Serie Bauanleitung für ein Deckensegel (Teil 1 2 3 4 5 6)

Oberflächenveredlung: Spachteln, Schleifen, Lackieren

Die groben Teile unseres Deckensegels sind zusammengeschraubt und lassen erstmals die Ausmaße der Konstruktion erkennen. Heute sorgen wir dafür, dass die sichtbaren Oberflächen möglichst schick aussehen. Dafür tun wir mal so, als wären wir Lackierer. Dieser Teil der Arbeit nimmt die meiste Zeit in Anspruch, weil nach jeder Schicht die Trockenzeit der Farbe abzuwarten ist.

Ein Ausschnitt des Rahmens des Deckensegels mit grundierter und teilweise frisch lackierter Oberfläche.

Diese Anleitung beinhaltet Lackieren als Oberflächenbehandlung. Andere Möglichkeiten, die Oberfläche Eures Deckensegels zu gestalten, findet Ihr unter den Vorüberlegungen für den Bau eines Deckensegels.

Da wir eine durchgehende Oberfläche ohne sichtbare Fugen möchten, werden Unregelmäßigkeiten im Holz zunächst ausgebessert. Bei Naturholz werdet Ihr dabei richtig Spaß haben, während Ihr mit MDF relativ schnell fertig seid. Außerdem wird das Holz nach Bedarf — jedoch mindestens einmal — abgeschliffen, um es für den Lack vorzubereiten.

Verspachteln

Eine Ecke des Deckensegels mit eingesetzten Zwischenstücken aus dünnen Holzscheiben.
Hier musste korrigiert werden, weil das Holz nicht exakt zugesägt war.

Passende Spachtelmasse gibt es im Baumarkt meist bei den Lacken und Farben. Das nennt sich zum Beispiel Holz- und MDF-Spachtel oder ähnlich und ist in großen, weichen Tuben zu ca. 300 ml erhältlich. Es gibt hier auch tolle Profi-Produkte, die nur einen Bruchteil enthalten aber dafür mehr kosten — aber das günstige Zeug für ca. 5 € reicht völlig.

Die Masse wird direkt auf das Holz aufgetragen oder nimmt den Umweg über eine kleine Spachtel oder ein Stukkateureisen, mit der Ihr es dann auch gleich glatt streicht. Bei größeren Löchern verstreicht Ihr die Spachtelmasse von der Mitte nach außen — zuerst mit viel Druck, um das Loch zu füllen, dann mit wenig Druck abziehen. Den Dreh bekommt Ihr aber ziemlich schnell raus. Bei tieferen Löchern werdet Ihr in mehreren Durchgängen arbeiten müssen, da sich die Masse beim Trocknen in das Loch zurück zieht (auf dem Bild gut zu sehen).

Eine Verspachtelte Ecke des Deckensegels.
Beim Verspachteln könnte man zunächst vom Glauben abfallen. Aber nach mehrmaligem Abschleifen und Ausbessern wird das Ergebnis richtig glatt.

Der Arbeitsschritt ist nur für Rahmen 1 und 3 an den sichtbaren Außenseiten nötig. Verspachtelt wird alles, was einer glatten Oberfläche im Weg steht:

  • die Löcher, in denen die Schraubenköpfe stecken (ja, Ihr werdet das Deckensegel nie wieder auseinander bauen können)
  • die Fugen an den Verbindungsstellen
  • Macken im Holz und beschädigte Kanten
  • bei Naturholz jede Menge Astlöcher und grobe Stellen (hierfür könnt Ihr gleich eine zweite Tube einplanen)

Bis Ihr einmal um einen Rahmen herum seid, ist die Masse normalerweise schon trocken genug, um eine zweite Schicht aufzutragen. Vor dem Abschleifen solltet Ihr aber mindestens eine Stunde warten.

Schleifen

Sobald alle Löcher einigermaßen ausgebessert sind, müsst Ihr das Holz mindestens einmal richtig abschleifen, damit die Oberfläche durchgehend angeraut wird. Dafür empfiehlt sich unbedingt ein elektrischer Schwingschleifer oder Deltaschleifer.

Verspachtelte und abgeschliffene Ecke des Deckensegels.
Nach mehreren Durchgängen sind die verbundenen Holzteile absolut glatt.

