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3D-Produktionsverfahren unter der Lupe

3D-Konvertierung vs. reale 3D-Aufnahmen

Ungeachtet der pessimistischen Zwischenrufe, 3D für zuhause wäre abgekündigt, erfreuen sich 3D-Filme nach wie vor großer Beliebtheit. Immer vorausgesetzt, dass man mit den richtigen Erwartungen an 3D an die Sache herangeht. Besonders Filme, die durch 3D-Konvertierung entstanden sind, haben zu Unrecht den Ruf, uns mit mittelmäßiger Qualität nur das Geld aus der Tasche ziehen zu wollen. Deshalb möchte ich hier einmal die Unterschiede der wesentlichen 3D-Produktionsverfahren kurz vorstellen.

Junger Mann mit Bart und 3D-Brille hält den Daumen nach unten und schmollt.

Der folgende Artikel soll helfen, gewisse Effekte bei der 3D-Darstellung besser zu verstehen und diese nicht gleich als Fehler der Blu-ray zu deklarieren. Wie werden 3D-Filme überhaupt produziert? Darum soll es heute gehen. Es gibt mehrere Verfahren, die sich grundlegend unterscheiden.

Echtes 3D mit zwei Kameras

Um dem linken und rechten Auge jeweils ein anderes Bild zu liefern, ist das verlässlichste Verfahren, bereits das Filmmaterial mit zwei Kameras zu erstellen. Ein bekannter Vertreter dafür ist die Hobbit-Trilogie. Realistischer geht es natürlich kaum. Weil die zwei Bilder tatsächlich aus verschiedenen Winkeln aufgenommen wurden, befinden sich Objekte nicht nur in mehreren Ebenen hintereinander, sondern wirken auch wesentlich plastischer. Ganz so, als würden wir es mit unseren eigenen Augen sehen.

Die Technik hat aber auch Nachteile. Man könnte sagen, manchmal ist sie etwas zu realistisch. Wenn zum Beispiel direkt vor der Kamera Wasser hoch spritzt, kann es sein, dass das nur vor einer Kameralinse zu sehen ist, nicht vor der anderen. Auch im Film wird das Wasser später nur von einem Auge wahrgenommen. Das kann gelegentlich sehr störend wirken — so als hätte man was an den Augen. Man findet den Effekt sehr deutlich bei der Fässer-Szene im Hobbit Teil 2. Aber auch unterschiedliche Lichtreflexionen durch die verschiedenen Kamera-Winkel können sich durch Helligkeitsunterschiede einzelner Objekte negativ bemerkbar machen.

Der Hobbit – Fässer-Szene
Die Fässer-Szene in „Der Hobbit – Smaugs Einöde“: problematisch aufgrund der realen 3D-Aufnahmen mit zwei Kameras.
Bild: themoviedb.org

3D-Konvertierung im Nachgang

Aber nicht alle Filme wurden gleich in 3D gefilmt. Nicht nur alte Filme, sondern auch aktuelle Produktionen werden von 2D in 3D konvertiert. Wenn man bedenkt, dass ein Großteil der heutigen Filmkulissen ohnehin aus dem Computer kommen und nur noch die Schauspieler im Vordergrund echt sind, ist das oft weitaus günstiger.

Bei einer 3D-Konvertierung wird die Umgebung jedes Szenenbilds als einfaches 3D-Modell ohne unnötige Details nachgebaut und passend zum Film animiert. Anschließend wird das 2D-Bild vor das 3D-Modell gelegt. Das ist in etwa so, als ob man eine Frischhaltefolie über eine Wurstplatte zieht. Die Software kann dann anhand des 3D-Modells die passenden Bildbereiche entsprechend verzerren und fehlende Ausschnitte abhängig von ihrer Umgebung ergänzen. So können Bilder aus zwei leicht unterschiedlichen Blickwinkeln generiert werden.

Jurassic Park: eines der besten Beispiele für eine gelungene 3D-Konvertierung
„Jurassic Park 3D“ ist bisher eine der am besten umgesetzten 3D-Konvertierungen.
Bild: themoviedb.org

Die Nachteile des mit zwei Kameras aufgenommenen, echten 3D treten bei einer 3D-Konvertierung nicht auf, weil beide Bilder aus dem selben Ausgangsmaterial entstehen. Dafür ergeben sich sehr starke Qualitätsunterschiede abhängig von dem Aufwand, der für die Konvertierung betrieben wird. Werden die sichtbaren Objekte nur grob in mehrere Ebenen unterteilt, ergibt sich zwar eine Tiefenwirkung, die Objekte wirken aber wenig plastisch. Das gilt besonders für Gesichter in Nahaufnahmen. Trotzdem sind so manche konvertierte Filme deutlich schöner anzusehen, als in 3D gefilmte Aufnahmen.

