Serie Kino-Vorprogramm mit CinemaVision (Teil 1 2 3 4 5 6 7 8 9)

Werbung und Trailer für das Vorprogramm finden

Im ersten Teil dieser Serie haben wir das Kodi-Addon CinemaVision installiert und einen Ablauf für ein Vorprogramm eingerichtet. Aber was nützt uns ein Vorprogramm, wenn wir nichts zu zeigen haben? Darum will ich Euch heute ein paar Tipps geben, woher Ihr Werbung, Trailer, Audio-Formate und einen Kinogong bekommt.

Werbung aus den 80ern: Langnese
Für viele ein Klassiker: Langnese-Eiswerbung aus den 80ern
Bild: Langnese

Der Sinn von Werbung im Heimkino wird sehr kontrovers diskutiert. Immer und überall wird man von Werbung belagert. Ist es nicht gerade das Schöne am Heimkino, dass man eben keine Werbung ertragen muss?

Werbung? Nein danke!

Natürlich ist es das! Und wer diese Einstellung vertritt, soll bitteschön gerne dabei bleiben. Schließlich bekommt man ja nicht mal Geld dafür, dass man seinen Gästen Werbung zeigt. Trotzdem ist die Idee eines Vorprogramms im Heimkino nicht neu. Es geht ja auch gar nicht darum, jemanden zu nerven.

Ein ausgeklügeltes Vorprogramm ist ein wesentlicher Bestandteil echter Kino-Atmosphäre. Das heißt nicht, dass sich ohne Werbung keine Kino-Atmosphäre erzeugen ließe — im Gegenteil. Aber ein Vorprogramm ist diesbezüglich ein gewaltiger Schritt nach vorn! Mit Gästen habt Ihr noch genug Zeit, bei gedämpftem Licht ein wenig zu quatschen, bevor es los geht. Ein gut arrangiertes Vorprogramm deutet außerdem unmissverständlich an, wann es wirklich losgeht und alle gefälligst die Klappe halten sollen.

Aber mehr noch: ein Vorprogramm soll unterhalten und auf den Film einstimmen. Ihr sollt nicht irgendwelche Werbung zeigen, sondern gut gemachte, witzige Werbespots. So tritt die Werbebotschaft eher in den Hintergrund und es gibt was zu lachen. Besser noch, wenn die Werbung etwas mit Kino oder Filmen zu tun hat.

Trailer

Beginnen wir mit Trailern, der akzeptabelsten Form von Werbung. Man könnte sich die Arbeit machen, Trailer von DVDs und Blu-rays zu ziehen. Das ist aber ziemlich viel Arbeit und kratzt an den Grenzen der Legalität. Auch Werbung unterliegt dem Urheberrecht.

Als gute Quelle für Trailer hat sich YouTube erwiesen. Das macht es zwar auch nicht unbedingt legaler, aber für den rein privaten Gebrauch wird sich wohl niemand daran stören. Man muss ein wenig suchen, bis man einen Trailer in der besten Qualität findet, aber meistens wird man fündig. Ein Großteil der aktuellen Trailer ist in Full HD und Deutsch in den Kanälen des jeweiligen Filmverleihs erhältlich.

Bild: Warner Bros.

Um YouTube-Filme lokal zu speichern, verwendet Ihr Software wie zum Beispiel jDownloader. Alternativ gibt es für die meisten Browser Plugins. Eine konkrete Empfehlung spreche ich an dieser Stelle nicht aus — da muss jeder selbst ausprobieren, was ihm liegt. Lest Euch die Bewertungen der Plugins durch, bevor Ihr etwas installiert. Bedenkt bitte auch, dass es eigentlich gegen die Nutzungsrichtlinien von YouTube verstößt, die Filme herunterzuladen. Andererseits passiert aber beim Download auch nichts anderes, als wenn Ihr die Filme im Browser anseht.

Die Filme speichert Ihr am besten im MP4-Format. Ich benenne die Trailer mit dem Titel des Films und dem Erscheinungsjahr in Klammern — genau wie bei den eigentlichen Filmen, aber alle in einem Ordner.