Ihr könnt zwar so einen schönen Schleifklotz mit Griff nehmen und damit über das Gesamte Deckensegel fahren, jedoch ist das überaus mühsam und wird nicht so gleichmäßig. Den Handschleifer und das passende Schleifpapier braucht Ihr trotzdem, aber für den groben Dreck solltet Ihr wirklich mit eben erwähntem Schleifgerät ran. Deltaschleifer sind auch für andere Sachen praktisch und man bekommt sie für um die 15 € im Onlineshop Eures liebsten Supermarkts.

Tipp: Wo wir gerade bei Dreck sind — schleift draußen! Trotz vorschriftsmäßiger Möglichkeit zur Absaugung ist Schleifen eine sehr staubige Angelegenheit, die Euch die Bude zur Sau macht!

Das Gute am elektrischen Schleifen ist, dass Ihr auch grobe Unebenheiten glätten könnt, wie sie gerade bei Naturholz häufig vorkommen. Den Schleifer bewegt Ihr in langsamen, kreisenden Bewegungen und im Wesentlichen in Faserlaufrichtung des Holzes (bei Naturholz). Bleibt nicht zu lange auf einer Stelle stehen.

Nach einem ersten Durchgang mit 80er Schleifpapier seht Ihr Euch die versprachtelten Stellen mal genauer an. Die getrocknete Spachtelmasse ist härter als Holz. Wenn sie noch fühlbar übersteht, muss hier noch mehr ab. Das geht meist besser von Hand, mit einem kleinen Stück 60er oder 80er Schleifpapier und ordentlich Druck mit den Daumen. Danach nochmal großflächig mit weniger Druck drüber gehen.

Tipp: Wenn es beim Schleifen nicht mehr so recht voran gehen will, ist Euer Schleifpapier am Ende. Ihr könnt es dann mit dem Staubsauger absaugen und für ein paar weitere Meter retten — oder austauschen.

Wenn Ihr glaubt, fertig zu sein, reinigt Ihr das Werkstück grob mit dem Staubsauger und fein mit einem feuchten Lappen.

Nach dem Verspachteln sieht das Deckensegel aus wie ein großer Flickenteppich.

Jetzt fallen hier und da noch Dellen und Löcher auf, die scheinbar vorher noch nicht da waren. Für mich hat es sich bewährt, diese mit einem Bleistift einzukreisen, um sie so nur einmal suchen zu müssen. Es folgt mindestens ein weiterer Durchgang mit Spachtelmasse und erneutes Schleifen — so lange, bis die Oberfläche wirklich schön eben und leicht rau ist.

Sollte das Holz bereits über eine Fase (abgeschrägte Kante) verfügen, werdet Ihr diese wohl beibehalten wollen. Die Fase muss dann an einigen Stellen ausgebessert und an den gesägten Kanten neu eingezogen werden. Hierfür braucht Ihr den Handschleifklotz wieder. Durch mehrmaliges großzügiges Darüberziehen im 45°-Winkel solltet Ihr schnell eine schicke Fase an allen Ecken bekommen.

Lackieren

Nun kommt der spaßige Teil. Beim Lackieren hat jeder seine eigene Technik. Ich beschreibe hier einfach meine Vorgehensweise und ihre Vorteile. Zunächst der grobe Ablauf:

  • das mit 80er Schleifpapier aufgeraute Holz wird mit einer Grundierung gestrichen
  • nach 24 Stunden Trockenzeit wird nochmal mit 120er Papier geschliffen, entweder mit der Maschine oder schon von Hand
  • es folgt die erste Schicht Lack mit Pinsel und Walze
  • sollte diese nach 24 Stunden nicht wie gewünscht aussehen, wird nochmals nach Bedarf mit 180er Papier von Hand geschliffen und eine zweite Lackschicht aufgetragen
Die später nicht sichtbare Oberseite des Deckensegels nach der Grundierung.

Zuerst sollte eine deckende Grundierung auf das Holz. Das ist besonders wichtig bei Naturholz, weil sonst Astlöcher und Reste von Baumharz hindurch scheinen oder sich sogar bis zur Oberfläche „fressen“ können. Weniger notwendig ist es, wenn das Deckensegel ohnehin schwarz lackiert wird. Ich würde dennoch nicht auf eine Grundierung verzichten — sicher ist sicher.

