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Kreative Ideen mit Basotect

Du wünschst dir einen angenehmeren, weniger halligen Klang im Wohnraum? Besseren Sound im Wohnzimmerkino oder HiFi-Zimmer? Kindergeschrei und Geschirrklappern dürfen gerne gedämpfter klingen?! Dann könnten dir Deckensegel aus Akustikschaumstoff weiterhelfen. Hier erkläre ich, wie du solche Absorber einfach selbst bauen kannst.

Fertige Absorberlandschaft mit passenden Lampen ergänzt.

Gegenüber den typischen, mehrere Meter großen Deckensegeln hat die vorgestellte Lösung folgende Vorteile:

  • Einfach zu bauen
  • Leicht aufzuhängen, auch alleine
  • Hält auch an instabilen Decken problemlos
  • Kann einfach in eine neue Wohnung mitgenommen werden

Warum Absorber?

Jedes Heimkino profitiert akustisch mit Abstand am meisten von porösen Absorbern. Preiswert und einfach selbst gebaut, verbessern sie den Klang für wenig Geld dramatisch. Um bis in den Bassbereich zu wirken, sollten Absorber am besten etwas dicker sein. Je nach Einsatzgebiet sogar bis zu 50 cm dick. Im Kellerkino mag das möglich sein, wenn der oder meist die Partnerin den Raum mit den Worten abschreibt: „Da kannst du dich austoben, mach was du willst.“

Im Wohnzimmer, Wohnzimmerkino oder Hifi-Zimmer gelten meist strengere ästhetische Regeln, auch als Woman Acceptance Factor bekannt. Besser als gar keine Absorber sind dort immer noch dünne Absorber, die den Raum nicht verunstalten. Damit macht Musikhören und Filmeschauen schon deutlich mehr Spaß, da zum Beispiel Stimmen voller und trockener klingen. Besonders ein Raum, der ansonsten nur aus harten Flächen besteht und nicht mit Bücherregalen, Teppich oder Vorhängen ausgestattet ist, profitiert davon.

Sehr deutlich ist der Effekt, wenn die halbe Deckenfläche mit Absorbern versehen ist. Wie das klingt habe ich in diesem Video dokumentiert. Aber auch weniger hilft bereits. Von einem einzelnen Quadratmeter Absorberfläche solltest du allerdings keine Wunder erwarten.

Absorber müssen nicht einfarbig sein.

Der Hauptgrund für mich, Absorber im Wohnraum anzubringen, ist die Lärmreduktion. Weniger Hall, weniger schrille Geräusche, bessere Sprachverständlichkeit oder – wie bei mir aktuell auch – weniger unangenehmes Kindergeschrei. Achte einmal auf die Akustik in öffentlichen Räumen, Kneipen etc. Wie gemütlich und angenehm ein Raum ist, hängt maßgeblich von der Akustik, d.h. vom Nachhall ab. In einem Restaurant mit Badezimmerakustik hörst du jede Person gleich laut, was zu einem hohen Lärmpegel (alle Schreien) und schlechter Sprachverständlichkeit führt. Mit viel absorbierender Fläche klingen entfernte Personen deutlich leiser und du hörst vor allem den direkten Gesprächspartner, der auch nicht schreien muss.

Genug zur Vorgeschichte – schauen wir uns mal an, wie du mit ein wenig Basotect die Akustik in deinem Wohnraum erheblich verbessern kannst.

Bauanleitung

Wichtig ist zuerst die Wahl des richtigen Absorber-Materials: Akustikschaumstoffe, die in geringer Dicke (3–10 cm) stark wirken, sind Basotect und Polyurethanschaum, zum Beispiel von aixFOAM. Basotect gibt es in hellgrau, strahlend weiß oder eingefärbt. Die Produkte von aixFOAM sind in Anthrazit oder einigen knalligen Farben erhältlich. Ich habe mich für das günstige Basotect in 5 cm Stärke als 100×100 cm großen Platten in hellgrau entschieden. Das Hellgrau passt sehr gut zu unserer altweißen Decke, weshalb ich es so belassen habe.

Ich habe im Wohnzimmer mit Essnische acht hellgraue 100×100 cm große Platten verbaut. Die gibt es auch in weiß. Da ich mich für Kreise entschieden habe, wurden auch gleich passende kreisrunde Deckenleuchten angebracht.

Rückblickend würde ich wahrscheinlich nicht mehr verschieden große Kreise (100 cm und 50 cm Durchmesser sowie zwei Zwischengrößen) bauen, sondern nur noch 100 cm, oder 100 und 50 cm.