Manche Trailer bekommt man nur von Kanälen, die ihr Intro oder Outro anhängen. Das lässt sich mit der freien Software Handbrake relativ gut abschneiden. Ein wenig Arbeit und Ausprobieren ist da schon gefragt, aber wenn man einen Trailer unbedingt in seinem Vorprogramm zeigen will, nimmt man die paar Minuten Arbeit gerne auf sich.

Audio-Formate

Sehr wichtig sind für mich die Trailer der verschiedenen Audio-Formate wie Dolby, DTS und (kein Audio-Format) THX. Hier zählt ganz besonders die Qualität, denn, mal ehrlich, in Stereo brauche ich einen Demofilm für Dolby TrueHD nicht zu zeigen. Auch nicht mit Surround Decoder.

Bild: Dolby

Glücklicherweise gibt es nahezu alle bekannten Audio Trailer der letzten zwei Jahrzehnte gesammelt bei Demo World in exzellenter Qualität. Einzig bei Trailern mit 3D-Bild sieht es noch etwas mager aus, aber das kann man verschmerzen.

Auch die Logos verschiedener Filmverleihe und Produktionsfirmen sind dort zu finden. Selbst manche Hersteller für Heimkino-Hardware sind vertreten, auch wenn ich dafür keine Verwendung sehe.

Werbespots

Werbung zu finden ist gar nicht so einfach. Schließlich wird Werbung nicht auf Blu-ray oder DVD veröffentlicht. Gut, ein paar Versuche gibt es diesbezüglich, aber die sind meistens nicht mehr lieferbar oder bieten inhaltlich nicht das, was wir suchen.

Ich suche stets nach drei Arten von Werbespots:

  • ganz allgemein witzige, gut gemachte Werbespots
  • Werbung, die an Filme angelehnt ist; sehr beliebt zum Beispiel Star Wars
  • Werbespots aus den 80er und 90er Jahren, die einen gewissen Kult-Charakter haben

Ideal ist natürlich eine Kombination aus mehreren dieser Eigenschaften. Schließlich wollen wir mit Werbung nicht nerven, sondern unterhalten. Als beste Quelle hat sich auch hier YouTube erwiesen. Hier eine Auswahl witziger Werbespots der jüngeren Zeit:

Mit Verbindung zum Thema Kino und Film findet sich das eine oder andere Schmuckstück. Wichtig finde ich außerdem, dass es sich tatsächlich um längere Kinowerbung handelt, und nicht nur um die üblichen TV-Spots mit 20 oder 30 Sekunden.

Ganz wichtig ist eine akzeptable Qualität der Werbung. Neueres Material ist oft in Full HD oder sogar 4k erhältlich. Mehrkanalton kann man natürlich vergessen, aber guter Stereo-Sound in Kombination mit dem Surround-Decoder reicht für Werbung allemal.

Ausschnitt aus dem Werbespot "Netto-Katzen"
Virale Werbung wie die Netto-Katzen eignen sich hervorragend für ein Vorprogramm.
Bild: Netto Marken-Discount

Schwierig wird es in der Kategorie 80er und 90er. In guter Qualität findet man einiges als 35-mm-Umsetzung, das meiste ist dann aber doch ziemlich schlecht oder gerade noch akzeptabel.

Die berüchtigte Langnese-Werbung gibt es in zig verschiedenen Varianten, so dass man hier tatsächlich eine kleine Auswahl bieten kann.

Insgesamt ist das aber schon eine ganz gute Ausbeute, finde ich. Für jeden Geschmack dürfte etwas dabei sein.

Der Kinogong

Als besonderes Highlight zu Beginn des Hauptfilms kann ich einen Kinogong empfehlen. Dieses klassische Merkmal aus alten Kinos weckt immer wieder schöne Erinnerungen.

Ein echter Kinogong ist eigentlich eine rein mechanisch-akustische Angelegenheit. Soll heißen: da wird wirklich noch was angeschlagen und zum Schwingen gebracht. Da aber kaum jemand an einen alten Drei- oder Vierklang-Gong herankommen wird, behelfen wir uns damit, einen entsprechenden Ton über unsere Lautsprecher wiederzugeben.