Nach der ersten Grundierung sieht der Rahmen schon ganz ansehnlich aus.

Bezüglich der Auswahl von Grundierung und Lacken empfehle ich Euch, im Baumarkt Eurer Wahl eine kurze Beratung einzuholen. Was ich nicht empfehle sind sogenannte „2 in 1“-Lacke, die gleich als Grundierung dienen. Die sind oft so dünnflüssig, dass zwei Schichten nicht genug sind. Was ich hingegen empfehle ist eine unabhängige Grundierung („Holz-Sperrgrund“ o. ä. betitelt) und darüber das, was gemeinhin als „Premium-Lack“ verkauft wird. Das Zeug ist zwar ein wenig teurer, aber das schlägt sich direkt bei der Verarbeitung und im Ergebnis nieder.

Tipp: Rahmen 1 wird nur außen lackiert, Rahmen 3 an den zwei sichtbaren Seiten und um die Kanten herum. Wenn Ihr weiße Grundierung verwendet, streicht damit zuerst einmalig die Innenseite von Rahmen 3. Dadurch reflektiert diese besser das Licht von den LED-Stripes.

Die Oberseite von Rahmen 3 wird weiß grundiert, damit sie das indirekte Licht der LED-Stripes möglichst gut reflektiert.

Die Grundierung kann einfach mit einem ca. 5 cm breiten Pinsel aufgetragen werden. Wenn Ihr es vermeidet, zu tropfen, habt Ihr automatisch die richtige Menge Farbe. Verstreicht die Farbe so lange, bis sich sicher keine Nasen mehr bilden. Pinselstriche sollten sich nach ein paar Minuten verlaufen oder werden nach dem Trocknen abgeschliffen. Achtet darauf, dass keine Haare vom Pinsel zurück bleiben.

Nach dem Grundieren wird das Deckensegel erneut angeschliffen, wobei das Holz teilweise wieder sichtbar wird.

Nach 24 Stunden Trockenzeit (Angaben zur Farbe beachten und Puffer einräumen) schleift Ihr die Grundierung mit einem feineren Schleifpapier (120er) ab. Das kann von Hand geschehen, oder wenn es noch grobe Unebenheiten gibt auch mit der Maschine. Dabei kann es vorkommen, dass Ihr vereinzelt nochmal bis auf das Holz runter kommt.

Wichtig: Direkt vor jedem Farbauftrag reinigt Ihr alle Oberflächen unbedingt mit einem feuchten Tuch! Es darf kein Schleifstaub auf dem Werkstück zurück bleiben.

Frisch lackierte Ecke des inneren Rahmens. Von den verspachtelten Stellen im Holz ist nichts mehr zu sehen.

Nun folgt der Lack. Das letzte, was ein Lack in flüssigem Zustand berühren sollte, ist eine Schaumstoff-Walze. Auch wenn Pinselstriche bei einem guten Lack innerhalb weniger Minuten komplett verlaufen, sieht eine gewalzte Oberfläche am Ende schöner aus.

Ich mag es aber nicht, Farbe direkt mit einer Walze aufzutragen. Das ist mir zu viel Gepantsche. Deshalb habe ich den Lack jeweils für eine halbe Seitenlänge des Deckensegels mit dem Pinsel aufgetragen und bin anschließend gleich mit der Walze mehrfach darüber gerollt. Ihr seht es an der frisch gewalzten Oberfläche, ob Ihr nochmal drüber müsst. Tendenziell solltet Ihr möglichst in einem Zug ohne abzusetzen drüber fahren. Wenn es dieses klebrig-matschende Geräusch macht, ist es toll.

Der Rahmen des Deckensegels mit grundierter und teilweise frisch lackierter Oberfläche.

Zuerst lackiert Ihr immer die Kanten vom Holz, danach erst die größeren Flächen. Das gilt für den Pinsel, wie auch für die Walze. Wenn das Holz eine Fase hat, wird im letzten Schliff zuerst die Fase im 45°-Winkel gewalzt und dann die angrenzenden Flächen.

