Serie Der Lautsprecher-Leitfaden (Teil 1 2 3 4 5)

Lautsprecher-Selbstbau – Die individuelle Alternative im Heimkino

Die Suche nach den richtigen Lautsprechern für das eigene Heimkino kann eine ziemliche Odyssee sein. Entweder gefällt einem der Klang nicht oder die Optik. Es gibt viele Hindernisse die es zu überwinden gilt. Und trotzdem musst du am Ende vielleicht mit einem Kompromisse leben. Der Lautsprecher-Selbstbau ist hingegen eine gute Alternative, wenn du bei den Herstellern von Fertiglautsprecher keine passende Lösung findest.

Drei kompakte Selbstbau-Lautsprecher in schwarz
Kompakter Selbstbau-Surround-Lautsprecher – Foto: Jörg / yoogie

Der Selbstbau von Lautsprechern oder auch „D.I.Y.-Lautsprecher“ bietet dir erhebliche Freiheiten und Vorteile. Leider hat der D.I.Y.-Lautsprecher aber mit vielen Vorurteilen zu kämpfen: Entweder wird angeführt, es wäre zu kompliziert, oder taugt einfach nichts. Höchste Zeit, damit einmal aufzuräumen.

Die Vor- und Nachteile 

Wie bei so vielem im Heimkino, so gibt es auch beim Lautsprecher-Selbstbau viele Vor- und Nachteile.

Die Vorteile sind vor allem:

  • individuelle Anpassung des Klanges
  • viele Gestaltungsmöglichkeiten bei der Gehäuseform
  • beliebige Wahl der Treiber
  • freie Farbauswahl beim Gehäuse-Finish

Die größten Nachteile sind hingegen:

  • der zeitliche und handwerkliche Aufwand
  • Werkzeuge müssen vorhanden oder zugänglich sein
  • vorheriges Probehören ist kaum möglich

Der Einstieg in den Selbstbau

Ob der Selbstbau etwas für dich ist, solltest du ausprobieren. Wenn du die falschen Erwartungen oder Ansprüche hast, wirst du sicherlich schnell enttäuscht werden.

Als Einstieg eignen sich kleine Breitbandsysteme am besten. Mit denen kannst du die ersten Schritte machen und bekommst einen Eindruck vom Selbstbau.

Beispiele wären unter anderem:

Gerade als Einsteiger ist man mit dem Ergebnis hinsichtlich der Optik nicht gleich zufrieden. Besonders das Finish, also die optische Gestaltung des Gehäuses wie man es möchte, kann sehr anspruchsvoll sein. Das geht vom einfachen Lackieren mit der Rolle über das Furnieren oder Folieren bis hin zu einer professionellen Lackierung. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

Da hilft leider nur üben, üben und üben. Auch oder gerade im Selbstbau ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Grundausstattung an Werkzeug

Wer seine Lautsprecher selbst bauen möchte, braucht mindestens folgende Werkzeuge:

  • Bohrmaschine
  • Stichsäge
  • Lötkolben
  • Holzfeile
  • Handschleifmaschine
  • Schraubzwingen / Spanngurte

Das meiste ist in einem normalen Haushalt zu finden oder man kann es sich im Bekanntenkreis ausleihen.

Folgendes Werkzeug ist eine sinnvolle Unterstützung:

  • Akkuschrauber
  • Oberfräse inkl. Fräszirkel
  • Schwingschleifer
  • Bandschleifer
  • Flachdübelfräse
  • Kreissäge mit Tisch

Wobei die Oberfräse fast schon mit zur Grundausstattung zählen sollte.

Das Holz-Gehäuse eines Selbstbau-Lautsprechers. Die Öffnungen für die Chassis wurden mit der Oberfräse bearbeitet.
Das Gehäuse wurde mit einer Oberfräse bearbeitet – Foto: Jörg / yoogie

Welches Holz?

Beim Holz hast du die Qual der Wahl. Für welches Holz du dich entscheidest, ist etwas abhängig davon, welches Finish du haben möchtest und was der Einsatzzweck des Lautsprechers ist.

Es eignen sich unter anderem:

  • MDF
  • Multiplex
  • Spanplatte
  • OSD

Leimholz eignet sich eher für kleine Gehäuse oder als Aufdoppelung. Vollholz bzw. Naturholz kann reißen und ist daher weniger zu empfehlen, zumindest für den Anfänger.

Wie dick das Holz sein soll, wird in der Regel in der Bauanleitung des Bausatzes angegeben. Zwischen 16 mm und 19 mm bist du aber im grünen Bereich. Lieber in das Gehäuse ein paar Verstrebungen einbauen, als dickeres Holz zu verwenden. Diese Verstrebungen stabilisieren das Gehäuse. So hat man weniger „Bewegung“ im Gehäuse.

Aber wie kommst du nun an deine Lautsprecher?

Die Lautsprecher komplett selbst zu entwickeln wäre sicherlich die beste Lösung, ist aber für Anfänger nicht zu empfehlen. Das ist schlichtweg zu kompliziert und zu vielschichtig. Auch würde das hier den Rahmen sprengen.

Die zu empfehlende Alternative ist der Bausatz. Dieser beinhaltet neben den Chassis auch alle Kabel, Terminals und eine passende Frequenzweiche, das Herz eines Lautsprechers.

Frequenzweiche aus Epoxyd
Frequenzweiche aus EpoxydFoto: Jörg / yoogie

Professionelle Bausätze gibt es für jeden Geldbeutel und Geschmack. Angefangen von ca. 50 € bis hin in den 4-stelligen Bereich. Ob Standlautsprecher, Kompaktlautsprecher oder Regallautsprecher, Subwoofer, Center oder Deckenlautsprecher – es gibt Bausätze für alle typischen Lautsprecher-Bauarten, jeden Anwendungsbereich und Geschmack.