Konvertiert, aber nicht für 3D gemacht

Eine Sache wird dabei aber häufig noch vergessen. Es ist eine Sache, einen Film mit 3D-Bild auf die eine oder andere Art zu erzeugen. Aber es ist eine ganz andere, der dritten Dimension auch den nötigen Raum zu geben. Gemeint ist die Wirkung, die der Film insgesamt auf den Zuschauer hat.

Bei großen Produktionen wie dem 3D-Klassiker Avatar gibt es völlig andere Kameraeinstellungen und -bewegungen, mehr Panoramen sowie Szenenbilder, die einfach auf 3D zugeschnitten sind. Selbst die Schnitte sind langsamer bzw. gegenüber anderen Filmen deutlich reduziert. Das ist auch nötig, denn bei 3D braucht unser Gehirn etwas mehr Zeit, um sich auf Änderungen einzustellen. Das beste Beispiel dafür sind Pop-Outs, also wenn etwas direkt in die Kamera fliegt. Als Zuschauer braucht man Zeit, um sich darauf einzustellen und den Effekt nicht als störend, sondern als gewollt wahrzunehmen.

Nimmt man hingegen typische Action-Blockbuster, die einfach nur noch schnell in 3D-konvertiert wurden, um das Geld an der Kasse abzugreifen, sieht die Sache anders aus: Schnelle Schnitte, ständige Wechsel zwischen Panoramen und Nahaufnahmen, völlig überladene Bildkompositionen – das alles sorgt für Unruhe im Bild und bereitet am Ende eher Kopfschmerzen.

Das könnte der eigentliche Grund für Kritik an konvertierten 3D-Filmen sein: Sie sind nicht von Anfang an in 3D gedacht. Nicht die verwendete Technik macht den Unterschied aus, sondern das, was der Regisseur damit anstellt.

3D-Konvertierung nicht nötig: Animationsfilme

Eine Sonderstellung nehmen Animationsfilme ein, deren Erfolg seit Toy Story nicht mehr aufzuhalten ist. Auch ältere Animationsfilme können problemlos in 3D neu aufgelegt werden, so als wären sie heute erst produziert worden. Eine 3D-Konvertierung ist nicht erforderlich: Den bestehenden Szenen wird einfach eine zusätzliche virtuelle Kamera hinzugefügt, die an die bestehende Kamera gekoppelt ist. Danach wird der Film einfach nochmal aus der Sicht jeder Kamera neu gerendert.

Natürlich greifen die Macher an vielen Stellen doch noch manuell ein — ganz so einfach, wie ich es hier beschreibe, ist es in der Realität dann doch nicht. Die Möglichkeiten sind bei Animationsfilmen aber deutlich größer und der Aufwand verhältnismäßig gering.

Bei Animationsfilmen vereinen sich die Vorteile der beiden oben beschriebenen Methoden: Es wird mit zwei „echten“ Kameras gearbeitet, was größtmögliche Plastizität und eine korrekte Abbildung der Tiefe ermöglicht. Gleichzeitig können die Animatoren negative Seiteneffekte effizient vermeiden. Der einzige Nachteil ist, dass es eben nur mit Animationsfilmen funktioniert.

3D-Upscaling durch Projektor oder TV

Eine zusätzliche Technik will ich der Vollständigkeit halber nicht unerwähnt lassen: Auch viele Projektoren und Fernseher können Bildmaterial von 2D in 3D konvertieren. Das geschieht nur nicht bei der Produktion des Films.

Ein häufiger Irrtum ist die Annahme, die 3D-Konvertierung im Produktionsverfahren wäre das selbe, was auch der Projektor oder TV im Wohnzimmer macht. 3D-Konvertierung wird bei gut der Hälfte aller 3D-Filme eingesetzt. Das ist natürlich Benzin im Feuer der 3D-Gegner. „Ist ja nur konvertiert.“ Dass eine professionelle Konvertierung, wie oben beschrieben, durchaus Vorteile hat, dürfte klar geworden sein. Wenn im Wohnzimmer jedes beliebige Bild in 3D gewandelt wird, passiert aber etwas völlig anderes.

Der erste Unterschied ist, dass der Projektor live konvertieren muss, und das möglichst ohne Verzögerung, da ja der Ton synchron bleiben soll. Zudem hat er immer nur ein paar aktuelle Frames zur Verfügung, die gerade durch das HDMI-Kabel ankommen. Er hat kein 3D Modell, auf das er seine Berechnungen stützen kann. Diese Tatsache alleine ist doch schon einleuchtend genug: Das sogenannte 3D-Upscaling eines Projektors oder Fernsehers  kann bei weitem nicht an eine produktionsseitige 3D-Konvertierung heranreichen.