Hier die einzelnen Arbeitsschritte:

  1. Pappschablonen für die Kreise schneiden.
  2. Kreise ganz vorsichtig mir Bleistift auf den Schaumstoff übertragen, möglichst nicht einritzen.
  3. Basotect mit einem sehr scharfen Messer möglichst in einem Rutsch zuschneiden. Ich habe mir dazu eine 90°-Schneidehilfe gebastelt (siehe Bild).
  4. Dünne Halteringe aus MDF oder Multiplex aussägen (1 cm dick, 4 cm breite Ringe). Meine komplizierteren „Skelette“ würde ich im Nachhinein als unnötig erachten. Durch geschicktes Kombinieren der Kreise in z.B. zwei Größen ineinander kannst du den Verschnitt minimieren.
  5. Gleichseitiges Dreieck für drei Magnethaltepunkte vorsehen. Drei 5-kg-Magnete aufschrauben für 100 cm Platten. Bei den kleineren Platten genügt weniger Haltekraft (das Gewicht kommt durch das Holz, Basotect wiegt fast nichts).
  6. Haltering mit Holzleim in dicken Klecksen auf das Basotect kleben. Mit Büchern oder ähnlichem Beschweren, damit es gut aufliegt.
  7. In Dreiecksabstand zu den Magneten passende Haltescheiben aus Metall an die Decke Schrauben. Dazu ggf. eine Schablone verwenden.

Tipp: Die Magnete und Metallscheiben etwas lose lassen, so können sie sich beim Verbinden selbst ausrichten.

Achtung: Basotect ist empfindlich, bricht und reißt recht leicht. Also besser nicht offen an der Wand anbringen, wo man dranstößt.

Nun können die Absorber sehr komfortabel an die Decke geclipst werden, Magnet sei dank! Es klingt schon sehr viel besser als zuvor? Da geht noch mehr, es sind noch Reste da, geschätzt ca. 30% Basotect-Verschnitt. Getreu dem Motto „nichts verschwenden, wiederverwenden“ folgt Teil 2:

Wandabsorber bauen

Bauanleitung

Trägerplatten herstellen – in meinem Fall nicht mehr benötige Bilder-Rückwände (drei Stück 70×100 cm). Die Wellpappe der Basotect-Verpackung genügt auch.

  1. Passenden Rahmen bauen und aufkleben.
  2. Rahmen in Basotectfarbe streichen, um durchscheinen zu verhindern.
  3. Basotect-Teststücke draufpuzzeln. Mit Holzleim klecksweise aufkleben.
  4. Löcher in den Rahmen bohren zum Aufhängen.
  5. Bezugsstoff in gewünschtem Design darüber tackern.

Ein Tacker ist wohl DAS Heimkino-Tool, ich verwende einen mit Kabel, aber die vornehme Akku-Variante gibt es auch.

Et voila, der Großteil der Reste wurde verwertet und zu drei schönen Wandabsorbern, die bei Hifi und Heimkino sehr gut an die Erstreflektionspunkte passen.

Wie darf Basotect verpackt werden?

Erlaubt ist vor Absorbern deutlich mehr als vor Lautsprechern. Ein Lautsprecher sollte möglichst gar nicht oder nur mit sehr stark akustisch transparentem Material (Akustikstoff) abgedeckt werden. Eine Basotectplatte könntest du hingegen auch mit einer weiteren Basotectplatte oder einem anderen Absorbermaterial abdecken ohne die Wirkung im Gesamten zu verschlechtern. Lediglich zu stark akustisch reflektieren sollte die Abdeckung nicht, schließlich willst du einen Absorber und keinen Reflektor bauen. Folgende Einstufung lässt sich daraus für dünne Absorber ableiten:

Keine Beeinträchtigung der Absorberwirkung

Geringe Beeinträchtigung der Absorberwirkung

  • durchlässige, „normale Stoffe“ verwenden
  • verdünnte Farbe auftragen, die die Oberflächenstruktur erhält (z.B. Acrylfarbe 1:1 mit Wasser verdünnt, aufgesprüht)

Starke Beeinträchtigung der Absorberwirkung

  • Holzplatte, Metallplatte, Glasplatte etc. davorschrauben
  • dickflüssige Farbe dick aufgetragen (Lack oder Wandfarbe)
  • feste Stoffe ähnlich LKW-Plane, z.B. bedruckte Leinwand aus dem Fotoladen

Nicht zu empfehlen!


Das Alles gilt insbesondere für 3–5 cm dicke Basotect-Absorber. Bei dickeren Absorbern gelten andere Regeln, hier gibt es auch fertige Produkte, die z.B. mit gelochten Holzplatten abgedeckt sind (das verringert die Hochtonwirkung, sorgt stattdessen für Diffusion, erhält aber die Mitten bzw. Basswirkung).

Basotectplatten kreisförmig zuzuschneiden ist natürlich nur eine von vielen Möglichkeiten. Werde kreativ!

3 Kommentare zu „Kreative Ideen mit Basotect“

  1. Hallo Florian

    Habe deinen Artikel über die Absorber mit Interesse gelesen.

    Ich möchte dazu fragen, ob es Anhaltspunkte/Empfehlungen deinerseits gibt, wo genau die Absorberplatten an der Decke/im Raum angebracht werden sollten?

    Wir haben ein relativ großes, L-förmiges Wohnzimmer, mit einer entsprechend großen weißen Betondecke (gestrichen mit Flüssigrauhfaser); dazu Fliesenboden. Allerdings auch gut möbliert und Vorhänge an den Fenstern.

    Ist es egal, welche Flächenbereiche man mit den Absorbern beklebt oder sollte an dies vorher testen o.ä.? Ich möchte ungern die gesamte Decke bekleben …
    Lampe, Beamer, Leinwand und Atmos-Deckenlautsprecher sind ja auch vorhanden …

    Vielleicht kannst Du dazu was schreiben. Danke!

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