Glücklicherweise wurde von fast allem irgendwann eine Tonaufnahme gemacht und ins Internet gestellt. Auf FreeSound.org bin ich nach längerer Suche fündig geworden. Hier gibt es einen sehr bekannten Vierklang

… sowie den Zeiss Ikon Klassiker.

Der erste dürfte auch aus vielen Schulen bekannt sein — ich verbinde ihn aber eher mit dem Kino. Nach einer Registrierung auf der Seite kann man sich die Audio-Dateien herunterladen. Bevor wir sie aber als Gong einbinden können, müssen sie noch bearbeitet werden.

1. Von Mono zu Stereo: Die Sounds sind in Mono aufgenommen — was okay ist, denn es bedeutet, dass bei der Aufnahme wohl darauf geachtet wurde, nur den Gong aufzunehmen und Raumeinflüsse weitestgehend außen vor zu lassen.

Dummerweise übernimmt dann bei der Wiedergabe unser Surround-Decoder. Der erkennt links und rechts ein identisches Signal und legt dieses daher komplett auf den Center. Das klingt ein bisschen zu mittig und nicht wie ein großer Gong irgendwo im Kino.

Mit Hilfe von Audacity machen wir aus der Mono-Spur eine Stereo-Spur. Die rechte Seite wird zusätzlich um ca. 20 Millisekunden verzögert. Dadurch unterscheidet sich das Signal zwischen links und rechts und verbleibt weitestgehend auf beiden Front-Lautsprechern. Gleichzeitig klingt der Gong wesentlich räumlicher. Wer die Surround-Kanäle noch mitspielen lassen will, macht sich eine Kopie der Stereo-Spur und invertiert hier das Signal (darauf habe ich aber verzichtet, der Gong soll von vorne kommen).

2. Dauer anpassen: Der Gong klingt sehr lange aus, was schnell zu Langeweile führt. Der nachfolgende Trailer kann so lange nicht starten. Deshalb schneiden wir ihn nach angemessener Zeit ab und blenden ihn am Ende langsam aus. Eine Dauer von 16 Sekunden hat sich als gut erwiesen.

2. Von Audio zu Video: Leider lassen sich in den Ablauf von CinemaVision keine reinen Audio-Dateien einbauen. Deshalb konvertieren wir den Gong in ein Video mit schwarzem Bild. Das kann eigentlich so ziemlich jede Software zur Videobearbeitung. Ich habe die Audio-Datei einfach in den Adobe Media Encoder rein geworfen. Dank der fehlenden Bildinhalte bleibt das resultierende Video trotzdem schön klein.

Damit solltet Ihr in Sachen Kinogong ausgerüstet sein — oder Ihr nutzt diese Anleitung, um einen anderen Gong für Euer Kino aufzubereiten.

Eigene Intros

Der Stolz auf das eigene Heimkino lässt sich ziemlich gut mit einem eigenen Heimkino-Intro ausdrücken. Das könnte zwischen Werbung und Trailer geschaltet werden, oder auch direkt vor den Film.

Wer über die nötigen Kenntnisse und Software verfügt, sich ein eigenes Intro zu erstellen, ist hierbei natürlich fein raus. Die beste Wahl dafür ist wahrscheinlich Adobe After Effects — aber Vorsicht, unterschätzt nicht den Aufwand und die nötige Erfahrung. Es ist nicht damit getan, die Software zu kaufen und ein paar Tutorials zu lesen.

Bild: ivipid.com

Ein weitaus besserer Tipp sind vielleicht Dienste wie vipid. Hier könnt Ihr — meist gegen eine kleine Gebühr — den Namen Eures Heimkinos oder einen anderen Text im Stil des Logos einer der großen Produktionsfirmen animieren lassen. „Svens Heimkino“ fliegt in Universal-Manier um die Weltkugel herum? Kein Problem.

Teilweise sind auch neutrale Vorlagen erhältlich, die nicht ein bereits existierendes Intro nachahmen. Das finde ich deutlich besser, da mir der offensichtliche Wiedererkennungswert eher wie ein Nachteil vorkommt. Das erscheint mir ideenlos, schlecht abgekupfert und zudem störend, wenn gleich darauf noch das echte Intro folgt. Auch würde ich nur zu einem eigenen Intro raten, wenn Ihr einen wirklich guten Namen für Euer Kino habt.