Viel Aufwand mit mäßigem Ergebnis

Die Upscaling-Algorithmen der heutigen Wohnzimmer-Technik sind vergleichsweise kompliziert, um das überhaupt leisten zu können. Die Erkennung von Vorder- und Hintergrund basiert auf Bewegungen. Durch Vergleichen der Bildinhalte in mehreren aufeinander folgenden Frames wird erkannt, ob sich ein Objekt vor einem anderen bewegt. Das funktioniert besonders gut bei vorbeilaufenden Personen, aber auch bei Kamerabewegungen um eine Szene herum, weil die Änderungen des Blickwinkels einer solchen Bewegung gleich kommt. Objekte, die sich gegenüber ihrem Hintergrund schneller zu bewegen scheinen, werden weiter nach vorne gerückt. Da die Software für eine 3D-Darstellung ein wenig hinter die Objekte blicken muss, kann sie sich fehlende Bildinhalte aus den vorherigen Frames nehmen.

Aus diesem Grund wirken bewegungslose Bilder nahezu flach, während sich der 3D-Effekt nur bei Bewegung und Kameraschwenks bemerkbar macht. Man kann das sehr leicht testen, wenn man eine Spielekonsole anschließt: Spiele, bei denen man die Kamera um einen Charakter drehen kann, zeigen sehr schön, dass nur während der Bewegung eine Tiefenwirkung entsteht.

Konvertierung hui, Upscaling pfui

Für meinen Geschmack ist das 3D-Upscaling durch den Projektor oder Fernseher es nicht wert, sich mit der 3D-Brille zu belasten. Die produktionsseitige 3D-Konvertierung hingegen — das möchte ich nochmal ausdrücklich erwähnen — hat rein gar nichts damit zu tun, sondern liefert ein sehr gutes, kinoreifes Erlebnis. Insofern haben Websites wie Is it Real or Fake 3D? auch einen rein informativen Charakter und ziehen nicht über konvertierte Filme her.

Ausprobieren lohnt sich natürlich trotzdem. Je nach Hersteller des Projektors kann das Ergebnis ja durchaus sehenswert sein. Einen Vorteil des 3D-Upscalings darf man schließlich nicht unerwähnt lassen: Die Geräte ermöglichen es dabei, die Tiefe des 3D-Bilds einzustellen. Man kann den Effekt also in gewissen Grenzen regulieren. Bei echtem 3D von einer 3D-Blu-ray kann das nicht funktionieren. Die beiden Bilder sind bereits durch das Produktionsverfahren fest „eingebrannt“.


Wie gut der 3D-Effekt eines Films ist, hängt weniger vom verwendeten Produktionsverfahren ab. Echtes 3D, mit zwei Kameras aufgenommen, ist nicht zwingend besser als eine 3D-Konvertierung — sei es bei alten Klassikern oder bei aktuellen Produktionen. Animationsfilme haben praktisch immer die Nase vorn. Einzig der Sinn des 3D-Upscaling durch das heimische Wiedergabegerät sollte kritisch hinterfragt werden.

Eine sehr schöne, kurze Dokumentation über den Prozess einer 3D-Konvertierung findet man auf der 3D-Blu-ray von Jurassic Park. Hier wird auch gezeigt, dass es dabei nicht nur darum geht, das Bild in die Tiefe zu portieren. Dieser Film ist zugleich ein wunderbares Beispiel dafür, dass sich die Konvertierung älterer Filme richtig lohnen kann.

5 Kommentare zu „3D-Konvertierung vs. reale 3D-Aufnahmen“

  1. ich habe die ausführungen mit großem interesse gelesen. ich möchte erwähnen dass es eine recht simple und kostenlose möglichkeit gibt, einen flachfilm in „3D“ zu sehen. alles was man braucht ist eine kaputte und möglichst dunkle sonnenbrille. man nimmt ein glas heraus, und schon hat man (bei beewegten bildern) einen 3D eindruck. was passiert? das bil des abgedunkelten auges wird vom gehirn geringfügig später verarbeeitet. es entstehen also durch den zeitversatz zwei geringfügig unterschiedlich wahrgenommene bilder, und schwupps: schon hat man einen räumlichen eindruck. aber genau wie beim upscaling ist ein stehendes bild sofort wieder „flach“. probiert es mal aus, es ist ein hübscher effekt und wie gesagt: kost´nix

    1. Nur weil etwas funktioniert, muss man es noch lange nicht so machen. Oder wie es oft so schön heißt: Kannste schon so machen, aber ist dann halt Ka***.

      Danke für den Tipp zu diesem Experiment! Kann man sicher mal ausprobieren. Das aber ernsthaft zu nutzen und sich 3 Nachteile einzuhandeln für 1 Pseudo-Vorteil… äh nein. 😉

  2. Hi,

    danke für die tolle Erklärung. Ich bin ebenfalls ein großer 3D Fan. Mich würde einmal interessieren, ob den Filme wie Fodzilla vs. Kong die angeblich ja in 3D gedreht wurden, dann aber fürs Heimkino „nur“ in HD bzw. 4K erscheinen, wenn ich hier die 3D Simulation meines Beamers nutze, ob ich dann volles 3D Feeling bekomme.

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