer.

    Sehr informativer Bericht.
    Was meinen Sie: könnte man die Schimmel-Problematik „ganz einfach“ umgehen, indem man ein Heimkino (Keller oder Obergeschoss) mit einem Klima-Splitgerät ausstattet. Es ist klar, dass das erstmal eine hohe Investition ist, aber langfristig wahrscheinlich doch das sinnvollste?!
    Natürlich in Kombination mit einem Hygrometer um die Raumfeuchte im Blick zu haben.

    VG
    Thomas

    1. Hallo Thomas, danke für deinen Kommentar. Ein Klimagerät hat immer auch eine Entfeuchtungsfunktion. Die kann auch ohne Kühlung genutzt werden. Bei der Kühlung geschieht das automatisch, wie man es auch aus dem Auto als Gegenmittel gegen beschlagene Scheiben kennt. Ein dauerhaft trockener Raum ist für einen schimmelfreien Kellerraum das A und O. Trotzdem würde ich keine Dämmung und Ähnliches direkt an eine Außenwand hängen. Wenn du die Kühlung nicht benötigst würde ich sagen genügt ein Entfeuchter. Was eine Klimaanlage nicht tut ist Belüften. d.h. Sauerstoff zum Atmen liefern. Das finde ich wie oben beschrieben auch sehr wichtig. Auch hier spreche ich aus Erfahrung…

      1. Vielen Dank für Deine Antwort.

        Stimmt, die Frischluft-Zufuhr habe ich mit dem Klimagerät nicht gewährleistet. Vor allem wenn mehrere Personen im Raum sitzen, wird es nach kurzer Zeit unangenehm bei fehlendem Luftaustausch. Das kann ich ebenso bestätigen.

        Klar ist auf alle Fälle, dass man dieses Thema bzw. diese Problematik von Anfang an einkalkulieren und sich vorm Heimkino-Baubeginn ausreichend darüber Gedanken machen sollte und Infos einholt.

        Danke für Deinen Artikel hierzu! (…und auch all die anderen Artikel!! 🙂 )

        VG

  2. Hallo

    Nachdem man ja auch im Kellerkino Heizen muss, stellt sich die Frage ob man dann nicht gleich auf ein Infrarot Heizpanel setzt. Diese einfach auf der gegenüberliegenden Wand in Richtung der Außenwand montiert. Der Vorteil von Infrarot ist ja das sie die Oberflächen und nicht die Luft erhitzen und Schimmel so keine Chance mehr hat! Von daher würde ich vorschlagen das man jeweils schwarz lackierte Panele einmal Richtung Außenwand und einmal von der Decke Richtung Boden montiert.

  3. Hallo zusammen,

    ich wohne in einem KFW-55-Haus im Erdgeschoss mit Wohnungen über mir. Bezüglich Schimmel an der Decke muss ich mir keine Gedanken machen wenn ich einige Absorber im Abstand von ca. 30 cm in meinem Wohnzimmer an die Decke klebe?

    Vielen Dank, Michael 🙂

      1. Merci für die schnelle Antwort. Ich würde mir wohl diese Smood von Aixfoam an die Decke hängen (6 cm dick, weiß, 120 x 58 cm). Meint ihr Basotect wäre besser? Sollte beides doch einigermaßen gleich gut als Absorber zur Dämpfung sein.
        Stellt sich für mich nur die Frage wieviele ich mir davon an die Decke mache so dass meine Frau damit noch einverstanden ist 🙂
        Welchen Abstand sollten die Elemente maximal zueinander haben ohne das die Wirkung leidet? Reicht es wenn 50 Prozent der Decke im Hörbereich damit bedeckt werden oder sollte es eher mehr sein?

        1. Von Aixfoam ind Basotect gibt es akustisch sehr ähnliche Produkte. 50x der Decke sollte schon einen merklich Effekt. Bringen. Genauere Auskunft ist nur mit Blick auf den konkreten Raum und Anforderungen möglich. Das sprengt hier den Rahmen. Schauen wir uns aber gerne in einer Beratung oder im hier neu geschaffenen Forum gerne an.

          1. Vielen Dank schonmal. Wenns soweit ist melde ich mich mal im Heimkino-Club an zur Beratung und mache Bilder vom Raum. Möchte mein Wohnzimmer in diesem Jahr etwas heimkinotauglicher machen, meine Teufel Ultima 20 raushauen und mir wohl Nubert Nuvero 50 für außen rum und WS-14 für die Decke holen samt neuen AV-Receiver. Leinwand EliteScreens Aeon und der neue LG LaserTV stehen schonmal nur der Ton taugt noch nicht viel 🙂

  4. Vielen Dank für diesen Bericht.

    Wieviel cm Abstand sollte man zu einer Außenwand lassen? Ich habe Absorber von Addicitive Sound, diese sind 11cm dick. Es ist eine Wohnbereich (kein Keller) der regelmässig gelüftet wird.

    Herzlichen Dank
    Micha

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