Hier findest du einige Bauvorschläge:

Was die meisten Bausätze aber nicht beinhalten, ist das Holz für das Gehäuse. Hier wird nun also der Gang zum Baumarkt oder Schreiner erforderlich. Auch ist es möglich das Holz für das Gehäuse im Internet zu bestellen. Du musst am Ende nur noch die Öffnungen für die Chassis aussägen.

Es gibt aber auch Online-Händler, bei denen du den Bausatz für den kompletten Lautsprecher inklusive Holz bekommst. Du musst dann nur noch das Gehäuse verleimen, die Chassis verkabeln und sie in das Gehäuse schrauben. Das ist von Vorteil, wenn dir die benötigten Werkzeuge nicht zur Verfügung stehen.

Lohnt sich der Selbstbau?

Diese Frage lässt sich pauschal nicht beantworten. Das hängt einfach von zu vielen Faktoren ab. Insbesondere den Kostenpunkt für den „Maschinenpark“ solltest du nicht außer Acht lassen.

Auf der anderen Seite bekommst du genau das, was du möchtest: Deinen Lautsprecher. Ohne Kompromisse. Ein absolutes Unikat.

Damit hast du gerade im Heimkino völlig neue und andere Möglichkeiten. Du kannst zum Beispiel überall den gleichen Lautsprecher in einem Setup installieren und hast somit die perfekte Homogenität. Auch ist es möglich, den Lautsprecher akustisch an deine Bedürfnisse anzupassen. Es gibt einfach keine Ein- oder Beschränkungen.

Ob sich nun Selbstbau lohnt oder nicht, muss jeder für sich entscheiden. Solltest du es ausprobieren? Ja, warum nicht!

Mit einem kleinen und einfachen Bausatz, wie etwa der „Needle“, wurde schon so mancher mit dem Virus Selbstbau infiziert. Mit etwas Geschick und Übung kannst du etwas einzigartiges schaffen, das dich sowohl optisch als auch klanglich voll überzeugt.

Die Front eines Selbstbau-Lautsprechers von Visaton, der Vision BS
Der „Vision BS“ aus der „Hobby Hifi“ mit Visaton-Chassis – Foto: Jörg / yoogie

Mit Lautsprechern aus dem Selbstbau kannst du dir genau den Lautsprecher bauen, den du möchtest. Im Heimkino ist das besonders interessant, wenn du nur beschränkten Platz zur Verfügung hast und es somit auf jeden Zentimeter ankommt.

Von ersten Gehversuchen mit Schreibtisch-Lautsprechern bis hin zu einer ganzen Serie Subwoofer für das Heimkino-DBA ist alles denkbar. So tauchst du in eine Welt voller neuer Möglichkeiten ein.

Über Oliver Vierig

Seit seiner Teenagerzeit ein großer Filmfan – besonders die Genres Western, Science Fiction und Horror haben es ihm angetan. Sein beruflicher Werdegang ging von seiner Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker über Zeitsoldat bis hin zum IT-Administrator. Baut alles, was möglich ist, selbst – natürlich auch seine Lautsprecher. Betreibt im Keller sein "LB Cinema".

3 Gedanken zu „Lautsprecher-Selbstbau – Die individuelle Alternative im Heimkino

  1. Hallo und guten Tag.
    Ich habe mir in einem alten Bauernhaus von 1840 ein Heimkino eingebaut. Der Raum ist 2,49 m hoch, 7 m lang und 4,40 m breit. Ich habe eine Curved-Leinwand (4 m breit, 2,20 m hoch. Mein Beamer ist ein HD und 3D fähiger Epson. Mein AVR ist ein Onkyo NR-TX5010. Als Lautsprecher benutze ich ein Teufel Theater 8 mit 5 Frontlautsprechern hinter der Leinwand (links, Center, rechts, High links und High rechts), 2 Subwoofern und 4 Dipolen als Surround und Surround Back, also 9:2 Format.
    Derzeit überlege ich mir auf Dolby Atmos aufzurüsten und dazu 4 Deckenlautsprecher einzubauen. Damit wären die beiden Front High vermutlich entbehrlich. Ich möchte keine Aufsatz- sondern Deckenlautsprecher, die ich in meine Holzdecke einbauen will (Einbautiefe max. 11 cm).
    Wer kann mir vernünftige Deckenlautsprecher empfehlen, die zu meiner 9:2 Teufelanlage passen? Einen neuen Receiver werde ich auch benötigen, da mein Onkyo 5010 kein Atmos kann. Für qualifizierte Tipps wäre ich dankbar. Viele Grüße
    Michael

    1. Hallo Michael,

      schwer zu sagen, was hier die richtigen Lautsprecher sind, ohne den Raum näher zu kennen. Vom Gefühl her halte ich es für sinnvoller, hier erstmal für eine bessere 7.2-Basis zu sorgen, als jetzt schon um jeden Preis an die Decke hoch zu expandieren.

  2. Man sollte die Kalkulation eines gekauften LS nicht vergessen:
    Je nachdem ob Direktvertrieb oder Laden, gehen locker 80 Prozent des Kaufpreises für Entwicklung, Marge, Werbung, Support, Backoffice etc. drauf. Das heißt bei einem solide konstruierten Selbstbaulautsprecher erhält man für sehr kleines Geld absolute klangliche Spitzenklasse.

    So einen Keramikhochtöner wie von Accutone zum Beispiel (ab 400€) findet man bei Kauflautsprechern erst bei hohen vierstelligen Eurobeträgen.

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