Tipp: Grundierung lässt sich meist mit Wasser leicht auswaschen. Lack verklebt hingegen alles und geht am besten mit Terpentin-Ersatz weg. Verwendet alte oder billige Pinsel, die nach dem Lack nur noch den Mülleimer sehen werden. Walzen lassen sich in Großpackungen günstig nachkaufen — die Reinigung lohnt sich nicht.

Fertig lackierte Ecke des Deckensegels mit leichten Unebenheiten in der Oberfläche.
Hier sieht man noch die verspachtelten Stellen als leichte Erhebungen, weil nicht ausreichend abgeschliffen wurde (Anfängerfehler).

Durch die Kombination von Pinsel und Walze erspart Ihr es Euch, die Farbe erst woanders rein gießen zu müssen, von wo Ihr sie mit der Walze aufnehmen könnt. Jeder Tropfen Farbe landet auf dem Werkstück und wird erst dort verwalzt. Ihr habt schnell das Timing raus, wie lange Ihr pinseln könnt, bevor der Lack zu zäh zum Walzen wird.

Sobald eine Lackschicht fertig ist, wird es Zeit für ein Feierabend-Bier. Für die kommenden 48 Stunden solltet Ihr den Lack nicht mehr berühren — auch nicht, wenn er trocken zu sein scheint. Insbesondere solltet Ihr keinen Druck darauf ausüben, zum Beispiel indem Ihr den Rahmen an einer lackierten Stelle hochhebt. An manchen Stellen ist der Lack dicker und unter der Oberfläche noch feucht. Besonders wichtig ist das natürlich für die letzte Lackschicht von Rahmen 3.


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In den nächsten Teilen dieser Serie kommen wir dann zu den einzelnen Rahmen. Abseits von Montieren, Verspachteln, Schleifen und Lackieren, hat jeder seine kleine Besonderheit.

6 Gedanken zu „Oberflächenveredlung: Spachteln, Schleifen, Lackieren

  1. Hi Bert, wieviel Spots braucht es wohl, damit man darunter vernünftig lesen kann? Reichen da 3 Spots auf 3 Meter Segel? Wieviel Licht machen deine?

    1. Hallo Daniel,

      das kommt denke ich auf die Spots an. Ich hab noch 35 W Halogen drin, weil die sich vernünftig dimmen lassen. LED würde sicher klareres Licht machen. Aber es kommt ja auf das Gesamtpaket im Raum an. Es ist schon was anderes, ob man einen dicken Strahler auf ein Buch richtet, oder eine Grundhelligkeit im Raum ist. Sonst könntest du ja mit Stirnlampe lesen.

      3 Strahler auf 3 Meter finde ich etwas knapp, das ist ja nur einer alle 1–1,5 m. Ich würde versuchen, ungefähr einen alle 80 cm anzupeilen.

    1. In diesem Deckensegel ist Termarock 30 verbaut. Ich hätte genauso gut das halb so teure Sonorock nehmen können. Mir war zu dem Zeitpunkt, als ich das bestellt habe, die Geringfügigkeit der Abweichung zwischen den beiden Materialien noch nicht so geläufig.

      Sonorock oder Termarock 30/40 eignen sich sehr wohl auch für ein Deckensegel. Es muss nur sichergestellt sein, dass die Materialstärke mindestens 10 cm entspricht. Wäre es dünner, würde Termarock 50 besser wirken (aber nicht so breitbandig).

      1. Habe mal ein bisschen mit dem Rechner aus http://www.acousticmodelling.com/porous.php rumgespielt. Dicke 100mm, Abstand 50mm. Die Ergebnisse sind krass und stehen zum Teil im krassen Widerspruch zu dem was man so in diversen Foren liest!

        Der Text aus https://www.heimkino-praxis.de/absorber-material/ hatte „eigentlich“ mein altes Verständnis verstärkt, nun bin ich jedoch schlauer.

        Tatsächlich spricht ja nicht nur nichts dagegen, sondern einiges dafür bei den oben angegebenen Daten (100mm Dicke, 50mm Abstand) das „billige“ Sonorock zu nutzen, anstelle das mehr als zehnmal so teure Basotect. Den einzigen Vorteil sehe ich aktuell nur in der einfacheren Verarbeitung, wenn man Basotectplatten nackt an die Decke hängt.

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