Inhalte von CinemaVision

Zuletzt will ich nicht unerwähnt lassen, wie sich CinemaVision eigentlich finanziert. Wer sich auf der Webseite für die Einsicht der Dokumentation registriert hat, sollte bemerkt haben, dass es neben der kostenlosen Registrierung auch eine zu bezahlende Variante gibt.

Die Software selbst ist zwar durchweg kostenlos, jedoch habt Ihr so keinen oder nur eingeschränkten Zugriff auf zusätzliche Downloads. Die Macher von CinemaVision und die Community bieten nämlich auch Inhalte für ein Vorprogramm an. Diese sind — wer hätte es gedacht — durchweg in englischer Sprache, weshalb vieles davon hierzulande wohl keinen allzu großen Mehrwert bietet.

Ich will die Möglichkeit trotzdem nicht unerwähnt lassen, um das eigene Vorprogramm zu ergänzen und die Weiterentwicklung dieses großartigen Addons zu unterstützen. Gerade die Einblendung von Trivia (siehe Teil 1 dieser Serie) erfordert viele Inhalte, um sich nicht so oft zu wiederholen. Hier gibt es massenweise Material. Auch einige nette Kurzfilme stehen zur Verfügung.


Filmmaterial für Euer Vorprogramm aufzutreiben ist also kein allzu schwieriges Unterfangen. Die größte Schwierigkeit ist eigentlich, überhaupt witzige Werbespots zu finden, die in guter Qualität vorliegen. Dennoch kann der Download von YouTube ziemlich zeitraubend sein, insbesondere, wenn die Trailer noch geschnitten werden müssen.

Um das etwas in Grenzen zu halten, führe ich eine Checkliste, auf der ich Werbung und Filmtrailer kurz notiere, die ich in mein Vorprogramm einbinden will. So habe ich dann bei Gelegenheit mal eine Aufgabe, mit der ich 5 freie Minuten sinnvoll nutzen kann. Ziemlich praktisch finde ich es auch, dass ich so bestimmten Gästen ein individuelles Programm bieten kann und dabei meine Sammlung kontinuierlich erweitere.

Was bindet Ihr noch alles in Euer Vorprogramm ein? Welche witzigen Werbespots könnt Ihr empfehlen? Ab in die Kommentare damit!

9 Gedanken zu „Werbung und Trailer für das Vorprogramm finden

  1. Hi,
    also welche Werbung ich im Kino ja tatsächlich vermisse, ist die gute alte Marlboro Werbung. Gerade der Klassiker aus dem Jahre 1993 war schon sehenswert. Wäre interessant ob es die nicht auch in besserer Qualität gäbe.
    Grüße
    Stefan

  2. Auch wenn es schon lange zurück liegt. Müssen die Trailer und das Video mit dem „Heimkino“ Namen besondere Endungen / Formate haben? Bei mir spielt er sie nicht ab.
    Die Audio Bumpers werden alle korrekt wiedergegeben.

      1. Ok mittlerweile habe ich herausgefunden das MKV (was KODI) grundsätzlich ja abspielen kann nicht funktioniert. Bei den Trailern funktioniert auch kein MP4 was wiederum bei der Video mit dem Heimkino Namen funktioniert, aber da auch nicht immer.
        Ich vermute das ich da etwas falsch mache, aber ich weiß nicht was. Kann man so aus der Ferne da etwas zu sagen?

  3. Gerade den Artikel nochmal gelesen. Sehr gut.
    Wenn Gäste das erste Mal zu uns kommen, bekommen Sie auch die volle Breitseite.
    Werbung ist natürlich alt. Z.b Macki, Aral usw.
    Langnesse gibt es auch. Und nach der Eiswerbung geht kurz das Licht an und unsere Gäste bekommen Eiskonfekt in die Hand gedrückt.

    Habe dafür extra auf die neuen Kodi Versionen verzichtet.

    Mach weiter so… tolle Artikel.

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